Das Lächeln der Medusa. Thomas Riedel

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Das Lächeln der Medusa - Thomas Riedel

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prangten zwei dunkle buschige Augenbrauen und die kleinen Grübchen in den Wangen hatten ihren Charme, wenn er lächelte. Er spielte leidenschaftlich gern Minigolf und Kricket, doch widmete er die meiste Zeit seinem Beruf, also seiner Arbeit beim New Scotland Yard. Obwohl sich dies, wenn auch kaum spürbar, ein wenig geändert hatte, seit Kimberly Kincaid in sein Leben getreten war. Auch seine leidenschaftliche Bastelei an seinem Oldtimer, einem Austin Healey 3000, Baujahr 1967, hatte nachgelassen. Möglichst viel Zeit mit seiner äußerst attraktiven Verlobten zu verbringen stand führ ihn augenblicklich im Vordergrund.

      »Gar keine Hinweise stimmt nicht«, korrigierte er seinen Sergeant. »Immerhin haben die Suizide etwas Gemeinsames. Alle Selbstmörder waren sehr vermögend und alle verfielen von der einen auf die andere Sekunde dem Wahnsinn.«

      »Dreiundzwanzig Selbstmorde«, murmelte McGinnis mit seiner Tenorstimme, der sämtliche Fallakten auf der rechten Seite seines Schreibtisches aufgehäuft hatte, während er über die Mappen strich. »Dreiundzwanzig!«

      Blake strich sich nachdenklich über seine Augenbrauen. Es war eine Angewohnheit. Er tat es immer, wenn er sich intensiv über etwas den Kopf zerbrach.

      »Ich frage mich, wie das möglich ist … im einen Augenblick reagieren diejenigen noch völlig normal ... und dann, gerade, als wenn man einen Schalter umlegt ... drehen sie völlig durch und bringen sich um.« Blake stützte seinen Kopf auf die Handfläche seiner Rechten und seufzte. Gleich darauf rieb er sich über die müden Augen. »Wovor hatten die bloß eine solche Angst?«, fragte er sich halblaut.

      Er sah McGinnis an, doch sein Sergeant wusste, dass er in diesem Augenblick eher durch ihn hindurch sah.

      Dennoch fühlte sich McGinnis angesprochen.

      »Keine Ahnung«, erwiderte er achselzuckend und klappte die Akte zu, in der gerade gelesen hatte.

      »Das ist mir ein absolutes Mysterium«, gab Blake unumwunden zu.

      Er erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und trat ans Fenster. Nachdenklich sah er hinüber zur Themse.

      »Ganz ehrlich?« Er wandte sich dabei wieder McGinnis zu. »So langsam beginne ich daran zu zweifeln, ob wir dieses Rätsel jemals lösen werden.«

      Kapitel 5

      Z

      eitungsverleger Colin Oliver Louis Gardener schüttelte mit weit aufgerissenen Augen in panischem Entsetzen den Kopf. Er schrie und brüllte, so markerschütternd und unmenschlich, dass es jedem, der es hörte, das Blut in den Adern gefrieren ließ.

      »Neeeein …!«, stieß er immer wieder gellend hervor. »Neeeein …!«

      Gardener befand sich in seinem Verlagsbüro. Es lag im sechzehnten Stock, in einem der zahlreichen Hochhäuser mitten im Geschäftsviertel ›Canary Wharf‹ in Londons Zentrum. Es schien als ob ihn ganz plötzlich die Tollwut befallen hätte. Colin Gardener war knapp sechzig Jahre alt, hatte eisengraues Haar und ein hageres Gesicht. Jetzt war es erschreckend verzerrt. Er war kaum noch wieder zu erkennen.

      »Nein!«, keuchte der Verleger wieder.

      Seine Wangenmuskulatur zuckte wild. Seine Augen traten weit aus ihren Höhlen. Er wankte unsicher durch das Büro. Wild und heftig schlug sein Herz und drohte ihm den Brustkorb zu sprengen. Seine Lippen bebten und kleine Schaumflocken zeigten sich in den Mundwinkeln.

