Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann

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Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann

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von alleine. Unser Joschi hätte nicht aufs Dach klettern könne. Er ist keine Katze. Oder ein Affe.«

      »Aber wie kommt ein Rauhaardackel in eine Dachrinne und dazu noch tot?«, dachte der Kommissar laut nach. Es klingelte an der Haustür. Frau Löbinger sprang auf, kam aber nach wenigen Sekunden wieder in den Wohnbereich.

      »Es ist für Sie, ein paar Herren von der Polizei. Kommen Sie bitte!«

      »Das wird die Spusi sein«, sagte Kreithmeier zu seiner Kollegin, »lassen Sie nur, ich kümmere mich darum, ich war ja auch zuerst am Tatort.«

      »Servus Kreithmeier, wo liegt die Leiche?«, tönte es von der Türe lautstark durch den Flur.

      »Ganz ruhig. Es ist etwas anders als ihr denkt. Wir haben keine menschliche Leiche. Das Ganze ist verdreht. Ungewöhnlich. Bisschen verrückt. Also bitte Ruhe und Zurückhaltung. Diskretion.«

      Die beiden Männer, die vor der Haustür auf ihn warteten, waren Rainer Zeidler und Josef Schurig, zwei unsensible Gestalten der Spurensicherung. Das Wort Diskretion existierte leider nicht in ihrem Vokabular. Jeder stand mit einem Koffer in der Hand vor dem Haus. Sie staunten nicht schlecht, als ihnen Kreithmeier den Tatbestand erläuterte. Und wie es so ihre Art war, kamen immer wieder bissige und spöttische Bemerkungen über ihren Mund: »Beim nächsten unnatürlichen Ableben eines Wellensittichs müssen wir dann in den Käfig klettern um Spuren zu finden.« Und »ob in der Pathologie eine Obduktion stattfinden solle, weil dann müsste ja jemand den Dackel rasieren« und »über die Mordkommission Thalkirchen, eine Spezialeinheit in Hellabrunn, des Münchner Zoos.« Und »wer wohl den Igel auf der Bundestrasse überfahren hat. Fahrerflucht sei dabei nicht ausgeschlossen.« Und so weiter, und so weiter.

      Kreithmeier ließ sie reden, es hatte sowieso keinen Sinn. Das ganze war verzwickt und er war mitten drin. Melanie sah alles viel gelassener. Er ärgerte sich nur darüber, dass er ans Handy gegangen und hier nach Tuching gefahren war ohne sich zusätzliche Informationen einzuholen.

      »Der tote Hund in der Dachrinne. Die Kommissare Kreithmeier und Schütz ermitteln.« Diese Schlagzeile im Freisinger Tagblatt auf der ersten Seite würde seine Karriere beenden. Er würde zum Spott der gesamten bayerischen Polizei werden. Könnte nur noch Auswandern und den Dienst quittieren. Damit es nicht soweit kam, musste er alles nach Vorschrift machen. Und es durfte nicht den geringsten Anschein geben, dass sie umsonst hierher beordert worden waren. Also musste die Spusi ihre Arbeit machen. Mal sehen, was dabei herauskam, vor allem im Zusammenhang mit dem vermeintlichen Einbruch, bei dem angeblich nichts abhanden gekommen war.

      »Benehmt euch, ihr beiden Kasperl. Mir ist Ernst dabei. Es hat einen Einbruch gegeben. Und es kann sein, das der Zamperl die Täter entdeckt hat und dabei sterben musste. Also keine blöden Witze mehr. Ich will wissen, wie der Hund gestorben ist und wann. Und ich brauche alle möglichen Spuren. Auf dem Haus und auch im Haus. Die Veranda ist ausgehebelt worden. Mit einem Glasschneider zuerst das Glas aufgeschnitten, dann die Tür geöffnet. Das waren Profis, keine Amateure. Und es leben reiche Leute hier im Haus. Also keine Fehler und keine blöden Bemerkungen. Habt’s ihr mich verstanden?«

      Zeidler und Schurig stellten ihre Koffer ab, legten ihre linke Hand an die Hosennaht und salutierten mit der Rechten: »Jawoll Herr Obersturmbannführer, Jawoll.« Dann drehten sie sich ab, nahmen ihre Koffer wieder in die Hand und marschierten im Stechschritt lachend davon.

