Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann

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Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann

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aufmachte, verschlang die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Wie er das hasste.

      Und dann die Schuhe. Highheels mit zehn Zentimetern oder noch mehr. Wie konnte sie in solchen Schuhen einem flüchtigen Täter hinter rennen? Gott sei Dank waren sie beide nie in diese Situation gekommen, sie mit ihren Schuhen und er mit seiner Kondition, die nur für ganze 100 Meter ausreichend war. Wenn überhaupt?

      »Alles im Griff?«, unterbrach Melanie Schütz seine Gedanken. Alois Kreithmeier brachte nur ein unverständliches »Schau ma amoi« heraus. Einer seiner Lieblingssprüche, den er vom Franz Beckenbauer abgeschaut hatte.

      »Der Tote ist ein Hund, ein Dackel, richtig?«, fragte sie laut.

      »Ja, richtig!«, murmelte er.

      »Und jetzt? Was machen wir? Die Spusi ist auf dem Weg. Es klang wie eine männliche Leiche, nicht wie ein Zamperl?«

      Kreithmeier hasste es, wenn Melanie mit ihrer sächsischen Aussprache bairische Worte in den Mund nahm. Obwohl sie ihm immer treu versicherte, ihr Dialekt sei nicht sächsisch, denn sie stamme aus Thüringen. Sächsisch wäre noch viel schlimmer. Münchnerisch sei auch nicht bairisch konterte sie immer, wenn er sie darauf ansprach und er den Unterschied zwischen den beiden Dialekten nicht verstehen wollte.

      »Ein Rauhaardackel, um es genau zu sagen. Und vermeiden Sie bitte diese bairischen Ausdrücke. Es klingt dämlich aus Ihrem Mund«, flüsterte er ihr zu. Sie lachte nur und zeigte dabei ihre weißen Zähne. Sie nahm ihn nicht Ernst. Sie zog ihn auf, wie und wann sie nur konnte. Er ging nicht darauf ein und sagte laut, dass es alle hören konnten:

      »Der tote Hund liegt in der Dachrinne in etwa zehn Meter Höhe. Ein Dackel klettert normalerweise nicht auf ein Dach. Er ist ja keine Katze. Also muss der oder die Täter den Leichnam dort oben abgelegt haben. Wie sollte er sonst dort hinauf kommen?«

      »Und was haben wir damit zu tun?«, fragte Melanie ihren Kollegen mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihr Lächeln war schwer einzuschätzen. Lachte sie ihn aus oder war sie nur ganz einfach nett, weil es ihre Art war, immer nett zu sein. Bei dem berühmten Spiel, böser Cop, guter Cop, würde sie immer den Netten spielen und er Alois Kreithmeier den bösen, von allen gehassten und gefürchteten, Cop.

      »Ich wollte nur wissen, was wir damit zu tun haben?«, wiederholte sie ihre Frage und brachte Kreithmeier aus seinen Gedanken wieder zu ihr.

      »Das weiß ich doch nicht. Das ist doch alles ein Missverständnis. Mich rufen sie beim Gassi gehen mit Gizmo an und sagen mir nur am Telefon, dass sie eine Leiche gefunden haben. Mehr nicht. Alles ganz geheimnisvoll. Und jetzt liegt ein toter Köter auf einem Dach einer Villa. Fertig. Ich fahre jetzt. Sollen sich doch andere Deppen darum kümmern. Ich habe mich heute schon genug zum Deppen gemacht. Einmal reicht mir.«

      »Jetzt warte halt mal!«

      Melanie Schütz duzte ihn, seit sie sich kannten. Es war in den neuen Bundesländern üblich gewesen, sich zu duzen. Er siezte sie. Doch das kümmerte sie nicht im Geringsten.

      »Alois jetzt warte halt mal. Das ist doch noch nicht alles, oder? Einer der Feuerwehrleute hat mir erzählt, in die Villa wäre eingebrochen worden. Das wäre dann schon unser Zuständigkeitsrevier, oder sollen wir die Kollegen aus Erding holen?«

      Erding, Erding, bei dem Wort zuckte er zusammen. Es war schon ein Affront, dass ihre Polizeiinspektion in dem unbedeutenden Städtchen Erding ansässig war und nicht in der Kreis- und Domstadt Freising. Zwischen Erding und Freising gab es immer Konkurrenz, ob um die Nähe zum Flughafen - der Freisinger Flughafen im Erdinger Moos - um Einkaufen und Shopping oder um die Polizeiarbeit. Freising, die weitaus größere und bedeutendere Stadt war polizeitechnisch und disziplinarisch den Erdingern unterstellt. Ein Witz, dachte Kreithmeier, die Erdinger brauchte er hier nicht. Und schon gar nicht bei diesem Fall, der eigentlich gar kein Fall war. Vor allem brauchte er nicht den Spott der Kollegen. Ein toter Hund in der Dachrinne und schon war die Freisinger Kriminalpolizei am Einsatzort. Das wäre ein gefundenes Fressen für den Kantinentratsch. Und dabei konnten Polizisten so etwas von gefühllos und taktlos sein.

