Reitschuster und das Phantom. Frank Röllig
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Reitschuster und das Phantom - Frank Röllig страница 3
„Geld raus!“, zischte eine dunkle Männerstimme wieder. Die junge Frau hinter dem Verkaufstresen der Primus Tankstelle war völlig verängstigt. Mit fahrigen Bewegungen holte sie die Geldscheine aus der Kasse. „Beeilung, wird’s bald! Sonst blas ich dir mit meiner Wumme das Hirn raus!“ Der Mann wurde noch aggressiver. Endlich hatte die junge Frau das Geld in die Plastiktüte gepackt. Sie zitterte und weinte vor Angst, als sie ihm die Tüte übergab. Der Mann riss ihr den Beutel aus der Hand. „Na geht doch, warum nicht gleich so! Und jetzt dreh dich um und halt deine Hände hinter den Kopf!“ Er lud seine Pumpgun durch. Doch er schoss nicht, sondern schlich sich leise aus der Tankstelle. Die junge Frau war benommen. Wann würde er schießen? Ihre Arme und Hände schmerzten. Als sie es nicht mehr länger aushalten konnte, ließ sie ihre Arme sehr langsam sinken. Sie wartete auf einen Schrei des Mannes, aber er blieb aus. Jetzt nahm sie allen Mut zusammen und drehte sich langsam um. Sie blickte dorthin, wo der Mann gestanden hatte, doch er war weg. Im gesamten Verkaufsraum war nur sie. Völlig aufgelöst und zitternd nahm sie den Hörer in die Hand und wählte die 110.
„Hier ist die Polizei, wie kann ich Ihnen helfen?“, hörte sie am anderen Ende.
„Mein Name ist Martina Lange und ich arbeite in der Primus Tankstelle hier in Offingen. Oh Gott, es ist so schrecklich“, schluchzte sie und begann, fürchterlich zu weinen. Der Polizist versuchte, sie zu beruhigen. „Ist Ihnen etwas passiert, sind Sie verletzt, brauchen Sie ärztliche Hilfe?“
„Nein, ich bin nicht verletzt, hier … ein Überfall … er hat ein Gewehr!“ Sie weinte und schluchzte wieder.
„Ist der Täter noch da, sind Sie noch in Gefahr?“
„Nein, er ist fort, bitte helfen Sie mir!“ Der Polizist nahm sofort Kontakt mit einer in der Nähe patrouillierenden Streife auf. Er schilderte den Sachverhalt und bat um äußerste Vorsicht, da der Täter bewaffnet war und sich vielleicht noch in der Nähe des Tatorts aufhalten konnte. Danach funkte er weitere Streifen sowie einen Rettungswagen an, um zu helfen. Dann kümmerte er sich wieder um Frau Lange.
„Bleiben Sie ruhig! Hilfe ist schon auf dem Weg zu Ihnen, sie trifft in wenigen Minuten bei Ihnen ein.“ Bedächtig redete er weiter, um die Frau zu beruhigen. „Wie alt sind Sie denn?“, fragte der Polizist.
„Ich bin 26 Jahre alt und habe eine kleine Tochter.“
„Wie heißt denn die Kleine?“ Allmählich schien sie ruhiger zu werden.
„Sie heißt Lisa-Marie, und Sie?“
„Mein Name ist Kreuzleitner, Polizeimeister Carlo Kreuzleitner.“
„Ich danke Ihnen, mir geht es schon ein wenig besser. Ich sehe blaue Lichter.“ Sie stand auf, als die Polizeistreife vorfuhr.
„Ja, tatsächlich. Sie sind da. Vielen, vielen Dank, Herr Kreuzleitner!“ Sie freute sich so sehr, dass sie den Hörer auflegte, ohne auf eine Antwort zu warten. Vorsichtig ging sie zur Eingangstüre und wurde sofort von einem der Beamten zum Rettungswagen gebracht, wo sie ein Arzt betreute. Die Polizisten gaben sich gegenseitig Deckung und kontrollierten das Innere der Tankstelle. Dann kamen sie wieder heraus und meldeten den anderen Kollegen: „Sauber.“
Damit wussten alle, dass keine Gefahr mehr bestand. Einer der Uniformierten kontaktierte die Zentrale.
