Lady Godiva auf der Suche nach ihrem entlaufenen Pferd. Ute Ebeil-Nehcam
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Echt frech wäre das gewesen, es laut Papa zu sagen und, wie immer in solchen Situationen, die Schuld auf meine Pubertät zu schieben. Nun ja, ich kann mich zurückhalten, verzichte auf eine mögliche Ohrfeige, sage lieber lapidar:
„Sorry, es wird nicht wieder vorkommen.“
Ein herzhaft kräftiger Klatscher auf meinen Blanken ist seine Antwort. Papi fällt es schwer, ernst zu bleiben. Seine handgreifliche Reaktion ist freundschaftlich gemeint und alles andere als ernst. Das bemerke ich an der Art des Poklatschers und an seinem Gesicht, denn er kann sich ein Grinsen mühsam verkneifen.
Nur eine winzige Standpauke folgt noch:
„Ich will dir nicht verbieten, im Evaskostüm zu baden oder in der Sonne zu liegen. Nur wenn ein Nachbar sich beschweren sollte, ist Schluss damit!“
„Allerdings“, fährt er fort, „wenn ich mal zu dir ins Wasser rein springe und wir beide nackt im Pool toben, könnte es peinlich werden, wenn mein <Johannes> ausgerechnet, wenn uns in so einem Moment ein Nachbar oder der Zeitungsjunge im Garten sucht, einen Wachstums-Schub bekommt.
„Na und?“, ist der für mich typische Kommentar. „Erstens ist dein Body mit dem Waschbrett-Bauch doch sportlich und richtig sexy, zweitens ist dein Penis so und so vorzeigbar und drittens kann man ihn, den Penis, unter Wasser nur verschwommen sehen. Oder hast du mit einem Mal Berührungsängste?“
„Besten Dank für das liebe Kompliment! Und dass ich keine Ängste habe, werd‘ ich dir an Ort und Stelle zeigen!“
Im Nu ist Papa ausgezogen, schubst mich ins Wasser und springt hinterher. Ehe ich mich versehe, packt er mich, hebt mich bis über die Wasseroberfläche hoch, um mich sogleich wieder mit Schmackes hineinzuwerfen. Für seinen absichtlich festen Griff in meinen Schritt räche ich mich: Ich tauche einfach unter und schwimme geschickt zwischen seinen Schenkeln durch. Logisch, dass ich dabei seine Hoden streife und mich an seinem Lustspender einen Moment festhalte …
Die Angelegenheit mit meinem nicht so „ladyliken“ Auftritt ist gegessen, erledigt und archiviert. Beiderseits zufrieden heben Papi und ich, inzwischen wieder an Land, unsere rechten Hände und schlagen ein. Papi riskiert einen Blick auf meinen Unterleib. Oder betrachtet er gar lüstern meinen Venushügel? Die relativ kurzen Härchen verbergen nur mangelhaft das Wesentliche.
„Schade!“, denke ich und befürchte, dass dieser wachsende Busch irgendwann einmal der Schere zum Opfer fallen wird, denn es ist ja heutzutage immer üblicher, sich die Scham zu rasieren. Wann und von wem ich mir diese Haare ratzekahl entfernen lasse, steht in den Sternen, weiß vielleicht der Geier.
Ich grinse Daddy an:
„Schwarz steht mir doch auch gut, oder?“
„Hervorragend!“, scherzt er, und ich kassiere erneut einen freundschaftlichen Klatscher auf eine Pobacke.
„Hat gar nicht wehgetan!“, rufe ich schnippisch lachend und setze zum Anlauf in den Pool an. Eigentlich hätte Papi mir ruhig hinterher rennen können. Weil es mir doch gar nicht wehgetan hat und weil er sich sowieso noch nicht abgetrocknet hat. Und vor allen Dingen, weil uns beiden solche herzhaften Poklatscher riesigen Spaß bereiten.
