Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann

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Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann

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Mogwai? Was soll das denn sein?«, lachte sie.

      »Ein kuscheliges Wesen mit Fledermausohren. Aus einem Kinofilm in den 80 er Jahren. Gremlins hieß er. Kleine Monster. Ist bei euch wohl nicht im Kino oder Fernsehen gelaufen?«

      Melanie Schütz blickte ihn wieder streng an.

      »Ein Mogwai ist ein Fabelwesen«, fuhr er fort, »das sich leicht in ein Monster, in ein Gremlin verwandeln kann.«

      »Hä?«

      »Ja, wenn man ihm nach Mitternacht etwas zu essen gibt oder ihn mit Wasser bespritzt.«

      »Aha! Und dann?«

      »Dann werden die kuscheligen Mogwai zu Monstern. Sie vermehren sich und zeigen große Vorliebe für Zerstörung, Panik, Vandalismus und Chaos.«

      »Also ganz so wie dein Hund, Alois. Jetzt verstehe ich es. Das macht Sinn.«

      »Blödsinn! Mich wundert nur, dass Sie nicht schon früher mal danach gefragt haben.«

      »Nach was?«

      »Na, nach den Namen.«

      »Ich habe mir bei dem Namen nichts gedacht. Und Gizmo und ich verstehen uns gut. Gell Gizmo.«

      Melanie drehte sich nach hinten und kraulte Gizmo das Fell im Nacken. Es gefiel dem Hund, er wedelte mit seinem Stummelschwanz und gab Geräusche des Wohlfühlens von sich.

      »So wir sind da. Polizeiinspektion Freising. Alles aussteigen.«

      Gizmo hatte sofort bemerkt, dass sein Herrchen auf den Parkplatz des Polizeireviers gefahren war. Er stand auf seinen Beinen, bellte und wollte aus dem Auto.«

      »Ja, ja, ich komme ja gleich«, rief Kreithmeier und öffnete die Fondtür. Gizmo nutzte die Gelegenheit und sprang mit einem Satz aus dem Wagen. Sofort rannte er zu Melanie und holte sich ein paar zusätzliche Streicheleinheiten ab. Kreithmeier murmelte nur »Verräter« und schritt voran.

      Der wachhabende Polizist öffnete ihnen die Tür, dabei lächelte er die drei schelmisch an. Obwohl Gizmo den Wachhabenden freudig anbellte, konnte Kreithmeier einige verächtliche »Wau, Wau, Wauwau« aus dem Mund des Polizisten nicht überhören. Aha, dachte er, ohne darauf zu reagieren, es war also auch schon in die Haydstrasse vorgedrungen, dass der Leichenfund am frühen Morgen nicht menschlich gewesen war. In so einer kleinen Stadt wie Freising blieb nichts verborgen. Und die Leute von der Feuerwehr waren dafür berühmt, dass nicht nur ihr Wasserschlauch recht locker saß, sondern auch ihre Gosch.

      Kreithmeier zwängte sich durch die schwere Eingangstür und hielt sie galant für seine Kollegin und seinen Hund offen, dann drehte er sich Richtung Treppenhaus, nicht ohne dem Polizisten noch kurz den Mittelfinger gezeigt zu haben. Der lachte nur laut auf und sprach sofort zu einem der Kollegen hinter der Panzerscheibe. Er hatte mit seiner Bemerkung Erfolg gehabt, das hatte die Reaktion des Kriminalhauptkommissars gezeigt.

      Das Büro der Kriminalabteilung lag im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes. Die beiden Kommissare unterhielten zusammen ein großes Büro mit zwei Schreibtischen, einen Vernehmungsraum und eine kleine Teeküche mit Kaffeemaschine und Mikrowelle. Der Kaffee war genießbar und besser als der Automatenkaffee der Bereitschaft. Die Mikrowelle benutzte hauptsächlich Melanie Schütz für ihre diversen Convenience Produkte aus dem Supermarkt.

      Gizmo lief zum Schreibtisch seines Herrchens und legte sich auf seine Decke. Er leckte sich die Pfoten und den Schritt, dann gab er Ruhe und beobachtete, was die beiden Menschen taten.

      Kreithmeiers erste Tat im Büro war es die Kaffeemaschine einzuschalten. Hatte die Feuerwehr ihn doch heute aus seinem alltäglichen Morgenritual herausgerissen. Aufstehen, Zähne putzen, Waschen und Rasieren, Anziehen, dann mit Gizmo Gassi gehen, dann wieder zu Hause einen heißen Kaffee und zwei Scheiben Toast mit Marmelade genießen, das Freisinger Tagblatt lesen und eine Zigarette auf dem Balkon rauchen. Bis zum Gassi gehen und einer Zigarette an der frischen Luft war er gerade noch gekommen. Frühstück und Zeitung waren untergegangen. Und nicht wieder aufzuholen. Und wie er den blinden Aktivismus seiner Kollegin einschätzte, wurde jetzt die Planungstafel ins Büro geschoben, Zettel und Bilder darauf befestigt und mit abwaschbaren Filzstiften Linien und Pfeile dazwischen auf das White Board gezogen. Den ganzen Mist kannte sie entweder von der Thüringer Polizeischule oder aus dem Fernsehen: Aus ihren Lieblingssendungen Navy CIS oder CSI Miami oder aus dem Tatort. Seine bevorzugten Fernsehermittler, die Rosenheim Cops oder der Bulle von Tölz, brauchten diesen modischen Schnickschnack nicht. Die kamen immer nach 45 Minuten durch Fragen, Observieren oder Analysieren zum Erfolg. Die klassische Arbeitsweise der Kriminalpolizei.

