Reitschuster und das Phantom. Frank Röllig
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Читать онлайн книгу Reitschuster und das Phantom - Frank Röllig страница 4
Währenddessen versuchte Kreuzleitner, seinen Chef, Kriminalhauptkommissar Reitschuster, zu erreichen. Er wählte die Nummer des Bereitschaftshandys und staunte nicht schlecht, als er hörte: „Schaller!“
„Ja wo ist denn der Bär?“, fragte Kreuzleitner in seinem Allgäuer Akzent. Er wartete auf eine Erklärung.
„Sag mal Kreuzleitner, hast du es schon vergessen? Reitschuster hat doch heute sein erstes Date. Da will ich als guter Kollege ihm den Rücken freihalten. Hast du was für mich?“
„Allerdings! Einen bewaffneten Raubüberfall hätte ich anzubieten.“
„Na, dann gib mir mal die Adresse.“
„Hauptstraße 34, in Offingen.“
„Ist notiert, Kreuzleitner. Bin gleich da.“ Schaller legte auf. Für einen Augenblick überlegte er, seinen Chef anzurufen. Er verbannte diesen Gedanken aber sofort, denn schließlich hatte er nun einen Fall, um sich zu profilieren! Schaller brauste los. Sein Lupo röchelte in den höchsten Tönen. Nach 30 schier unendlichen Minuten hatte er es geschafft. Wenigstens wurde Schaller von seinen Kollegen sofort durchgewiesen, denn sein kleiner Lupo fiel eben auf.
Reitschuster fuhr zu seinem Haus nach Neuburg an der Kammel. Er hatte damit gerechnet, dass sie seinen Garten sehen wollte und aus diesem Grund einiges vorbereitet. Eiskalter Sekt stand in einem Kühler, dazu eine Käseplatte, kleine Häppchen und frisches Obst. Alles war mit indirektem Licht und Kerzenschein abgestimmt. Er hatte sogar an eine Vase für den Blumenstrauß gedacht. Jasmin war hin und weg. Reitschuster hoffte, sie zu beeindrucken.
„Herr Reitschuster, was für eine Überraschung! Das sieht alles wunderschön aus.“ Reitschuster schenkte zwei Gläser mit Sekt ein und reichte ihr eines. Sie schauten sich tief in die Augen, prosteten einander zu, tranken den Sekt und gaben sich einen Kuss auf die Wangen. Sie duftete verführerisch. Reitschuster zitterten die Knie. „Mein, mein, Vorname ist Felix. Felix Reitschuster.“ Endlich war er wieder Herr seiner Sinne.
„Meinen Namen kennst du ja“, sagte sie mit einem Lächeln. Reitschuster sah zwei makellose Zahnreihen, die im Schein der Kerzen blitzten. Beide setzten sich an die bunt gedeckte Tafel und aßen. Die Sonne versank am Horizont. Als er bemerkte, dass seine Angebeteten fröstelte, schaltete er einen Heizpilz ein und zündete zusätzlich etwas Holz in einem stählernen Korb an. Es soll ihr an nichts fehlen, dachte Reitschuster und freute sich, den perfekten Gesellschafter zu geben. Sie tranken den Sekt, anschließend einen guten Wein und genossen den Sternenhimmel über sich.
„Hallo Schaller! Freut mich, dass du hergefunden hast“, sagte Wallenstein nicht ohne spöttischen Unterton.
„Ja, was denn! Kann ich was dafür, wenn mich der Diensthabende so spät alarmiert!“, meinte Schaller verärgert.
„Wo ist denn dein Mentor?“, fragte Stone.
„Den hat doch die Muse geküsst. Schon vergessen?“ Schaller schaute ernst.
„Ah ja. Da war doch was! Finde es sehr kollegial, ihm den Rücken freizuhalten“, meinte Stone anerkennend.
„Ich danke dir für die Blumen. So und nun Tabula rasa. Bring mich bitte auf den neuesten Stand!“
„Heute Mittag gegen 12:30 Uhr wurde diese Tankstelle von einem maskierten Mann überfallen. Der Täter bedrohte die Tankstellenmitarbeiterin Frau Lange mit einer Pumpgun, raubte das Geld und war im Nu verschwunden. Soweit der Tathergang. Was ich herausgefunden habe, sage ich dir nach der Auswertung aller Spuren. Du siehst, wir sind noch zu Gange.“
Stone wendete sich ab und verschwand in der Tankstelle.
