My Risky Business. Adele Mann

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My Risky Business - Adele Mann

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seinen Unterlagen, ohne etwas von sich zu geben, wie Charly das gerade macht. Dad räuspert sich und übernimmt das Ruder, ehe unser Schiff noch auf Grund läuft. Gott sei Dank!

      „Mr Stoke. Die Zahlen lügen nicht. Wir sind in einer ernsten Lage und die Konkurrenz ist groß, aber wir haben eine gute Strategie, diese Dürre zu überwinden, und benötigen vielmehr einen Investor, der diesen Weg durch die Krise mit uns geht, als jemanden, der uns aufkauft und all unsere Produktionsanlagen an die Konkurrenz verkauft oder gar einen Großteil unserer Mitarbeiter entlässt. Wie Sie hier sehen …“ Dad legt Stoke unseren Businessplan vor, den der dreiste Kerl nicht einmal anfasst. Dad macht einfach weiter. Er lässt sich von so etwas nicht unterkriegen, während Charlys Blick immer panischer wird. „… haben wir eine Strategie entwickelt, die unsere Position am Zielmarkt deutlich verbessern wird. Wir werden unsere Produktpalette um Varianten unserer US-Tasty-Specials erweitern und diverse Aktionen in Kinos und in Malls fahren, bis der Hunger auf Eiscreme-Specials mit Chocolat-Chips, Keks und Kuchenstücken wieder angefacht wird und die Umsätze steigen. Amerika, besonders der Süden, liebt Milky Comfort, und genau daran erinnern wir sie!“

      Ich bekomme Bauchschmerzen, die ich gequält weglächle. Einerseits weil Dad eine Strategie vorstellt, an die ich nicht glaube, und andererseits, weil Stokes Gesichtsausdruck klarmacht, dass er meine Befürchtung teilt. Schlimmer noch, er scheint geradezu gleichgültig. Als sein Blick kurz zu mir schweift, kann ich es nicht verhindern; mein Lächeln bricht und ich beiße mir kurz auf die Lippe, um mich zu ermahnen, die Fassade nicht zu verlieren, die ich hier und jetzt tragen muss, meiner Familie zuliebe.

      Verdammt! Er hat es bemerkt.

      „Wollen Sie noch etwas hinzufügen, Miss Beaufort?“

      Mit seiner hochgezogenen dunklen Braue fordert er mich geradezu heraus. Sein Tonfall macht klar, dass er will, dass ich ihn nicht anlüge, dass ich etwas sage, was keiner von mir erwartet, nicht mal ich.

      „Wie Sie bestimmt wissen, bin ich Leiterin des Marketings und nicht Teil der Geschäftsführung“, antworte ich betont ruhig. Ich weiche der Frage aus, denn ich fühle, dass ich, warum auch immer, diesen Mann nicht anlügen kann, und genau das müsste ich, wenn er mich nach meiner Meinung fragt.

      Was ist das bloß?

      „Mir ist egal, woran Sie beteiligt sind und woran nicht. Ich will von Ihnen wissen, ob Sie glauben, dass das hier ein Konzept ist, hinter dem Sie stehen … Ich mache es Ihnen ganz einfach, Miss Beaufort. Entweder Sie sagen mir jetzt Ihre ehrliche Meinung, oder ich werde aufstehen, an meine Arbeit gehen und der Verkauf Ihrer Firma an Stoke International ist so gut wie erledigt.“

      Ich fühle, wie Hitze und Wut auf meinem Gesicht brennen. Wie kann er mich in diese Lage bringen? Was soll das?

      Dad starrt mich mit seinen blauen Augen an, dieselben, die mich im Spiegel anstarren, wenn ich mich selbst betrachte, und Stokes Augen bohren sich ebenso in meine. Selbst Charly fleht mich stumm an. Ich habe das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu laufen. Angespannt atme ich langsam aus.

      „Wie Sie wollen, Mr Stoke! Sie lassen mir ja keine Wahl. Nein, das ist nicht die Strategie, die ich gewählt hätte, das heißt aber nicht, dass sie nicht eine gute Chance hat.“

      Ich zwinge mich zu einem bemühten Lächeln, während ich einige der Schimpfwörter im Kopf herumwälze, die ich ihm stattdessen an den Kopf werfen möchte. Arrogantes Arschloch ist noch das netteste von allen.

      „Gute Chancen interessieren mich nicht, Miss Beaufort. Mit Gut wäre ich immer noch die Nummer zwei hinter meinem Vater, und mein Unternehmen würde bestimmt nicht den Zusatz International besitzen. Mich interessiert Außergewöhnlich oder Risikoreich – alles, nur nicht Gut. Und jetzt möchte ich bitte von Ihnen hören, was Sie mir vorschlagen, um in Ihren Familienbetrieb zu investieren und auf den Kauf Ihrer Firma zu verzichten.“

      Interessiert und selbstzufrieden lehnt er sich zurück und starrt mich an. Auf der anderen Seite des Tisches knirscht Charly mit den Zähnen und Dad hat seinen Blick aufgesetzt. Und genau da geschieht etwas Seltsames mit mir. Die Angst und der Druck fallen von mir ab, als ich zurück zu Stoke sehe und bemerke, dass, neben all der Arroganz und Dreistigkeit, in Michaels Augen eine Art Hoffnung und ein tatsächliches Interesse an meinen Gedanken zu erkennen ist. Zumindest bilde ich mir ein, das zu erkennen.

