Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann

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Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann

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will, muss eben leiden.«

      »Diese dummen Sprüche gab es sogar in unserer Welt vor dem Mauerfall. Nun ja, in einem anderen Dialekt, aber der Sinn war der Gleiche.«

      »Stimmt doch, oder?«

      »Klischees. Nichts als Klischees. Ihr Männer wollt doch, dass wir Frauen immer Top aussehen. Lange rasierte Beine, keine Falten und immer ein Lächeln auf den Lippen. Und ist der Busen zu klein, verdient eine Armada an Schönheitsschnipplern ein Vermögen daran, das zu ändern. Und warum das alles? Nur weil ihr Männer niemals mit dem zufrieden seit, was ihr bekommen habt.«

      »Und ihr Weibsleut wollt auch immer an uns herum schulmeistern. Jede Frau, die ich kennengelernt habe, wollte mich verändern. Man tut das nicht und man tut das nicht und so weiter. Frauen und Männer verstehen sich halt nicht.«

      »Aber sie sollten zueinander finden. Und Männer sind wie junge Pferde, immer auf dem Sprung. Leicht zu erschrecken, vor allem mit zwei Worten.«

      »Mit welchen zwei Worten?«

      »Liebe und Heirat. Kurz ausgesprochen und schon rennen sie wild von der Koppel.«

      »Schmarren.«

      »Ach Kreiti lassen wir das. Das ist eine neverending Story. Und wir beide werden das nicht ändern. Kaffee?«

      »Ja, bitte, mit Milch. Ein Schuss Milch nur.«

      »Als ob ich das nicht wüsste. Wie lange kennen wir uns? Holst du mal bitte das White Board.«

      »Das was?«

      »Die weiße Tafel auf Rollen.«

      »Ich ahnte es.«

      »Was?«

      »Das Sie wieder alles auf diese weiße Tafel kleben.«

      »Und warum nicht. Dafür haben wir doch dieses Ding.«

      »Immer dieses neumodische Zeugs.«

      Melanie Schütz schüttelte den Kopf: »Ich hole uns erstmals Kaffee. Einen Schuss Milch für dich. Wie immer halt.«

      Sie verschwand aus dem Büro und Alois hörte sie in der Teeküche klappern. Er setzte sich in seinen Sessel und lehnte sich zurück. Dabei kam ihm eine Idee. Er schnappte sich den Hörer, klappte sein Notizbuch auf und wählte eine Nummer.

      »Ja, guten Tag, hier ist noch mal Hauptkommissar Kreithmeier, Frau Löbinger. Haben Sie in der Zwischenzeit Ihren Mann erreichen können? Nein, sagen Sie. Er hat doch sicher ein Handy. Keinen Empfang. Aha. Nein, sonst habe ich nichts weiter auf dem Herzen. Wann können Sie mit Ihren beiden Kindern bei uns sein? Ja um 16 Uhr, das passt. Gut, dann bis später.« Er legte auf.

      Melanie kam zurück ins Zimmer und stellte ihm einen Becher dampfenden Kaffee vor die Nase.

      »Danke«, und nippte vorsichtig an der heißen Tasse, »Die Familie Löbinger kommt um vier Uhr. Ist doch Okay.«

      »Passt schon. Wir sollten vorher noch mit den beiden Freaks von der Spurensicherung gesprochen haben. Ich möchte wissen, an was der Hund gestorben ist und welche Fingerabdrücke sie im Haus gefunden haben.«

      »Und wo ist die Tafel?«

      »Hallo? Das war dein Job!«

      Melanie verließ ein zweites Mal das Büro und kam nach ein paar Sekunden wieder zurück, eine schwere Magnetoplantafel vor sich her schiebend. Sie stellte sie provozierend vor Kreithmeiers Schreibtisch und lehnte sich lasziv daran.

      »Und jetzt?«, fragte Kreithmeier gelangweilt.

      »Jetzt machen wir unsere Arbeit«, sagte sie und trank einen Schluck Kaffee. Der Schaum machte ihr auf der Oberlippe ein kleines Bärtchen. Ganz langsam leckte sie den Schaum mit der Zunge ab. Dabei blickte sie ihrem Kollegen tief in die Augen. Sie liebte es ihn zu verwirren. Seit sie zusammen arbeiteten, duzte sie ihn, das hatte er sich nicht ein einziges Mal getraut. Er hasste es, wenn sie ihn Kreiti nannte und noch mehr, wenn sie ihn anbaggerte.

