Wohin mein Weg dich führt. Patrick Osborn
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Patrick Osborn
Wohin mein Weg dich führt
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Zur Erinnerung an Dieter Krause und Dieter Dutzmann.
Ich vermisse euch beide sehr!
Prolog: Die Suche
Bangkok, Oktober 2014
Ben Herzfeld wollte vergessen. Wie ein Schatten seiner selbst bewegte er sich durch die Stadt, in der er seine Kindheit und seine Jugend verbracht hatte. Doch dann hatte sich alles verändert und er verließ Bangkok praktisch über Nacht. In Berlin, seiner Geburtsstadt, fand er jedoch das Glück. Ein Glück, das mit Lilys Verschwinden von einem Tag auf den anderen jäh zerstört wurde.
Vor einer Woche war Ben am Flughafen Don-Mueang angekommen. Seitdem irrte er durch die Tempelanlagen und versuchte, mit sich und seinem Schicksal ins Reine zu kommen. Er wusste, dass es bei dem Versuch bleiben würde. Immerhin probierte er, seit zehn Jahren mit dem Verschwinden seiner Tochter klarzukommen.
An diesem Morgen verließ Ben seine kleine Pension im District Chatuchak in aller Frühe, da er vor den großen Touristenströmen den Tempel des Liegenden Buddhas südlich des Grand Palace aufsuchen wollte. Als er aus der Tür der Pension trat, empfing ihn die für Bangkok typische Mischung aus Hitze und Smog. Seit Jahren kämpfte die Stadt mit erheblichen Umweltproblemen. In den Hauptverkehrsstraßen war die Belastung bereits so schlimm, dass es gesundheitliche Auswirkungen für die Menschen gab. Allein daran erkannte Ben, dass sich Bangkok in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren deutlich verändert hatte.
Er war kaum zehn Schritte gegangen, als ihm auf der gegenüberliegenden Straßenseite drei Männer ins Auge fielen. Sie saßen im Rinnstein und folgten mit ihren Blicken einem Mönch, der eben an ihnen vorbeigegangen war. Einer der Männer stand auf und deutete auf den Mönch. Jetzt erhoben sich auch die beiden anderen und setzten sich in Bewegung.
Sofort war Ben ihre Absicht klar. Mit wenigen Schritten hatten sie den Mann erreicht. Ben blickte sich um, konnte aber zu dieser frühen Stunde keinen weiteren Menschen sehen. Auch die Männer hatten ihn scheinbar nicht bemerkt.
„He Khun!“, rief er hinüber und näherte sich der Gruppe. Durch seinen Ausruf zog er die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. Ben erkannte, dass sie allesamt noch Jugendliche waren. Er schätze sie nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre.
„M?n p?n s?ìng th?? khu??“, antwortete der Anführer und sein Blick machte deutlich, wie es ihn überraschte, dass Ben ihn akzentfrei angesprochen hatte.
„Lasst den Mönch in Ruhe und geht zu euren Familien!“, entgegnete Ben.
„Und wenn nicht?“ Ihr Anführer trat einen Schritt auf Ben zu und sah ihn feindselig an. „Was willst du tun, Farang?“ Das Wort für einen Europäer spie er ihm förmlich entgegen.
„Hört zu!“, versuchte Ben zu beschwichtigen. „Ich will keinen Ärger machen. Lasst den Mönch einfach seiner Wege ziehen und alles ist gut.“
„So. Ist es das?“ Ben sah, dass der Anführer näher trat. Aber nicht nur das. Auch die anderen beiden Kerle traten auf Ben zu. Eine Erinnerung aus Jugendtagen kam ihm sekundenschnell in den Sinn, als er den ersten Schlag in den Magen bekam. Ben blieb die Luft weg. Bevor er reagieren konnte, musste er den zweiten Schlag einstecken. Er japste nach Luft. Der dritte Schlag beförderte ihn zu Boden. Im Fallen dachte Ben noch daran, mit den Armen seinen Kopf zu schützen, bevor eine Welle aus Schlägen und Tritten auf ihn einprasselte.
Als Ben die Augen aufschlug, konnte er sich im ersten Moment an nichts erinnern. Nur langsam kehrten Gedankenfetzen zurück. Da waren Männer gewesen und ein