Harkael. Elias Crown
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Amelias stieg von Kaplan ab und erwiderte strahlend die Begrüßung des Meisters. Herzlich umarmten sich die beiden Freunde. Amelias kannte Balaan bereits seit längerer Zeit, dieser hatte ihm das Leben gerettet, als er nach einem Unfall schwer verletzt im Wald lag. Und seither besuchte er den Meister immer, wenn es seine Aufgaben zuließen. Anfangs aus Dankbarkeit für die Hilfe, doch sehr bald aus tiefempfundener Freundschaft. Auch Kaplan mochte den Meister und er begrüßte ihn stets auf seine ganz eigene, ungewöhnliche Art. Der Tiger verneigte sich vor Baalan und legte sich auf den Boden, um sich streicheln zu lassen. Balaan kam diesem Wunsch immer sehr gerne nach, denn es war auch für ihn ein Vergnügen, dieses weiche, glänzende Fell zu berühren.
„Komm, Amelias, betritt mein Heim und lass uns über Neuigkeiten reden“, lud Balaan seinen Freund ein.
Wie gewöhnlich bereitete der Meister ein wohlschmeckendes Getränk aus Wasser vom Perlenlicht und nur ihm bekannten Kräutern und füllte es in schwere Krüge. Hier fand Amelias immer sofort zu einer vollständigen Ruhe und er genoss es, auf den alten Holzstühlen zu sitzen, in das flackernde Kaminfeuer zu schauen und sich in das Gespräch mit Balaan zu vertiefen.
„Morgen ist ein wichtiger Tag, Meister. Wir werden mit dem Königreich Marndron Frieden schließen, denn dieser nicht endenwollende Krieg hat beiden Völkern außer Leid und Schmerz nichts gebracht.“
„Du hast Recht, Amelias, die Menschen haben viel gelitten und doch vergessen sie rasch. Es braucht viel Geduld und weise Führung, um den Frieden beizubehalten, doch nur ein kleiner Funke genügt, um wieder alles zu zerstören und den Unfrieden neu anzufachen. Menschenleben dürfen nicht wertlos sein, Amelias, hoffentlich bist du dir dessen bewusst. Und der König ist es hoffentlich auch.“
Der Meister hielt kurz inne und betrachtete Amelias, bevor er weitersprach.
„Auch in deiner Position wird es viele Menschen geben, die versuchen werden, dich für ihre Zwecke zu benutzen. Solche, die deine Macht ausnützen wollen, um ihre Ziele zu erreichen. Ihre Herzen sind so schwach, Amelias! Du musst immer ganz genau fühlen, was dein Herz sagt, denn du hast ein sehr gutes und mutiges Herz, Amelias − entscheide dich immer für das Richtige.“
Amelias hörte dem Meister aufmerksam zu und versuchte die Worte auch im Herzen zu verankern. Still ließ er sie nachklingen und beide Männer versanken in Schweigen vor dem flackernden Kaminfeuer, das den Worten in ihrem Innersten Raum gab. Amelias fühlte sich plötzlich wieder stark und seinen Aufgaben gewachsen. Er mochte diese Stärke, die ihn nach jenen Momenten überkam. Das In-sich-gehen ließ ihn sich selbst als vollkommene Einheit erfahren und er fühlte sich bereit für die Herausforderungen des nächsten Tages.
Amelias verabschiedete sich von seinem Freund und gleich nachdem er gegangen war, fing der Meister an, sich vorzubereiten. Balaan faltete ein Tuch auf, legte darauf Brot, Wurst, Obst und ein wenig Gemüse und verschnürte es zu einem festen Bündel.
Mitten in der Nacht brach er auf, versicherte sich gewissenhaft, dass Amelias wirklich gegangen war und ihn auch sonst niemand beobachtete. Die Laterne in der Hand marschierte er schnell in Richtung des Wasserfalls Perlenlicht.
Am nächsten Morgen öffneten sich die Tore des Palastes und Amelias ritt mit einer Hundertschaft an Soldaten hinaus, um König Murakan sicher zu empfangen. Die Straßen waren gesäumt mit Schaulustigen, die gekommen waren, um den Tross mit den geschliffenen Schwertern und polierten Rüstungen, die so herrlich in der Sonne glänzten, zu bestaunen. Amelias führte die Soldaten, die vor Kraft und Stärke strotzten, an. Auch er selbst strahlte förmlich vor Selbstbewusstsein auf seinem wunderschönen Tiger Kaplan. Vor dem König und den Senatoren hielt die Truppe zum Gruß an und am Blick des Königs war zu sehen, wie stolz er auf diese Soldaten war. Nach einem kurzen Halt gab er energisch das Zeichen zum Aufbruch.
