Die Todgeweihten grüßen dich. Friederike Kielisch
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An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass die heutigen Griechen in dieser Stadt nicht mehr der Einschätzung von damals entsprechen. Viele sind sehr respektable und ehrbare und fleißige Mitmenschen, voll integriert. Besonders die griechischen Damen meiner Altersgruppe sind wirklich sehr freundliche und liebenswerte Geschöpfe, das meine ich wirklich so.
Dieser Alex bekam gar nicht mit, was ihm zunächst durch mich wiederfuhr. Männer können so absolut manipulierbar und vernagelt sein! Er wurde damals gehandelt, und als potenzieller Schwiegersohn gesehen einiger lediger Damen. Das bekam zwar er durchaus mit, aber er konnte das nicht so wirklich an sich heran lassen. Denn Griechen neigten dazu, sich Herren für ihre Töchter zu bestellen. Diese wurden manchmal auch direkt aus Griechenland importiert, bekamen schon mal nur allein für das Kommen neue rote BMWs. Manche nahmen nach Ansicht der Braut in einer Nacht und Nebelaktion das Auto, und hauten wieder ab. Ein echter Grieche wollte zu der Zeit niemals seine Heimat eintauschen. Das Gefühl, wenn man Griechenland betritt, wirklich sich öffnet mit der Seele, heißt Freiheit! Doch er war ja von sich aus hier! Und sie umgarnten ihn.
Nach unseren Smalltalk ordnete ich an, dass er mich nach der Arbeit mal irgendwann in ein Restaurant einladen dürfte. Er war so verwirrt, das er mindestens die ersten Verabredungen absolut verpatzte, immer an den falschen Orten auf mich gewartet hatte. Doch eines Tages, es war ein Sommer Regentag, erwischte er mich direkt vor dem Café. Er hielt den Schirm, und wir gingen zum besten Italiener der Stadt. Dort handelte eine nasse Katze erstmal die Rahmenbedingungen unserer Bekanntschaft aus. Das verwirrte ihn noch mehr. Er durfte nur mit mir ab und zu ausgehen. So landete ich nun also in den heimischen griechischen Radius. Wir fuhren mit „seinen Bekannten“ ab und zu in andere Städte um nachts auszugehen. Er kannte nicht viele, doch nun durfte ich offiziell mitfahren. Oder wir spielten Billard, ey, und er reagierte gar nicht weiter auf mein niedliches Äußeres. Das war auch in Griechenland durchaus der übliche Verfahrensweg, denn bis man damals dort etwas mit einer Lady hatte, vergingen Monate! Aber einige hier ansässige Barbaren von denen griffen durchaus zu ganz anderen Mitteln! Einer lauerte auch mal locker mit seinem Mercedes vor meiner Tür, und auch dieser Jiannis nervte ab und an. Ich brauchte Alex zu meinem Schutz. Und er brauchte mich, um nicht gleich verlobt zu werden! Eines Abends, als wir spontan ausgegangen waren, befanden wir uns noch auf einen Mocca in einer Wohnung eines perfiden Typen, der in Hamburg Medizin studierte. Und genau Dieser mischte dann in meine Tasse so etwas wie spanische Fliege, aber Alex bekam das mit, vertauschte die Tassen, trank die volle Mischung, er war eben keine Lusche, einer der in Griechenland als Soldat ausgebildet worden war, damals musste ein Mann dort sehr hart im Nehmen sein! Und er brachte mich trotzdem danach unmittelbar sicher nach Hause! Danach sind wir nie wieder mit denen ausgegangen. Er war nicht mal mein ordnungsgemäßer Freund, aber hat von Anfang an immer auf mich aufgepasst! Auch als ich einfach nicht in dem Café für meine Arbeit bezahlt wurde, regelte er auch das für mich. Es wurden mir 1200 DM geschuldet, denn sie suchten Streit mit mir, um mich nicht bezahlen zu müssen, doch Alex bekam dann immerhin noch 960 DM heraus.
Dann war ich wieder mal weg, natürlich diesmal in Thessalien und auf Skiathos und in Athen. Und dann hatte ich noch einen Mann in Griechenland, der sich als mein Verlobter fühlte: Alex Ayverinakis, ich war die größte Liebe seines Lebens, er wartete noch 7 Jahre auf mich, bis er sich dann doch entschloss, ein blauäugige Griechin zu ehelichen.
Doch zuvor hatte ich in meinem Träumen mich schon für den Alex entschieden, der mein Freund war. Er war eben zuverlässig und in meiner Heimat.
So nahm ich einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach. Zur Ruhe wollte ich kommen, angekommen sein. Etwas aufbauen, eine Familie und Sicherheit haben.
Mich selbst verlor ich aus den Augen, lebte das Klischee der Ehefrau und Mutter vom Dorf. Sehr einsam war ich, fühlte mich abgeschnitten von der Welt. Mein Mann machte sich selbstständig, und wir bekamen drei Kinder. Er verblühte und war fast nie zuhause.
Ich tröstete mich mit Hauswirtschaft und Sport, aber mir war kalt. So blieb mir nur mein Leben um meine Kinder herum zu gestalten. Ich verschlief den Zeitgeist, hatte keine Freunde nur Bekanntschaften, nur manchmal weinte mein hartes Herz in das Kissen, da es im Grunde gar nicht stark und eiskalt war, sondern warmherzig, verzweifelt und sich nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnte. Mein Mann begriff das nicht. Bis heute begreift er nicht was eine Partnerschaft ist, Nähe und Seelenverwandtschaft.
Damit steht er als Mann gewiss nicht allein dar, doch ich kannte schon immer Anderes. Wenn ich eine Freundschaft habe, dann nur ein solche Version von Nähe, Vertrauen und Zuneigung, Ehrlichkeit. Denn ich bin ein Beziehungsmensch und neige eher zu Wenigen als zu vielen oberflächlichen Bekanntschaften.
Doch dieser Mann ist genau anders herum. Er kennt nur Bekanntschaften, keine Freunde. Nun vielleicht bin ich sein einziger Freund, doch ich bin ihm fremd, denn er versteht mich nicht.
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