      »Nein, wir brauchen keine Erdinger hier, das ist gewiss.«

      »Sag ich doch. Lass die Spusi mal ihren Dienst machen, sie sind sowieso schon auf dem Weg hierher, und wir befragen die Hausbewohner und die Nachbarn. Wenn wir schon mal da sind. Ach, wo ist denn dein Hund, Alois?«

      »Im Auto!«, antwortete Alois kurz.

      »Aha. Willst du ihn denn nicht holen, den Armen, so ganz allein im stickigen Wagen?«

      »Nein. Der würde nur jeden hier anbellen und anknurren. Das brauche ich jetzt nicht. Der muss warten.«

      »Na gut. Mit was fangen wir an? Es wäre sicher gut, die Schaulustigen zu besänftigen und nach Hause zuschicken. Wir brauchen vor allem keine Presse hier. Noch nicht. Und deine Kletterpartie werden wir sicher ab heute Nachmittag schon im Internet finden.«

      »Meinen Sie?«

      Alois fuhr es eiskalt den Rücken herunter, als er darüber nachdachte, dass er ab sofort der neue Comedystar am Himmel der bayerischen Polizei sein würde, bei seinem Akt, Feuerwehrhelm bewehrt einen toten Hund von einer kilometerlangen Leiter aus zu begutachten.

      »Hallo? Jemand zu Hause?« Melanie stupfte Alois mit dem Zeigefinger auf die Stirn, nachdem dieser nichts gesagt hatte und Gedanken verloren an ihr vorbei gestarrt hatte.

      »Ja, ja. Wo fangen wir an?«

      »Das wollte ich gerade wissen. Aber egal. Sprechen wir mit den Hausbewohnern. Komm Alois. Gehen wir runter von der Straße.«

      »Was ist denn jetzt? Brauchen Sie uns noch?«, fragte einer der Feuerwehrmänner Melanie. Alois murmelte etwas. Es war immer das Gleiche. Waren sie beide im Einsatz, wurde die Schütz immer zuerst angesprochen, obwohl er der Dienstälteste war. Das passierte entweder, weil sie eine hübsche, sexy aussehende Frau war, oder weil sie eine natürliche Dominanz, eine Führungskompetenz ausstrahlte, oder weil sie ganz einfach besser gekleidet war. Bevor Alois Kreithmeier noch etwas verständlicher sagen konnte, hatte schon die Schütz das Wort ergriffen und dem Feuerwehrmann Anweisungen gegeben.

      »Die Leiter bliebt noch da, sagen Sie das Ihrem Zugführer. Wenn Ihr uns schon holen müsst, dann müsst Ihr auch warten, bis wir unsere Arbeit getan haben, und die Spurensicherung muss aufs Dach. Das ist doch klar, oder?«

      »Und....?«

      »Und das mit Ihrer Leiter. Ihr habt ja sicher nicht nur ein Feuerwehrauto in Eurer Garage.«

      »Nein, natürlich....«

      »Dann ist ja gut.....«

      »Und die Kosten für den Einsatz...?«

      »Vorerst der Steuerzahler, bis wir mehr wissen. Klar? Wegtreten!«

      Der Feuerwehrmann salutierte vor der Kommissarin und marschierte zu seinem Zugführer um die Anweisungen weiter zu geben. Alois schüttelte seinen Kopf. Wie konnte ein Mann in Uniform von einer Frau in Highheels und Minirock nur Anweisungen annehmen? Mann und Frau, zwei Welten prallen aufeinander.

      »Welches sind die Familienmitglieder des Hauses?«

      Alois zögerte noch mit der Antwort, doch dann zeigte er mit dem Zeigefinger auf drei Personen: eine Frau Anfang Vierzig, ein Junge von vielleicht zwölf und ein Mädchen mit acht Jahren, die hilflos am Gartentor der Villa standen

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