      Selbst auf die beiden von der Spurensicherung wollte er sich im Notfall nicht verlassen. Rainer Zeidler sah aus wie der ewige Student, nur nicht mehr so jung. Seine langen Haare trug er in einem Zopf, wahrscheinlich schon 30 Jahre lang. Niemand der Dienststelle konnte sich ihn ohne lange Haare vorstellen. Sie waren immer mit einem Gummiring sauber nach hinten zu einem Zopf gebunden. Zeidler war seit vielen Jahren bei der Spurensicherung. Er hatte vor der Polizei in der Qualitätssicherung von Weihenstephan gearbeitet. Damals hatte er noch dafür gesorgt, dass die gute Weihenstephaner Milch und die leckeren Joghurts in einem hohen Qualitätsstandard an die Verbraucher gehen. Jetzt untersuchte er nicht mehr Käse- und Schimmelsporen, sondern die jeweiligen Tatorte nach Fingerabdrücken, DNA Spuren und allerlei Hinweisen, die dem ermittelnden Kommissar helfen sollten, die Verdächtigen zu überführen.

      Zu der Marotte mit den langen Haaren kam noch hinzu, dass er einen alten VW Käfer fuhr. In Kreithmeiers Augen eine alte Rostlaube, in Zeidlers Augen ein ehrenwerter Oldtimer mit Historie. Mit Rainer über alte Autos zu reden half nichts. Er hatte immer Recht. Zu jeder alten Rostbeule fiel ihm eine originelle Geschichte ein. Und er war sogar Mitglied in einem Oldtimerverein. Kreithmeier fuhr privat einen Golf 2, Baujahr 1992, mit über 180.000 Kilometern auf dem Tacho. Rainer meinte, dass der Wagen jetzt bald ein Youngtimer werden würde, wenn er den Wagen pflegen und hegen würde. Alois war der Wagen ziemlich egal. Das Vehikel musste ihn von A nach B bringen. Und für einen neuen hatte er kein Geld. Seit der Trennung von seiner Frau, war es finanziell nicht mehr ganz so einfach für ihn. Sie hatten zwar keine gemeinsamen Kinder, aber trotzdem musste er einen Teil seines monatlichen Salärs an sie abtreten. Einige Jahre noch. Dann hörte das auch auf. Wenn der Golf nicht mehr durch den TÜV kommen sollte, dann müsste er sich um einen neuen Fahruntersatz kümmern. Doch bis jetzt lief der alte VW noch. Und außerdem hatte er ja noch seinen Dienstwagen, einen Dreier von BMW.

      Zeidlers Kollege Schurig dagegen war ein komischer Kauz. Wesentlich schlimmer. Ein rigoroser Korinthenkacker, Erbsenzähler. Keinen Humor, kein Lachen. Nur immer die Arbeit im Kopf. Mister Mikroskop, wie er gerne mal von den Beamten genannt wurde. Kurzgeschorene Haare, bleiches Gesicht, gerade Zähne, immer frisch rasiert. Stechend blaue Augen. Ehemaliger Chemiker bei Wackerchemie. Dann hierher nach Freising gezogen. Sicher nicht der Liebe wegen. Dallinger hat mal im Kaffeeraum den Spruch losgelassen, dass der Schurig seinen Namen geändert hätte, und zwar von Schaurig zu Schurig. Alle hatten gelacht. Und dass er, bevor er mit einer Frau etwas anfange, zunächst einen Abstrich machen würde und er mit Sicherheit in seinem Schlafzimmer ein Mikroskop stehen hätte. Kreithmeier hatte das nicht so lustig gefunden, doch die Kollegen hatten sich bei diesem Witz fast kaputt gelacht. Sogar Melanie Schütz fand das lustig. Seither hatte der Schurig seinen zweiten Spitznamen weg: Schaurig.

      Melanie Schütz setzte sich auf ihren Bürostuhl, zog ihre Pumps aus, öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und stellte die Schuhe ordentlich dort unter. Aus einer anderen Schublade zauberte sie ein paar Rosa farbene Filzpantoffel hervor und schlupfte hinein.

      »Ach, das tut gut. Jetzt habe ich diese Treter fast über 10 Stunden an. Mit kleinen Pausen. Eine

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