"Take Care!". Hermine Stampa-Rabe

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Gruppe sprachen wir nicht von den Steigungen, sondern nur von herrlichen "downhills" (Abfahrten).

      Der Himmel blieb uns gnädig gesonnen: Keine Regentropfen benetzten uns. Dafür blies uns aber ein frischer und stürmischer Wind entgegen. Während wir nun so durch die herrlich grüne Landschaft fuhren - es war fast wie durch einen Dauerpark - sah ich rechterhand einen jungen Mann vor seinem Haus an einem Auto stehen, an dessen Rückseite zwei Fahrräder befestigt waren. Ich grüßte hinüber. Er grüßte gleich wieder zurück und fragte:

      „Wo wollt ihr hin?

      „Nach Oregon an den Pazifik!

      „Take care!

      Im nächsten Ort überholte uns jemand mit seinem Auto, der auf unserer Höhe seine Fahrt verlangsamte und zu uns sagte:

      „An der Rückseite der Kirchenwand findet ihr einen Wasserhahn und könnt Euch eure Wasserflaschen wieder neu auffüllen.

      Wir dankten ihm. Unsere Trinkflaschen waren schon leer und unser Durst unendlich. Welch Einfühlungsvermögen! Tatsächlich erschien im nächsten kleinen Ort links eine Kirche, an deren Rückwand sich ein Wasserhahn befand. Wir tranken soviel wie wir konnten und füllten ganz glücklich unsere vielen Wasserflaschen mit dem köstlichen, kühlen Naß.

      Vorbei war die gemütliche Fahrradwanderzeit. Es wurde ernst.

      Die Berge rissen nicht ab, nahmen höchstens in kürzeren Intervallen zu und waren uns sicher wie das Amen in der Kirche. 128 km auf diese Weise zu fahren, wurde für mich zu einer sehr großen Anstrengung und Herausforderung. Aber meinen zwei lieben Radsportfreunden, die mich begleiteten, erging es auch nicht viel besser. Das tröstete mich sehr. Kal.-John bekam genau in dem Moment, wo er mich am Berg überholen wollte, einen Platten und wäre fast gestürzt. Ich bat um Weiterfahrt, weil ich mit meinem langsamen Bergauffahren meiner Ansicht nach die Gruppe aufhielt. Sie schickten mich vor.

      Dann traf ich Alex, der sich mir anschloß. Wir beide radelten nach Monte Celli hinein. Hier kam ich mir vor, als sei ich bei einer der gepflegten und hübschen Schloßanlagen in Frankreich angekommen.

      Wir beide radelten das wellige Gelände weiter hoch und runter und kamen nach Charlottesville, einer Horrorstadt für Fahrradfahrer, weil sie auf so gräßlichen Bergen erbaut worden war.

      „In dieser Stadt gibt es bestimmt keine Fahrradfahrer. Wenn ja, grenzt das hier dann schon an Wahnsinn, schoß es mir durch den Kopf.

      Solche steilen Abfahrten und Steigungen fuhr ich noch nie. Mitten in der Stadt verschwanden meine Freunde plötzlich vor mir hinter einer Berkuppe. Als ich dort ankam, dachte ich, daß das eigentlich gar nicht wahr sein könne, was ich jetzt fahren sollte. Meine Freunde sah ich gerade auf der gegenüberliegenden Steigung wieder hochkommen. Zum Überlegen blieb mir gar keine Zeit. So holte ich nur tief Luft und fuhr beherzt in die Tiefe und mit Schwung auf der anderen Seite wieder ein Stück hoch. Den Rest konnte ich nur mit meiner Übersetzung: 24 x 34 Zähnen langsam erklimmen.

      Irgendwann erreichten wir unseren sehr guten KOA Campingplatz. Die Gesamtstrecke belief sich auf insgesamt 128 km. Auf diese Leistung war ich sehr stolz.

      Als ich nach dem Duschen unten am Campingplatz ankam, hatten schon alle gegessen. Für mich war aber noch etwas vorhanden. Eine lange Unterhaltung entspann sich zwischen uns, die wir bei Stimlam-penschein in der Dunkelheit zusammensaßen.

