Einen Schurken zum Bräutigam. Natalie Bechthold

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Einen Schurken zum Bräutigam - Natalie Bechthold

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sie zwar geheiratet, aber nur, um an ihr Geld ranzukommen. Alles Weitere hätte ihn nicht interessiert. Auch nicht, wenn sich die gute Gesellschaft den Mund um ihre Flucht zerrissen hätte, die in Captain Harringtons Armen ein Ende nahm.

      Das Erste, die Heirat, habe ich schon hinter mir. Gut! Das war auch das Leichteste vom ganzen Übel. Und jetzt kommt das Schwerste und das Letzte. Wie bringe ich es ihr bei? Harrington ließ schließlich seine Fäuste wieder sinken und sah zum Horizont. Das Schiff schaukelte mit der frühen Hektik. Denn die Mannschaft war längst auf den Beinen und ein jeder ging an seine Arbeit. Es würde mich nicht überraschen, wenn es heute regnet, stellte Harrington an dem grauen, zugezogenen Himmel fest. Anschließend, ohne eine Antwort auf seine Frage gefunden zu haben, entfernte er sich von der Tür, ohne sie vorher abzuschließen.

      ***

      Am späten Nachmittag trat Alan zu seinem Neffen, der an der Reling stand und eine Pause machte.

      „Hast du es ihr schon gesagt?“, fragte der ältere Mann.

      Harrington trank die letzten, wenigen Schlucke aus seiner Flasche und antwortete: „Nein.“

      „Ich denke, du solltest es jetzt tun.“

      „Ich weiß, ...“, aber nicht wie, dachte Harrington den Satz zu Ende.

      Was hält ihn nur davon ab?, fragte sich der Seemann.

      Er sah in das Gesicht des jungen Mannes und ahnte, was der Grund dafür sein konnte. Angst. Die Angst, es falsch anzugehen. Mit nicht richtigen Worten Cassie noch mehr Angst einzujagen.

      „Manchmal können so kleine Dinge so schwierig sein“, sagte Alan und merkte, wie sich sein Neffe bei den Worten verspannte.

      Harrington war ein kühner Mann. Zeigte nie seine Gefühle. Und kannte kein Mitgefühl. Seine Art konnte Alan mit einem einzigen Wort bezeichnen und zwar mit - Hart -. Passend für seinen Job, als Captain. Doch das Mädchen war nicht sein Job. Sie war eine junge Frau. Eine Frau mit Gefühlen, die verletzt waren. Nur die Liebe kann ihre Wunden heilen. Und diese Liebe schuldete der Captain ihr. Aber vorher muss er sie selbst finden.

      „Hier, versuch es damit.“

      Harrington nahm das in papiereingewickelte Päckchen und fragte: „Was ist das?“

      Er wollte es gerade öffnen, als Alan seine Hand darauf legte und ihn daran hinderte.

      „Lass sie es tun. Es ist das Kleid deiner Mutter.“

      Harrington nickte.

      „So, und jetzt solltest du unbedingt zu ihr gehen, denn ihr habt nicht mehr viel Zeit.“

      Als Harrington sich von der Reling entfernen wollte hörte er noch seinen Onkel sagen: „Warte, und nimm auch das noch mit. Es war einmal ein Geschenk deines Vaters an deine Mutter.“

      Harrington sah in das kleine, braune Beutelchen hinein und entdeckte darin einen goldenen Ring mit einem roten Stein besetzt.

      „Der Rubinring wird ausgezeichnet zu dem Kleid passen.“

      Und er glaubte seinem Onkel.

      ***

      Plötzlich ging die Tür auf und Cassie zuckte erschrocken zusammen. Sie erkannte den Captain sofort und senkte ihren Blick. Harrington merkte das, aber ließ sich nichts anmerken, stattdessen schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Cassie hatte den ganzen Tag auf diesen Moment gewartet. Mit großer Angst und einer Menge unbeantworteter Fragen, wie: Wird er mich frei lassen? Was Harrington nicht wusste, war, dass sie noch immer auf demselben Platz saß, wie vor einigen Stunden, als sein Onkel noch bei ihr war und noch länger.

      Ein unangenehmes Schweigen herrschte in der Luft. Und Harrington fragte sich, wie er es brechen konnte. Auch, wie wird sie das auffassen, was ich ihr zu sagen habe?

