Das Lächeln der Medusa. Thomas Riedel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Lächeln der Medusa - Thomas Riedel страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Lächeln der Medusa - Thomas Riedel

Скачать книгу

      Donahue konnte sich ein gewisses Grinsen nicht verkneifen.

      »Stimmt«, bestätigte er. »Da würde er jetzt ganz sicher sitzen. Aber wie das Schicksal so spielt ... Er kann es nicht mehr.«

      »Was?«, stieß McGowan aufgeregt aus.

      »Ich sagte gerade: Er kann es nicht mehr«, schmunzelte Donahue.

      »Und wieso nicht?«

      Jetzt lachte Donahue.

      »Mein Gott, Peter! Du bist aber schwer von Begriff«, stellte er fest. »Henderson kann nicht mehr zur Polizei. Seit wann können Tote laufen?«

      Damit hatte er die Katze aus dem Sack gelassen.

      Am anderen Ende Leitung wurde es einen Augenblick still.

      »Du hast Henderson also umgelegt?«, fragte McGowan plötzlich mit ganz ruhiger Stimme, obwohl Mord die meisten Menschen ganz sicher in schiere Aufregung versetzt hätte.

      »Ja«, bestätigte Edward Donahue. »Und seine Frau gleich mit.«

      McGowan stieß einen anerkennenden Pfiff aus.

      »Alle Achtung, Eddy!«, reagierte er lachend. »Du und ein eiskalter Killer. Ganz ehrlich? Das hätte ich dir niemals zugetraut. Vor allem, wo du doch so ein gutes Verhältnis zu den beiden hattest.«

      »Was hätte ich denn tun sollen. Henderson hat mich in flagranti erwischt. Und dann muss auch noch seine Frau auftauchen. Die hätten einfach im Bett bleiben sollen!« Donahue kniff grimmig die Lippen zusammen. »Ich hatte doch gar keine andere Wahl, Peter!«

      »Mensch, Eddy! Jetzt komm‘ mal wieder runter! Das sollte doch kein Vorwurf sein. Ich habe das anerkennend gemeint«, sagte McGowan lachend. »Betrachte die Hendersons als Kollateralschaden. Du hast den Koffer und darauf kam es letztlich an.«

      »Ja, den habe ich«, bestätigte Donahue, der inzwischen sehr viel ruhiger geworden war. »Der steht direkt neben mir.«

      »Na, dann ...«, sagte McGowan gedehnt, »dann kann es ja demnächst richtig losgehen, Eddy.« Er lachte begeistert. »Ist dir eigentlich klar, dass wir bald steinreich sein werden, Eddy? … Partner!«

      »Ja, steinreich, Partner!«, erwiderte Donahue, aber in seiner Stimme schwang kaum Enthusiasmus mit.

      Der begangene Doppelmord trübte seine Freude auf den kommenden Reichtum gewaltig. Er war sicher, dass ihm die toten Hendersons noch lange Magenbeschwerden bereiten würden.

      Peter McGowan hörte sofort, wie es um Donahue stand.

      »Hey! Kopf hoch, Edward!«, rief er, um seinen Partner aufzumuntern. »Du solltest dir einen ordentlichen Drink zur Brust nehmen, dann sieht die Sache bald ganz anders aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dein Magen im Moment komplett umkrempelt. Ging mir beim ersten Mal auch nicht anders. Aber ich kann dir sagen, dass vergeht bald. Und dein Bankkonto wird sein Übriges dazu tun. Je schneller es anschwillt, desto eher wirst du die Hendersons vergessen. Mein Wort darauf! Ich habe eine Menge Erfahrung in diesen Dingen.« Als Donahue nicht gleich antwortete, fügte er hinzu: »Soll ich vielleicht noch auf einen Sprung bei dir vorbeischauen, Eddy?«

      McGowan konnte nicht sehen, wie Donahue angewidert seinen Kopf schüttelte.

      »Nein, ist nicht nötig. Es geht schon«, gab er schnell zurück. »Wir sehen uns dann morgen.«

      Im gleichen Augenblick drückte er McGowan aus der Leitung und beendete damit das Gespräch. Dann stand er auf und goss sich in der Küche einen weiteren Drink ein.

      »Na, dann kann es jetzt losgehen«, murmelte er und nippte an seinem Glas.

