Reitschuster und das Phantom. Frank Röllig
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Читать онлайн книгу Reitschuster und das Phantom - Frank Röllig страница 6
Im Geschäftsraum, der zur Straße lag, war niemand. Jetzt gab Reitschuster Schaller ein Zeichen. Sie deckten sich gegenseitig und durchsuchten Raum für Raum, zuerst im Laden, dann in der angrenzenden Wohnung. Als sich beide sicher waren, dass dort niemand war, steckten sie ihre Waffen zurück in die Holster. Schaller schaute sich um. Alles schien an seinem Platz zu sein. Sie verließen den Laden und gingen zu Birkner, der bereits von den Rettungssanitätern versorgt wurde. Der Notarzt kam zu ihnen. „Wie geht es dem älteren Herrn?“, fragte Reitschuster. „Das wollte ich Ihnen gerade sagen. Der Mann stand kurz vor einem Herzinfarkt. Wir haben ihn stabilisiert und bringen ihn jetzt ins Kreiskrankenhaus Günzburg. Würden Sie bitte seiner Frau Bescheid geben, Herr Kommissar?“
„Ja wir werden Frau Birkner informieren.“ Reitschuster ging wieder zu Schaller. „Hast du mit der Zentrale Kontakt? Ich vermisse Stone und sein SpuSi-Team. Wo steckt der nur wieder?“
Reitschuster konnte ja nicht ahnen, wie recht er mit seiner Äußerung hatte.
Pfeiffer lenkte das Auto der Spurensicherung. In Höhe der Ortschaft Ettenbeuren mussten sie einem Trecker ausweichen, der mit seiner Gabel weit in die Gegenfahrbahn ragte. Durch dieses Ausweichmanöver verlor Pfeiffer die Kontrolle über das Fahrzeug, sie rutschten in einen Acker und steckten fest. Passiert war niemandem etwas, aber sie kamen nicht mehr vom Fleck. „Ja du Sonntagsfahrer, du elendiger.“ Stone machte sich Luft. Es war allerdings nicht klar, wen er denn nun meinte. „Jetzt schau dir den Dreck an!“ Stone war ausgestiegen und versank bis über die Knöchel im Morast. Glücklicherweise hatte er sich vorher die Schuhe ausgezogen. „Jetzt kommt der auch noch zu uns.“ Ein sichtlich aufgeregter Landwirt eilte zu ihnen.
„Ja um Himmels willen. Is eana was passiert?“ Der Bauer hatte einen blutroten Kopf. In seinem tiefschwäbischen Dialekt versuchte er, sich zu entschuldigen. „I hatt die Gabel net nach oba gfahrn. Duat mir leid, entschuldigens vielmals.“ Stone betrachtete den Landwirt in seiner Tracht: Gummistiefel grün, Cordhose dunkelbraun, Janker und Hut. Sagte jedoch nichts. Erst mal nicht!
„He Pfeiffer, bleib im Wagen. Es reicht, wenn einer von uns eine Moorpackung nimmt.“ Dann drehte sich Stone wieder zum Landwirt. „Ihre Entschuldigung in Ehren, aber Sie behindern in diesem Moment die Arbeit der Polizei.“ Er zeigte ihm seinen Dienstausweis. Stone genoss es, den Bauern seine Macht spüren zu lassen. „Jetzt stehen Sie hier nicht so rum wie ein Ölgötze und holen Sie endlich Ihren Traktor, um uns hier herauszuhelfen. Dann werden wir weitersehen!“ In Windeseile holte der Landwirt seinen Trecker, befestigte eine Eisenkette an der Achse und hängte das Auto an. Pfeiffer nahm den Gang heraus und im Nu stand der Wagen wieder am Straßenrand. Nach einer kurzen Besichtigung des Schadens ließ sich Stone die Daten des Landwirts geben. Dann verabschiedete er sich mit einem: „Sie hören von uns.“ Das SpuSi-Team machte sich wieder auf den Weg. Ein verblüffter Landwirt blieb zurück.
„Hallo Bär“, Stone telefonierte. „Hast du uns schon auf die Fahndungsliste gesetzt?“, schmunzelte Stone.
„Nein noch nicht, aber in Sorge war ich dennoch! Ist etwas passiert?“
„Ja, in der Tat. Wir mussten einem Landwirt auf seinem Trecker ausweichen. Ging leider ein wenig in die Hose, na du wirst uns gleich sehen.“
„Habt ihr die Adresse?“
„Ja, haben wir. Schaller hat sie uns bereits mitgeteilt.“ Stone beendete das Gespräch und klickte das Handy wieder in die Freisprecheinrichtung.
Eine Viertelstunde später traf die SpuSi ein.