      Alois Kreithmeier war in ihren Augen nicht unbedingt unattraktiv. Doch er machte sich bewusst oder unbewusst hässlicher als er tatsächlich war. Diese schrecklichen Anzüge aus dem Supermarkt. Kunstlederschuhe mit Plastiksohle ohne Fußbett. Darin konnte man nur schlurfen und nicht aufrecht gehen. Wie ein Mann! Und dann seine Frisur. Wer schnitt ihm die Haare? Sicher kein fachkundiger Frisör. Seine Mutter? Seit seine Frau ihn verlassen hatte, war er immer mehr verwahrlost. Auch zu Zeiten seiner Frau wirkte er immer älter als er tatsächlich war.

      Und er hatte Übergewicht. Trotz kräftiger Arme und Beine hatte er einen Bauch. Einen Bierbauch. Oder Schweinsbratenbauch oder Knödelfriedhof, wie die Bayern sagten. Egal. Hier half nur Sport. Ausdauersport. Die paar Minuten mit Gizmo täglich in den Isarauen konnten da nicht helfen. Sie hatte ihm schon öfter angeboten, ihn mal beim Joggen mitzunehmen, doch Kreiti fand immer wieder eine Ausrede, um nicht mitzugehen. Obwohl, seit er den Hund hatte, er nicht mehr ganz so introvertiert war, wie kurz nach der Trennung von seiner Frau. Sie schaute ihn provozierend an und leckte sich ein weiteres Mal ihre Lippen ab.

      Kreithmeier achtete nicht darauf, er kramte in seinen Unterlagen auf dem Schreibtisch, schnappte sich ein paar Papiere und Bilder, stand auf und befestigte sie mit Hilfe runder Magneten an der Tafel.

      »Also! Hier haben wir die Löbingers. Unbescholtene Familie, zwei Kinder. Vater betreibt ein Baugeschäft.....«

      »Wieso unbescholten? Baugeschäft? Da hängt immer Dreck dran. Ich habe gelesen, es gibt fast keine Baustelle mehr ohne kriminelle Machenschaften: Schwarzarbeiter, Bestechung, Betrug und Pfusch am Bau. Also das Unbescholten muss noch bewiesen werden. Richtig?«

      »Frau Schütz. Können wir erst einmal unvorbelastet an die Sache herangehen. Und wenn Sie dabei so lange Ihre Weisheiten aus der Tagespresse etwas zurück stecken würden. Das wäre super.«

      »Von mir aus. Nur mein Bauchgefühl sagt mir, dass nicht alles Gold ist was glänzt.«

      »Immer diese Verallgemeinerungen. Schrecklich. Also weiter. Familie Löbinger. Zur Tatzeit im Haus, bis auf den Ehemann. Und wo der steckt, weiß gerade niemand. Dann das Haus. Versuchter Einbruch oder so ähnlich. Ein toter Hund in der Dachrinne.«

      »Dackel! Ein toter Dackel!«

      »Kollegin Schütz!«

      »Kollege Kreithmeier?«

      »Ja, ein Dackel. Und weiter?«

      »Ein Dackel ist nicht so schwer wie ein Bernhardiner. Diesen Tatbestand sollten wir nicht unter den Tisch kehren.«

      »Gut! Und was wiegt ein Dackel?«

      »Ich weiß es nicht. Ich kann ja mal im Internet nachschauen. Aber er ist um einiges leichter als ein Bernhardiner, so viel ist sicher«, lachte sie und setzte sich an ihren Computer. Sie gab etwas ein und blickte konzentriert auf den Bildschirm.

      »Ein Dackel wiegt maximal 9 Kilogramm, ein Bernhardiner fast 80 Kilogramm. Schon ein Unterschied. Was wiegt eigentlich dein Gizmo?«

      Kreithmeier dachte nach. »15 bis 20 Kilogramm. Ich weiß es nicht genau. Habe nur mal geschätzt.«

      »Okay.

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