      Und es ging los!

      Sehr bald schon!

      Unter Londons Superreichen begann eine Selbstmordwelle zu grassieren – unerklärlich und schrecklich. Wie ein riesiger Stein war sie ins Rollen gekommen, und es schien, als sei niemand in der Lage, sie aufhalten zu können.

      Kapitel 4

      B

      ald stieg die Zahl der Selbsttötungen so unerklärlich an, dass sich auch der ›Metropolitan Police Service‹, und damit New Scotland Yard, mit dem Thema zu befassen begann. Natürlich riefen die beängstigenden Dimensionen auch Journalisten auf den Plan, die sich wie Aasgeier auf die Vorfälle stürzten. Sensationsheischende, reißerisch aufgemachte Schlagzeilen zierten die Titelseiten der Regenbogenpresse. Auch die Nachrichtensender der Fernsehanstalten standen in nichts zurück. Zu jedem neu bekannt gewordenen Fall gab es eine ausführliche Berichterstattung, zu der Fachleute aus den Bereichen Psychiatrie, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Theologie und sogar der Rechtswissenschaft ihr Fachwissen beizusteuern suchten. Und da es eigentlich keine wirklichen Erkenntnisse darüber gab, warum sich die Einzelnen das Leben genommen hatten, gab man sich philosophischen Diskursen darüber hin, ob nun Freitod oder Selbstmord die richtige Bezeichnung sei. So folgte einer der eingeladenen Fachleute dem Philosophen Fritz Mauthner, der, so erklärte er den Zuschauern, den so genannten Selbstmord nicht als unnatürlichen Tod angesehen habe, weil dieser immer natürlicher Art war. Dies, weil Leben und Sterben zum Menschsein gehöre, und er den Ausdruck Freitod dem an die Sprache des Strafrechts erinnernden Wort Selbstmord vorziehe. Ein anderer konterte und erklärte, dass er diese Ansicht schlicht ablehnen müsse, da für ihn im Begriff Freitod eine Beurteilung der Tat enthalten sei, die es zu vermeiden gelte. Sein Gegenüber entgegnete ihm, dass ein Selbstmord kein Mord im eigentlichen Sinne sei und damit kein Verbrechen. Nietzsche wurde erwähnt und auch Sokrates und Seneca wurden bemüht. Letztlich lief es darauf hinaus, wie es zumeist war: wenn es schon nichts weiter zu berichten gab, dann blähte man das Thema eben bis zum Erbrechen künstlich auf.

      Der Chef persönlich, Detective Commissioner Sir Lawrence Hogarth, hatte sich in die Angelegenheit eingeschaltet. Und so bekamen am Ende Chief Inspector Isaac Blake und Sergeant Cyril McGinnis den hochoffiziellen Auftrag, sich dieser heiklen Sache anzunehmen. Im Gegensatz zu sonstigen Fällen, wurden sie diesmal mit zahlreichen Vollmachten ausgestattet. Diese erlaubten es den beiden weitaus selbständiger und nach eigenem Gutdünken zu agieren, als es ihnen normalerweise erlaubt war. Der Commissioner hielt viel von dem jungen, aufstrebenden Chief Inspector. Hogarth wusste aus Blakes Personalakte, dass er mit ihm einen absolut fähigen Kriminalbeamten in seinen Reihen hatte, der über eine außergewöhnlich klare und logische Urteilskraft verfügte. Von ihm versprach er sich die baldige Lösung dieser geheimnisvollen Vorfälle.

      Inzwischen stapelten sich die Aktendeckel im Büro und auch die Magnetboards und Flipcharts waren mit Notizen und Fotos gefüllt. Immer wieder hatten sich Blake und McGinnis in die ihnen vorliegenden Unterlagen gestürzt, doch so sehr sie auch gruben – nichts!

      »Nichts«, knurrte Sergeant McGinnis unzufrieden und legte einen pathologischen Bericht zur Seite. »Es findet sich aber nicht der kleinste Hinweis, und der auf ein Fremdverschulden schon mal gar nicht.«

      Blake drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, während er nach dem Bericht griff, um selbst hineinzuschauen.

      Der Chief Inspector dreiundvierzig Jahre alt, mittelgroß und von schlanker

Скачать книгу