      Ohio-John sprach mich heute an, ob ich ihm bitte auf dieser Reise etwas Deutschunterricht erteilen könnte. Das versprach ich. Wie das aber praktisch gehen sollte, wußte ich noch nicht, da er der Erste war, der vom Campingplatz fuhr und als Erster am Abend ankam, ganz im Gegensatz zu mir. Er war jung, sehr interessant, freundlich und hilfsbereit, also sehr sympathisch.

      In der tiefen Nacht saß ich auf meiner Schlafunterlage im Schlafsack und schrieb das Tagebuch, während draußen bei Vollmond eine Grille zirpte.

      Bei der Cookie-Lady in den Appalachen

      7. Tag: KOA/Charlottesville - Cookie-Lady/Afton (58 km) 677 km

      Muttertag. Die Nacht war ziemlich kurz, weil ich ja noch bis tief in die Nacht geschrieben hatte. Kein liebevoller Blumenstrauß meiner Kinder oder meines Kläuschens stand auf dem Tisch. Niemand von meiner Familie wartete auf mich. In meinem linken Ohr klingelte es. Wer war es, der da so innig an mich dachte? Im Geist sah ich meine drei geliebten Kinder Olaf, Achim und Gudrun vor mir und jedes einzelnen Lebensweg bis heute.

      Was mag in ihren Herzen am heutigen Tag vorgehen? Vermißten sie mich ebenso wie ich sie? Doch die Gegenwart riß mich wieder aus meinen Träumen.

      Das Frühstück fiel etwas dünner aus, weil wir nicht viel mitgebracht hatten.

      Mit dem schwer bepackten Rad gingen Kal.-John, Engl.- und N.-Y.-Bob, Alex und ich auf die Straße. Meine Beine hielten durch. Ich hoffte, daß das so beibleiben würde.

      Schon morgens schien die Sonne und erwärmte alles. Zweimal löste sich der eine Haken meiner rechten Hinterradpacktasche durch die hoppelige Straße. Dadurch blieb ich zweimal zurück. Aber Sarah wartete und brachte mich wieder an die Gruppe. Heute war es nicht so schlimm wie gestern.

      Alex und ich fuhren allein und stellten nach einer längeren Zeit bei einer großen Straßenkreuzung fest, daß wir uns verfahren hatten. Aber anhand unserer Streckenkarte fanden wir gut in die richtige Richtung. Das Verfahren erwies sich als unser Glück: Wir mußten auf der (250), einer eigentlich stark befahrenen Straße, die kaum Höhenunterschiede aufwies, fahren. Da aber Sonntag war, bewegte sich darauf zu dieser Zeit nur wenig Verkehr.

      Kurz vor der Straßenkreuzung, bei der wir wieder auf unsere Route stoßen sollten, stand Sarah an dem großen Store. Für jede Pause war ich dankbar, so auch für diese.

      „Ihr seid die beiden Ersten. Von den anderen hat mich noch keiner überholt.

      Wir legten eine größere Erholungs- und Trinkpause ein. Mir schoß ein Blitzgedanke durch den Kopf:

      „Sarah, kannst Du mir heute abend sagen, was ich alles von meinem schweren Gepäck nach Hause schicken soll, um meine Tour zu einer Freude statt einer Schwerstarbeit werden zu lassen?

      „Ja, mache ich, aber erst nach dem Abendessen.

      Bald nahmen wir die letzten zwei Meilen in Angriff. Die hatten es aber in sich! Sarah hatte es uns schon auf dem vorherigen Campingplatz prophezeit. Wir steuerten auf den Fuß des weltberühmten Blue Ridge Parkway in den Appalachen zu.

      Von diesem Gebirge, das aus vielen kleineren, runden und steilen Bergen bestand und sich durch ganz Virginia, Kentucky, Illinois bis zum Anfang von Missouri spannte, wußte ich und hoffte, es durchqueren zu können. Deshalb hatte ich mir vorgenommen, erst dann an Freunde und Bekannte eine Karte zu senden, wenn ich diese große Herausforderung hinter mir hatte. Erst dann, so war mir klar, wußte ich, daß ich darauf hoffen konnte, auch die Rocky Mountains zu bestehen und meine Tour bis zum Pazifik zu schaffen. Noch war mir das lange nicht klar.

      Unser Weg wand sich hinauf in diese wunderschöne und bewaldete Bergwelt. Rechts der zweispurigen Teerstraße ging es hoch und links sanft hinunter.

      Am

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