      Gardener schlug sich seine zitternden Hände vor das Gesicht. Er war völlig verstört und verzweifelt. Eine irrsinnige Angst hatte ihn gepackt.

      »Hiiiilfeeee!«, brüllte der Verleger lautstark. »Warum hilft mir niemand? Hiiilfeee!«

      Seine ganze Verzweiflung und die wahnsinnige Angst, die er empfand, schwangen in seinem gellenden Schreien mit. Wie ein Betrunkener wankte und stolperte er rückwärts durch sein Büro. Immer mehr näherte er sich der Fensterfront. Immerzu fixierten seine weit hervorgetretenen, fiebrig glänzenden Augen den Aktenschrank. Und immerzu schüttelte er dabei wie ein Irrsinniger den Kopf. Sein ohnehin eher fahles Gesicht hatte inzwischen jede Farbe verloren. Gardner stöhnte, röchelte und hustete. Immer mehr Schaum bildete sich auf seinen Lippen. In dünnen Bahnen lief er weißlich über die Mundwinkel ab und über das Kinn zum Hals hin.

      Taumelnd erreichte der Verleger die großen Panoramafenster zur Straße. Als er merkte, dass er nicht weiter nach hinten ausweichen konnte, begann er zu schluchzen.

      Panisch drehte er sich herum. In wahnsinniger Angst griff er nach einem der Fenstergriffe und entriegelte das Fenster. Gleich darauf riss er den breiten Flügel auf. Ein leichter eisiger Windstoß fauchte ihm ins Gesicht.

      Colin Gardener spürte es nicht. Er heulte wie ein verendendes Tier.

      Kapitel 6

      F

      elicity Thompson, Gardeners Sekretärin, war im Vorzimmer mit der Korrespondenz ihres Chefs beschäftigt. Plötzlich glaubte sie ihren Ohren nicht zu trauen. Entsetzt schnellte sie hinter ihrem Schreibtisch hoch. Ihr Blick richtete sich auf die ledergepolsterte Tür, hinter der sich das Büro ihres Arbeitgebers befand.

      Grauenvolle Schreie waren zu hören. Bestürzt lief die junge blonde Frau zur Tür. Ohne anzuklopfen stürmte sie in Gardeners Büro.

      Kaum hatte sie einen Fuß in den Raum gesetzt, blieb sie wie erstarrt stehen.

      Ihr Chef bot einen entsetzlichen Anblick. Er schien vollkommen verrückt geworden zu sein. Er hatte jede Kontrolle über sich verloren. Gardener stand vor dem geöffneten, mittleren Fenster und starrte auf den Aktenschrank. Seine Mimik war völlig verzerrt und immer wieder verdrehte er die weit aufgerissenen Augen. Plötzlich brüllte er mit einer Kraft los, dass ihm die Adern am Hals dick anschwollen. Auch seine Augen schienen ihm aus den Höhlen treten zu wollen. Immer mehr weißlicher Schaum troff aus seinem weit aufgerissenen Mund. Wie ein Irrer schüttelte er den Kopf. Dann zuckte er am ganzen Körper, bewegte sich völlig unnatürlich und begann unendlich schwer zu keuchen. Ungelenk griff er sich in die Haare und begann plötzlich, sie sich büschelweise auszureißen.

      »Mister Gardener!«, schrie sie entsetzt.

      Aber Colin Gardener sah und hörte sie nicht. Wild warf er seinen Kopf hin und her. Seine ununterbrochen zuckenden Gesichtsmuskeln ließen einen bizarren Ausdruck entstehen.

      »Diese Qualen!«, schrie er. »Diese unendlichen Qualen!«

      »Was ist denn mit Ihnen, Mister Gardener?« Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie war völlig hilflos.

      Gardener hatte damit angefangen um sich zu schlagen. Sie wagte es nicht, sich ihm zu nähern.

      »Diese Qualen. Sie sind so entsetzlich. Ich halte sie nicht mehr aus!«, schrie der Verleger.

      Immer noch starrte er in Richtung des Aktenschranks. Sie konnte dort aber nichts Besonderes feststellen. Sie verstand

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