„Obermayr, wo ist denn die Mitarbeiterin?“, fragte Schaller. „Die ist im Rettungswagen. Das alles hat sie ziemlich mitgenommen. Das Rettungsteam hat ihr eine Infusion und ein Beruhigungsmittel verabreicht.“
Schaller ging zum Rettungswagen, um sich über die körperliche Verfassung der Zeugin zu informieren. Als er für eine erste Befragung ein Okay bekam, ging er zu der Frau.
„Guten Tag, Frau Lange. Mein Name ist Schaller von der Kriminalpolizei Krumbach. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn es Sie nicht zu sehr belastet?“ Schaller wollte sehr behutsam vorgehen, dabei aber sachlich bleiben – wie er es bei Reitschuster abgeschaut hatte.
„Ja bitte, fragen Sie!“, antwortete sie mit einem schüchternen Lächeln. Ihre Augen waren vom vielen Weinen gerötet, das Augen-Make-up war ganz verschmiert.
„Sie standen hinter der Kasse, als der Täter den Verkaufsraum betreten hat. Ist das soweit richtig?“
„Soweit schon. Nur habe ich ihm den Rücken zugedreht, weil ich gerade Zigaretten aufgefüllt habe. Da sagte eine Stimme plötzlich: Geld raus oder ich puste dir das Hirn raus. Diese Worte werde ich wohl nie wieder vergessen.“ Sie begann zu weinen und Schaller reichte ihr ein Papiertaschentuch.
„Was ist Ihnen noch aufgefallen, außer dem, was er sagte?“, hakte er nach.
„Er hatte eine sehr dunkle, ja bedrohliche Stimme.“
„Was hat er für Kleidung getragen?“ Sie überlegte kurz, ehe sie antwortete: „Er hatte eine schwarze Skimütze über seinen Kopf gezogen und ich habe nur diese dunklen, braunen Augen gesehen. Er trug einen schwarzen Overall und schwarze Lederhandschuhe.“
Komischerweise merken sich Zeugen im Stress viele Dinge sofort. Andere kristallisieren sich erst später heraus, wenn sie wieder zur Ruhe gekommen sind oder danach gefragt werden. Das wusste Schaller aus einem Seminar für Befragungstechniken. „Was meinen Sie, wie er zu Ihnen in die Tankstelle gekommen ist?“
„Das ist seltsam. Jetzt, da Sie danach fragen, fällt mir etwas auf. Ich habe weder vorher noch hinterher Schritte gehört, auch kein Motorengeräusch. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wie er sich bewegt hat oder geflüchtet ist.“ Schaller überlegte kurz, ob der Täter Frau Lange wirklich erschossen hätte.
„Ich möchte mich bei Ihnen bedanken und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute. Ich hoffe, dass Sie den Schock so schnell wie möglich überwinden.“ Zum Abschied reichte er ihr seine Visitenkarte. „Sollte Ihnen noch etwas einfallen, melden Sie sich bitte bei mir. Auf Wiedersehen, Frau Lange.“ Sie tat ihm leid.
Wie würde er sich wohl in einer solchen Situation verhalten?
Die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes luden Frau Lange in den Rettungswagen und fuhren mit ihr ins Kreiskrankenhaus nach Günzburg.
Mehr gab es für Schaller erst einmal nicht zu tun. Er ging zu Stone, um seine Ermittlungsarbeit mit ihm abzugleichen. „Habt ihr noch etwas herausgefunden?“
„Nein“, sagte Stone ein wenig betrübt. „Keine Fingerspuren, keine Fasern, nichts!“
„Dann schlage ich vor, dass wir für heute Schluss machen. Was meinst du Stone, schließlich hast du den höchsten Dienstgrad.“
„Ja, ich glaube, du hast recht. Der FC Augsburg hat auch verloren! Leute, lasst uns zusammenpacken.“
Zweites Kapitel
„Wir