Die Todgeweihten grüßen dich. Friederike Kielisch
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Mustafa, dachtest Du wegen Ergün, hättest Du mir weniger bedeutet? Ich habe immer an Dich geglaubt, in meinem Herzen, über Alles.
Damals, hast Du gedacht, ich habe mich gegen Dich entschieden? Damals, als ich Dich dann verleugnete, als Dein Bruder, und Fadil der Kurde, zu mir kamen? Ich wollte Dich beschützen!
Denn eines Tages erhielt ich offiziellen Besuch bei mir zu Hause. Es muss ein Samstag gewesen sein, als sein ältester Bruder und Fadil bei mir auftauchten, unverhofft, ohne Vorwarnung. Die beiden kannte ich nur von Sport. Und ich dachte eigentlich nur: Mein Gott, hilf mir!
Wir setzten uns draußen auf den Rasen, um zu reden. Sie redeten alles Mögliche, über rituelle Waschungen und so… Wie sollte ich aus der Situation heraus kommen? Ich hatte wirklich Angst. Angst, ein Verbrechen begangen zu haben. Ich hörte nicht wirklich zu, und rang um Fassung. Es war so unfair, denn Du warst nicht dabei…Ich wusste nicht was sie wirklich wollten. Um Dir unangenehme Konsequenzen zu ersparen, behauptete ich einfach, ich würde Dich nicht kennen. Nur Ali, ja, den kannte ich, sagte ich zu ihnen. Du warst doch noch so jung! Wie hätte ich zu der Wahrheit stehen können? War das die Heiratsdelegation gewesen?
Sie sagten, Du bist wohl irgendwie verwirrt, und sie sind dann wieder friedlich von unserem Grundstück gegangen.
Im Grunde war doch unser Plan, dass ich irgendwann studieren wollte, und Du so wie immer bei mir sein solltest. In Freiheit.
Doch nach diesem Tag, kamst Du nicht mehr zu mir, hast nie wieder mit mir gesprochen. Obwohl ich Dich suchte, denn meine Regel blieb aus. Ich ging weinend zu einer Beratungsstelle, und betete zu Gott, nicht schwanger zu sein. Irgendwann fand ich Dich, in einer Gruppe von anderen Jugendlichen, stand vor Dir, doch Du hast mich nur angesehen, und Dich abgewendet.
Und noch niemals in meinem Leben habe ich mich so sehr verletzt gefühlt…
Du hast nicht mit mir geredet
Du hast nicht um mich gekämpft
Du hast mich einfach weggeworfen
Ich zerbrach, blind vor Schmerz und aus den Tiefen meiner Seele habe ich Dich verflucht, Sohn des Teufels:
Jallah! Ben Esch Shaitani !
Der Fluch der Frauen seit Urzeiten
Nie mehr sollst Du Dein Glück finden, und durch tausendfachen Betrug die Deinen. Niemals hättet Ihr in unser Land kommen dürfen…
Haha, heute weiß ich dass viele Türkinnen ihre Männer verfluchen, oder mit einem bösen Blick belegen, wenn sie nicht parieren. Ach, so sollte man nie lieben, sondern reden!
Und doch Gott erbarmte sich meiner, zehn Tage später wusste ich, nicht schwanger zu sein.
Und heute weiß ich, auch Mustafa suchte nach Mittel und Wege mit seinem Schmerz umzugehen. Und er rächte sich teilweise an der deutschen und türkischen Gesellschaft. Er nutzte auch Ali aus, ließ sich Getränke spendieren, und jede deutsche Frau, die ihm gefiel, und nicht bei Drei auf dem Baum war, wurde angebaggert. Er sich selbst verletzt.
Ergün hatte recht gehabt, als er mich warnte, und meinte ich sollte diese Kreise meiden. Es war kein Umgang für mich. Er kennt mich zu gut.
Es war mein innerer Tod.
6. Juni 2014
Ich,
an meinem Bruder, 12 flacher Dan Träger des Kung-Fu, Deutscher, geboren in Xanthi, Hellas
ich denke viel an dich
und an damals
in der Zeit wo du glücklich mit Katja warst
weißt du dann war Mustafa da
auf einmal war ich wichtig, es ging um mich
er hörte meine Gedichte
er lernte mit mir für das Abitur
er ging mit mir in den Wald Pilze suchen
und Ali O. war unsere Deckung
bis es aufflog
seine Eltern ließen ihn polizeilich suchen...er war bei mir
Ali O. und ich waren gute Kumpels...wir teilten unseren Liebeskummer
sie bauten mich auf
und beide waren immer gegen das Establishment
ich wusste nicht das Mustafa so jung war
du dachtest ich hätte Größe...ich hätte ohne sie nicht so viel ertragen können
sie waren einfach da...Mustafa mit seinen großen Augen
und mir zuhörte
Ali der mich oft einfach aufsammelte wenn ich in der Stadt war...in meinem weißen Kleid und Gedichte schrieb
mir die Seele aus dem Laib schrieb
du hast Katrin so sehr geliebt
beide haben dann nie begriffen warum ich meinen Mann genommen habe
doch ich musste meine Seele retten
in ein normales Leben
verstehst du das?
E.:
so eindrücklich wie du das erzählst bleibt einem ja keine andere Wahl
ich war soo naiv
ich träumte mit Mustafa
er glaubte mir
jedes Wort
E.:
wie sieht denn dein Leben jetzt aus?
einsam
aber gut so
E.:
komfortabler?
ich sagte zu ihm. Wenn wir Abitur haben, ziehe ich nach xyz und du kommst mit
ich studiere und du bist glücklich. Das sagte ich zu ihm
er erzählte es seinen Eltern
sie erklärten ihn für verrückt und schleppten ihm zum Psychologen
dann kam sein älterer Bruder mit diesem Kurden E.
und ich verleugnete uns
E.:
und sie wollten ihn nicht verheiraten mit dir?