„Donau 50 für 12 kommen.“
„Hier Donau 50, sprechen Sie.“
„Die Situation ist geklärt. Die SpuSi kann jetzt kommen.“
„Das ist verstanden, kommen.“
„Hier Donau 12, Ende mit 50.“
Nun sperrten die Polizisten das Gelände weiträumig ab und sicherten den Tatort.
Etwa eine Stunde später traf die Spurensicherung ein. Die Beamten machten sich sofort an die Arbeit, packten diverse Kisten und andere Utensilien aus. Dann informierten sie sich bei den Kollegen. Danach zogen sie sich um und warteten auf ihren Chef.
Etwa zehn Minuten später traf Dr. Wallenstein am Tatort ein.
Laut fluchend blaffte er die Kollegen an: „Müsst ihr mich gerade jetzt vom Bildschirm wegholen, wo der FC Augsburg endlich mal gewinnen könnte!“ Alle vom Spurensicherungsdienst wussten, dass sich „Stone“ bald wieder abkühlen würde. „Stone“, so wollte er wirklich genannt werden, weil er selbst einmal gemeint hatte, sein Name sei uncool. Rasch streifte er einen Overall und Gummihandschuhe über, ehe er in einem ruhigeren Ton sagte: „Na dann wollen wir mal.“
Pfeiffer hatte plötzlich eine Idee. Er stellte ein Radio in der Tankstelle auf den Sender BR5 ein, weil dort immer live Berichte aus den Fußballstadien gebracht werden. „So Chef, nun muss aber wieder gut sein“, lächelte Pfeiffer seinen Vorgesetzten an. Mit einem Schmunzeln sagte Stone: „So viel Einfallsreichtum hätte ich dir gar nicht zugetraut, Pfeiffer!“
Das lob ich mir! Ein SpuSi–Team, das Hand in Hand arbeitet, dachte er. Stone schaute sich zuerst draußen um. „An diesem verregneten Samstag stehen die Chancen, etwas Besonderes herauszukitzeln, eher schlecht“, brummte er. Polizeimeister Obermayr schaute sich die Zapfsäulen etwas näher an. Stone bemerkte es: „He Obermayr, was Interessantes gefunden?“
Obermayr fühlte sich ertappt. „Diesel ist schon wieder um 3 Cent gestiegen!“
Stone verdrehte die Augen angesichts solcher Kompetenz.
„O b e r m a y r!“, brüllte er, um ihn wieder zur Räson zu bringen, doch der suchte den Boden wie ein Hund ab. „Schämst du dich jetzt, Obermayr?“
„Nee! Komm mal rüber Stone. Ich glaub´, ich hab´ da was gefunden.“
Stone schlurfte zu den Zapfsäulen hinüber, wobei er provozierend gähnte. „Na, ist der Fall geklärt?“
„Schau dir das an.“ Obermayr deutete auf den Boden neben einer Zapfsäule. Stone staunte nicht schlecht. „Was ist denn das? Hat sich von euch jemand die Schuhe ausgezogen?“ Dieser Satz sorgte für allgemeines Gelächter.
„Wieso, riecht es nach Schweißfuß?“ Alle lachten.
„Sehr witzig! Pfeiffer, komm mal zu mir hier an die Zapfsäule und bring die Fotoausrüstung mit.“
Pfeiffer trabte hinüber, immer noch mit seinem breiten Grinsen. „Na, Chef! Riecht es noch?“ Stone zeigte auf den Boden vor sich.
„Und Pfeiffer! Noch Grund zu lachen? Sieh zu, dass du ordentliche Fotos machst, und konzentriere dich auf deine Arbeit.“
Pfeiffer schluckte. „Jetzt verstehe ich dich, Chef! Und sorry, ich wollte dich nicht aufziehen“, gab er kleinlaut bei.
Vor ihnen waren tatsächlich Abdrücke von nackten Füßen!
Pfeiffer stellte Scheinwerfer auf und fotografierte die Fußspuren aus allen möglichen Winkeln. Er war sichtlich froh, als er die Fotos endlich im Kasten hatte, denn wenig später war alles verdunstet.
„Also Obermayr, wenn ich vorhin gesagt habe, dass du ein wenig unaufmerksam bist, dann tut’s mir leid.“
„Ist