      Langsam kam er auf sie zu, das Geschenk hinter dem Rücken versteckt und stand eine Minute schweigend vor ihr. Ihr trauriger Anblick tat ihm leid. Langsam kamen ihm Zweifel, ob er das Richtige getan hat. Er hat ihr schon einmal wehgetan und zwar heute Nacht. Musste er es unbedingt noch ein zweites Mal tun, hier und jetzt? Ja! Ich tat es nur zu ihrem Besten. Und das muss sie jetzt erfahren, auch wenn ich ihr noch einmal das Herz breche, redete er sich ein. Wäre es nicht einfacher, wenn er ihr zu einer Flucht verholfen hätte? Zum Beispiel nach Südafrika oder in das ferne Amerika? Doch, natürlich. Für einen Feigling schon. Aber er wollte für seine Tat gerade stehen, wie sonst auch immer. Während er vor ihr so da stand merkte er, wie viel Mitleid er mit diesem Mädchen hatte. Für einen Mann hätte er nicht ein bisschen Mitleid übrig. Doch wie groß sein Mitleid für sie auch war, eine Entschuldigung für seine verhängnisvolle Tat kam ihm nicht in den Sinn. Dafür war er viel zu stolz.

      Cassies Hände lagen auf dem Schoß und zitterten leicht. Ihr Kopf war leicht geneigt. Caleb sank in die Knie und versuchte ihr in die Augen zu sehen. Doch sie hinderte ihn daran, indem sie rasch das Gesicht von ihm abwandte. Glatte gold-blonde Haarsträhnen fielen ihr über das tiefe Dekolleté. Welch ein verführerischer Anblick!, dachte Harrington bei sich. Typisch, englische Mode.

      Harrington hüstelte und wartete, bis sie ihr hübsches Gesicht zu ihm drehte, wie es sich gehört, wenn man miteinander spricht. Doch, als sie es immer noch nicht tat, legte er seine kräftige, raue Hand auf die Ihre und war überrascht, welch eine Wirkung sie in der nächsten Sekunde zeigte. Und dann sah er die Angst in ihren kristallblauen Augen. Dieselbe Angst, die er längst kannte. Um ihr so schnell wie möglich die Angst wieder zu nehmen überreichte er ihr das Geschenk im hellbraunen Papier eingewickelt.

      „Hier, das ist für dich.“

      Überrascht und unabsichtlich gefror ihr Blick auf seinem Gesicht. Noch nie hatte ein Schänder seinem Opfer etwas geschenkt. Warum tut er das?, fragte sich Cassie. Anstatt eine passende Antwort zu finden, fand sie, dass der Schuft vor ihr gut aussah. Eiskalte, blau-grüne Augen und schwarzes, kurzes Haar. Über der Oberlippe hatte er eine Narbe, die bis zu der kurzen, geraden Nase reichte. Obwohl er doppelt so alt war wie sie faszinierte sie sein Anblick. Noch nie habe ich einen so schönen Mann gesehen.

      Als Cassie sich immer noch nicht rührte, legte er ihr das Geschenk auf den Schoß. Sofort kam Cassie zu sich und öffnete es. Während sie es vorsichtig öffnete bewunderte Harrington heimlich ihre Schönheit. Noch nie hatte er bisher so schöne, kristallblaue Augen gesehen, wie die von Cassie. Eine feine, gerade Nase und leicht gerötete Wangen. Ein Muss für jeden Künstler ihr schönes Gesicht auf einer Leinwand fest zu halten. Wie viele Männer werden mich dafür beneiden, dass du allein mir gehörst. Meine schöne Gemahlin. Bei dem Gedanken musste Harrington lächeln. Tja … , und da wären wir wieder. Die Stunde der Wahrheit. Und sein Lächeln verschwand wieder.

      Cassie nahm den purpurroten Stoff vorsichtig in ihre Hände und faltete ihn auseinander. Entzückt leuchteten mit jedem Mal ihre Augen auf. Ein Kleid. Ein wirklich sehr schönes Kleid. Mit den Fingern fühlte sie seine Weichheit und Geschmeidigkeit.

      Harrington sah ihr leichtes Lächeln und wusste, dass ihr das Kleid gefiel. Als seine Mutter das Kleid zum ersten Mal trug war sie fünfunddreißig Jahre alt. Längst eine erwachsene Frau. Und wie alt ist sie? Siebzehn, erinnerte er sich noch ganz verschwommen an den Zeitungsbericht vor einer Woche. Ein halbes Kind noch. Harrington schämte sich für seine Tat. Nun sag es endlich! Entschuldige dich für dein Vergehen, sagte ihm eine innere Stimme. Sonst wird

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