      „Um ehrlich zu sein … würde ich in eine andere Richtung gehen. Ich ließe die klassische Linie bestehen, ohne darin noch mehr zu investieren. Vielmehr würde ich ein großes Investment nutzen, um zwei ganz neue Linien aufzubauen: eine Edel-Sorbet-Marke mit ausgewählten Zutaten, wie zum Beispiel Acerola-Kirschen oder kalifornische Orangen, und eine Milch-Joghurt-Linie mit Bio-Touch. Auch wenn der Markt dafür noch im Aufbau ist, wird in den nächsten Jahren der Bio-Trend weiter zunehmen, und der Markt für die überzuckerten und mit Keks und Schokoladelinsen gespickten Eissorten ist bei Weitem übersättigt. Nur in einer neuen, qualitativ hochwertigen Linie liegt ein chancenreiches Wachstum, und das würde uns erlauben, bisher unentdeckte Bereiche wie New York oder andere anspruchsvolle Großstädte zu bedienen, Stores, wo wir derzeit nicht einmal vertreten sind, weil unsere Marke nicht dazupasst. Noch nicht jedenfalls. Wir müssten dazu weitere Marken aufbauen und zweigleisig fahren mit einem völlig neuen Werbekonzept, perfekt auf eine urbane Zielgruppe ausgerichtet. Milky Comfort für das Land und High-Class-Sorbet für die Stadt.“

      Als Erstes sehe ich in das entsetzte Gesicht meines Bruders, dann Dads besorgte Miene, ehe mein Blick an Stokes amüsiertem Grinsen hängen bleibt. Es scheint fast, als hätte er erwartet, dass das genau so laufen würde.

      „Mr Beaufort“, spricht er meinen Vater ernst an. „Sie haben es Ihrer Tochter zu verdanken, dass der Verkauf an mich vom Tisch ist – vorerst zumindest! Und wenn Sie wollen, dass ich ernsthaft über eine Investition nachdenke und der Verkauf endgültig erledigt ist, dann bitte ich Sie beide, den Raum zu verlassen.“

      Okay, nun bekomme ich Panik. Hilfe suchend sehe ich mich, trotz meiner gerade noch so hochtrabend vorgetragenen Rede, nach Dad um. Der scheint die Welt nicht mehr zu verstehen und wirkt mindestens so verwirrt wie ich. Als Dad und Charly sich widerwillig erheben, tue ich es ihnen gleich. Wenn ich das richtig verstehe, soll ich mit ihm hierbleiben. Nur er und ich. Allein bei dem Gedanken leuchten meine inneren Alarmglocken in allen Abstufungen der Farbe Rot.

      Während ich dastehe, verwirrt und mit einem Knoten im Magen, umrundet Dad den Tisch und sieht mich besorgt an. Kurz lehnt er sich zu mir und flüstert mir zu: „Jetzt liegt es an dir, Maddie! Wir zählen alle auf dich!“

      Nur kein Druck, was?

      Kaum sind Dad und mein Bruder durch die Tür verschwunden und ich bin mit Michael Stoke in dem riesig wirkenden Raum allein, bekomme ich Gänsehaut. Der Gedanke, mit diesem Mann allein zu sein, jagt mir mehr Angst ein, als den verrückten braunen Hengst unseres Pferdezüchters zu reiten. Und der Gaul ist der reinste Teufel. Einmal abgeworfen zu werden hat mir gereicht. Ich habe meine Lektion gelernt. Was mir hier jedoch bevorsteht, ist völlig unbekanntes Terrain.

      Ein paar Minuten vergehen, ohne dass er etwas sagt. Er starrt mich nur an. Wieder ist das starke Gefühl da, seine Beute zu sein, was mir gar nicht behagt. Deshalb lasse ich mir meine Angst nicht ansehen und hebe stattdessen herausfordernd eine meiner Brauen, ganz genau so, wie er es vorhin getan hat. Ihn amüsiert es anscheinend, denn es bringt den Mann dazu, zu grinsen. Ich wünschte wirklich, er wäre nicht attraktiv, dann fiele mir das hier leichter. Ich könnte ihn einfach hassen und auch noch abstoßend finden. Wie schön das wäre.

      „Ich wusste, dass Sie mir die Wahrheit sagen würden.“

      „Ach, und woher beziehen Sie dieses Wissen? Ich wusste es nicht.“

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