„Schön, dass ihr es endlich geschafft habt! Euer Einsatzfahrzeug sieht mal echt krass aus. Damit könntet ihr glatt vom Traktorpulling gekommen sein“, lachte Reitschuster schallend und Wallenstein stimmte gleich mit ein.
„Also, was wir bisher wissen, ist, dass der Geschäftsinhaber, Herr Birkner, wahrscheinlich vom selben Mann überfallen wurde wie die Tankstellenmitarbeiterin am Samstag. Befragen konnten wir den Inhaber noch nicht, da er einen Kreislaufzusammenbruch erlitten hat.“
„Das ist nicht viel. Dann schau’n wir mal, ob wir etwas Brauchbares herausfinden werden.“ Er räumte mit seinem Team das Einsatzfahrzeug aus und begann mit der Arbeit.
„Dann verabschieden wir uns. Solltest du …“ Stone unterbrach ihn: „Dann lassen wir von uns hören“, vollendete Stone den Satz. „Ja genau“, grinste Reitschuster.
Schaller wartete einige Meter entfernt: „Ich habe gerade Frau Birkner angerufen und ihr schonend beigebracht, was passiert ist. Sie war gefasst, sagte, dass sie gleich ein paar Sachen für ihren Mann einpackt und zum KKH nach Günzburg fährt.“ Reitschuster nickte: „Gut gemacht!“
In der Zwischenzeit trafen auch Obermayr und Kreuzleitner ein. Nachdem sie alles weiträumig mit Trassierband abgesperrt und die Schaulustigen vertrieben hatten, begrüßten sie ihre Kollegen. „Guten Morgen, Bär, guten Morgen, Schaller! Schon wieder so ein perfider Überfall?“
„Grüß euch“, sagten Reitschuster und Schaller wie aus einem Munde. „Es hat den Anschein, dass sich die Taten ähneln. Befragt die Leute der angrenzenden Geschäfte, ob jemand etwas gesehen hat, halt das Übliche.“ Reitschuster hoffte inständig, dass es diesmal Zeugen gab.
Was für ein Dilemma! Schon der zweite Überfall innerhalb weniger Tage. Was da wohl Staatsanwalt Dr. Hieber davon halten wird? Bloß gut, dass sie als Erste am Tatort waren. Das wäre noch so eine Pleite geworden.
„Komm, Schaller! Wir fahren zum Polizeipräsidium“, sagte Reitschuster ein wenig entmutigt. Sie verabschiedeten sich von der restlichen Mannschaft und fuhren zur Inspektion. Dort wurden sie bereits von Dr. Hieber erwartet.
„Sagen Sie, Herr Reitschuster“, er tänzelte auf und nieder, setzte seine Brille ab und schleuderte sie kunstvoll zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her, „was ist denn das für eine dumme Sache? Da werden Geschäfte am helllichten Tag ausgeraubt, die Menschen darin massiv mit Waffen bedroht. Ich möchte, dass das aufhört. Nicht wahr Herr Reitschuster, Sie kümmern sich darum?“, keifte er den Kriminalhauptkommissar an. Dann setzte er die Brille wieder auf, drehte sich um und war wieder in seinem Büro verschwunden.
„Was soll ich jetzt davon halten?“
Sie schauten sich ratlos an. „Ein wenig Zuspruch wäre auch gut gewesen. Das war einfach nur Dampfablassen“, meinte Reitschuster zu Schaller.
Sie gingen ins Vorzimmer der Abteilung, wo sie Frau Wimmer wie immer freundlich empfing. Es duftete herrlich nach frisch aufgebrühtem Kaffee und ein weiterer Geruch lag in der Luft. „Schauen Sie nur, Herr Reitschuster. Die Maler sind endlich fertig geworden mit dem neuen Besprechungszimmer. Schön, nicht wahr?“ Reitschuster und Schaller staunten nicht schlecht, als sie das neue Zimmer sahen. Alle Dinge, die sich Reitschuster überlegt hatte, waren vom zuständigen Controller des Präsidiums genehmigt worden. So sollte die Arbeit demnächst schneller und effizienter vonstatten gehen.
„Jetzt bräuchten wir nur etwas Greifbares in diesem verflixten Fall. Dann könnte man mit diesem neuen Besprechungszimmer auch etwas anfangen … Der Täter schlägt zu, keine Zeugen, keine Spuren, nichts. Wir müssen an die Öffentlichkeit. Die Flucht nach vorne. Die Ladenbesitzer müssen gewarnt werden. Vier-Augen-Prinzip, Video Überwachung und und und“, sagte Reitschuster zu Schaller ernst.
„Musst du das nicht von Dr. Hieber genehmigen lassen? Wie wäre es denn mit der totalen Überwachung, einer Bestreifung sämtlicher Geschäfte?“, fragte Schaller.
„Wie