Wenn Papi also meint, es sei mit meinen 14 Jahren unschicklich, nackt mit ihm im Garten zu liegen oder im Pool zu planschen, dann könnte er etwas viel Besseres, viel Geileres mit mir erleben. Sofort mache ich mich auf den Weg in mein Jungmädchenzimmer. Nach dem Motto „Wer Ordnung liebt, ist nur zu faul zum Suchen“ kippe ich den gesamten Inhalt der großen Schrankschublade auf meine Schlafcouch. Der knallrote Bikini, nach dem ich hastig suche, ist so winzig, dass ich ihn nur schwer finde. Diese fünfzig Gramm Seidenstoff des Unterteils können, wie meine geilsten Stringtangas, meinen Hintern nicht verbergen, sie zeigen ihn stattdessen …
„Mit diesen zwei dreieckigen Teilen dünnen Stoff, die statt zum Bedecken des Bodys zum Betonen von Arsch und Möse dienen, werde ich Papa zur Verzweiflung bringen!“, denke ich mir insgeheim. Gleichzeitig habe ich ein wenig Skrupel:
„Ist es nicht unfair von mir, Papa mit so einem Outfit aufzugeilen, ohne ihm eine Erlösung, einen Wolllusttaumel gewähren zu können?“
„Nein!“, ist meine selbstbewusste laut ausgesprochene Antwort. Leise sage ich mir:
„Papa kann sich ja schließlich, genau wie ich selbst es tun muss, mit Handbetrieb die ach so wunderschönen Orgasmen bereiten. Und vielleicht bringt ihn so eine Verführungsschau endlich mal dazu, sich eine Geliebte anzulachen!“
Die Vibratoren
Es geschieht an einem Montag im Juni 1998, genau gesagt am 22. Juni. Ich bin wie jeden Vormittag in der Schule, und wir schreiben gerade eine Arbeit in Französisch bei Lehrer Salm. Sprachen sind nicht meine Lieblingsfächer. Bei Mathe und Physik bin ich besser, um nicht zu sagen die Beste. Meine Mitschüler nennen mich deshalb Streberin. Das finde ich zwar echt Scheiße, doch diesen Ruf werde ich so schnell nicht los. Oder? Dass ich ihn binnen zweier Jahre doch noch verliere, ist allerdings ebensolche Kacke. Vorstellen kann ich mir diesen Verlust zurzeit nicht, bin ja keine Hellseherin, die in die Zukunft gucken kann. Eine Tatsache ist es trotzdem, darf ich schon einmal verraten und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, neugierig machen. Ich werde nichts verheimlichen und in einem späteren Kapitel schonungslos über den Verlust meiner Streber-Stellung berichten …
Ich kaue gedankenverloren an meinem Füller. Ich denke an alles Mögliche, nur nicht an den Französisch-Aufsatz, den ich zu Papier bringen muss. Ich denke an „Französisch“ im Sinne von „Blasen“ und lächele in mich hinein! „Blowjob“, sagt man dazu. Das habe ich vor kurzem in der „Bravo“ gelesen. Sogar im Duden ist das Wort Blowjob erwähnt und recht knapp mit Fellatio erläutert.
„Ute, du bist und bleibst ein Ferkel!“, ist mein Kommentar dazu, in Gedanken natürlich. „Vormittags um 11 Uhr in der Schule, während alle Mitschüler konzentriert nachdenken und schreiben, denkst du kleine Sau ans Schwanzlutschen!“
Mir kommt wenigstens etwas Unerotisches in den Sinn, was aber mit Französisch auch nichts zu tun hat. Ich denke an die nachfolgende Sportstunde und freue mich schon auf das Fußball-Spielen, was unser Sportlehrer uns, wenn wir beim Geräteturnen gut sind, oft gönnt. Seitdem ich mir vor zwei Wochen im Deutsch-Unterricht eine „Eins“ eingehandelt habe, bin ich die „Elfmeter-Queen“. Dazu schweife ich einfach mal ab, um diesen rätselhaften Zusammenhang aufzuklären.
Seit Monaten lesen und analysieren wir das Buch von Peter Handke: „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Ich finde Handkes Schreibstil einfach erstklassig, viel interessanter als den eigentlichen Inhalt. Seine seitenlangen Sätze sind derart verschachtelt, dass man sie zwei oder drei Mal lesen muss und am Satzende oft schon den Satzanfang vergessen hat. Die praktische Analyse eines so langen Satzes, das Zerpflücken und Zerlegen in Einzelbestandteile, die Kontrolle von Grammatik und Zeichensetzung ist eher eine naturwissenschaftliche Studie als eine trockene Deutsch-Stunde. Und seit ich mir bei der Erklärung so eines komplizierten Satzes die erwähnte „Eins“ verdient habe, ist mein Spitzname, analog zum Buchtitel, die „Elfmeter-Queen“. Ich freue mich darauf, heute wieder mit äußerster Konzentration im Tor zu stehen und das Geschehen um den Ball und die gegnerischen Stürmer zu beobachten.