Die Gruppe ritt gemächlich durch die fahnengeschmückte Stadt, erst nach Durchschreiten der Stadtmauern erhöhten die Soldaten das Tempo. Die Hufe der Pferde trommelten auf dem trockenen Boden und so erreichten sie rasch die Mammutwälder mit den gigantischen Baumriesen, deren Baumkronen Hunderte von Metern hoch und deren Stämme von zwanzig Männern nicht umfasst werden konnten.
Zügig und gedanklich auf ihr Ziel gerichtet, durchquerten sie die Wälder und erreichten den Außenposten auf den Hügeln vor dem Tor von Marlakas. Hier waren Soldaten dauerhaft für die sichere Passage von Händlern und Reisenden im Einsatz und sie hatten Amelias und seine Truppe bereits von Weitem gesichtet. Gleichzeitig näherte sich auch König Murakan mit seiner hundert Anhänger starken Karawane dem Tor von Marlakas. Angeführt wurde die Gruppe von Karrnatan, dem Heerführer Marndrons, der für seine Kriegslust und Herzlosigkeit bekannt war. Stets ging er mit äußerster Härte und Grausamkeit vor und hinterließ nach jeder Auseinandersetzung eine Spur der Verwüstung. Aber auch Elenas, die wunderschöne Tochter des Königs, war dabei und sie begleitete ihren Vater in einer aufwändig gestalteten Kutsche, die von sechs prächtigen Rappen gezogen wurde.
„Vater, ich bin sehr glücklich über die Entscheidung, endlich dauerhaften Frieden zwischen beiden Völkern zu schaffen.“
Elenas war überaus erfreut und stolz ihren Vater auf dieser Reise begleiten zu dürfen, der Frieden zwischen den beiden Völkern lag ihr sehr am Herzen. Der König kannte die Wünsche seiner Tochter, aber auch er selbst war sehr an einem friedlichen Zusammenleben mit dem benachbarten Königreich Eroenya interessiert.
„Es macht auch mich glücklich, meine zauberhafte Elenas. Unser Volk hat genug gelitten. Als König trage ich die Verantwortung für das Wohlergehen meiner Untertanen und ich bin froh, dass König Tabian von Eroenya das auch so sieht.“
Heerführer Karrnatan ritt mit finsterem Gesichtsausdruck neben der Kutsche und konnte die Worte des Königs und seiner Tochter mit anhören.
„Was macht Ihr eine so düstere Miene, Karrnatan? Seid Ihr nicht auch der gleichen Meinung wie meine Tochter und ich?“, wollte der König von seinem Heerführer wissen.
„Ich denke immer noch, dass die Eroenyaner diesen Frieden nicht lange wahren werden, sie sind seit jeher unsere Feinde, sie werden uns in den Rücken fallen, sobald sie die Gelegenheit dazu haben“, mutmaßte der Heerführer.
Doch König Murakan wollte den Argwohn seines Heerführers nicht gelten lassen und antwortete laut:
„Genug, Karrnatan! Ich habe diesen Friedenspakt lange überdacht und mich dafür entschieden. Ich erwarte, dass auch Ihr, mein Heerführer, meine Entscheidung mittragt.“
Um den König zu beruhigen und ihm seine Zustimmung zu zeigen, senkte Karrnatan den Kopf. Doch in seinem Herzen war er weit davon entfernt, seine Zweifel aufzugeben.
Es war ein wunderschöner Tag und Amelias stand mit seinen Soldaten auf der Kuppe des Hügels, von der aus sowohl das fruchtbare Tal, als auch das Wüstenreich zu sehen war. Das Zusammentreffen dieser so gegensätzlichen Reiche, das prachtvolle Grün der Pflanzen einerseits und die leblose Dürre des Sandes andererseits, war jedes Mal ein seltsamer Anblick. Getrennt wurden sie durch das Tor von Marlakas, das mit den fünf riesigen Säulen eine schnurgerade Grenzlinie bildete und mit den eingemeißelten Linien und Symbolen eine tiefgründige Magie vermuten ließ.
Amelias stand für einen Augenblick ganz in seine Gedanken verloren hoch auf dem Hügel und betrachtete das mystische Tor. Dieser Anblick verursachte ihm jedes Mal ein unruhiges Gefühl, das er nicht genau zu deuten vermochte.
Auch