      Kreithmeier rief ihnen hinterher: »Arschlöcher, verdammte Arschlöcher, macht euren Job, und nichts anderes.«

      Es war hoffnungslos. Die beiden hatten in ihrem Polizeileben schon so viele Dinge gesehen, die waren abgebrüht und jede Art von respektvollem Verhalten gegenüber den Lebenden und Toten waren ihnen vollends fremd. Wahrscheinlich würde er genauso gefühlsmäßig abstumpfen, wenn er ihre Arbeit machen müsste, oder war er es schon und zeigte es nur nicht so offen? Er kehrte zurück ins Wohnzimmer. Es duftete nach frischem Kaffee.

      »Darf ich Ihnen auch eine Tasse einschenken?«, fragte die Herrin des Hauses und hielt dabei eine silberne Thermoskanne in der Hand.

      »Ja bitte, sehr gern.«

      Der heiße Kaffee beruhigte ihn. Melanie lächelte ihn liebevoll an. Wenn er doch einmal bei ihr durchblicken würde, nur ein einziges Mal.

      »Wir sind noch einmal alles der Reihe nach durchgegangen. Frau Löbinger wird uns heute Nachmittag besuchen, zusammen mit ihren Kindern, einmal, um ihre Aussage zu unterschreiben und, damit wir ihren Kindern noch ein paar Fragen stellen können, wenn noch etwas unklar ist. Einverstanden?«

      »Sicher, bis dahin wissen wir auch mehr. Die beiden Herren von der Spurensicherung beginnen jetzt mit ihrer Arbeit. Bis dahin werden sie fertig sein. Sie werden sich auch hier im Hause umsehen. Nach Fingerabdrücken und ähnlichem suchen. Da bräuchten Sie dann Ihre Unterstützung. Wir müssen von Ihnen Fingerabdrücke nehmen und sie mit unbekannten vergleichen. Wann kommt Ihr Mann zurück?«

      Frau Löbinger starrte ihn verstört an. Es war fast so, als habe sie für kurze Zeit ihren Mann vergessen: »Mein Mann, richtig, ich wollte ihn noch anrufen. Er wird noch in Salzburg sein, dann fährt er weiter nach Wien und kommt morgen Abend mit der Austrian Airlines zurück nach München.«

      »Mit dem Flieger?«, fragte Melanie.

      »Ja! Er hat sich einen Mietwagen für die Reise nach Wien genommen. Zurück kommt er mit dem Flugzeug.«

      »Aha!«

      »Kann ich noch etwas tun für Sie?«

      »Auch wenn Sie es für unmöglich halten, bitte ich Sie, noch einmal nach oben zu gehen, und zu schauen, ob nicht doch etwas fehlt: Schmuck, Bargeld, Wertgegenstände. Na, Sie wissen schon. Und noch eine Frage, haben Sie einen Tresor im Haus?«

      »Ja, im Keller. Den hat mein Mann dort einbauen lassen, vor knapp einem Jahr.«

      »Was bewahrt er darin auf?«

      »Das müssen Sie ihn bitte selbst fragen, ich haben keinen Schlüssel dafür. Es werden Geschäftspapiere sein. Ich habe meine Wertsachen im Schlafzimmer ganz offen. Aber so weit ich sehen konnte, ist alles noch da.«

      »Zeigen Sie uns bitte den Tresor«, forderte Alois die Dame des Hauses auf.

      »Dann folgen Sie mir bitte in den Keller.«

      Eine breite Treppe führte ins Kellergeschoss. Neben einem Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad, beherbergte der Keller ein Schwimmbad, mehrere Abstellräume, einen Haushaltsraum und einen Raum, der einem Arbeitszimmer ähnelte: ein Schreibtisch, mehrere Aktenschränke und Bücherregale und ein in die Wand eingebauter Tresor.

      Obwohl es hier nicht aufgeräumt war, behauptete die Hausfrau, dass es immer so aussieht, die angeborene Unordnung ihres Mannes sei daran schuld. Es sei nichts durchsucht worden, es sei alles auf seinem Platz und auch der Tresor war verschlossen, keine Kratzspuren an der Tür oder an den Scharnieren. Melanie sog das Bild vor sich ein und speicherte es in ihrem Gehirn. Alois langweilte der Anblick. Super sauberes Wohnzimmer und Küche und dann diese Rumpelkammer. Hier kann doch kein Mensch arbeiten. Er blätterte beiläufig durch einen Akt auf dem Tisch.

      »Was macht Ihr Mann eigentlich so beruflich?«, fragte er Frau Löbinger.

      »Mein Mann ist Bauunternehmer. Sie kennen sicher seine Firma. Die Löbinger Bau. Wir haben sogar am neuen Flughafen mitgebaut.«

      »Wo ist denn der Firmensitz?«

      »In

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