Wohin mein Weg dich führt. Patrick Osborn

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Wohin mein Weg dich führt - Patrick Osborn

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Französische Straße hatte. Er bestellte sich einen Espresso uns sagte dem jungen Kellner, dass er mit dem Essen noch warten würde.

      Zehn Minuten später hatte Ben seinen Espresso ausgetrunken, doch von Liem war noch nichts zu sehen. Das war ungewöhnlich, denn eigentlich war Ben der Unpünktliche. Er warf einen Blick auf sein Handy, nur um festzustellen, dass Liem sich nicht gemeldet hatte. Ben widerstand dem Versuch, seinen Bruder anzurufen und orderte einen weiteren Espresso. Als Liem jedoch weitere zehn Minuten später immer noch nicht da war, begann Ben, sich Sorgen zu machen. Er vermutete, dass es im Krankenhaus einen Notfall gegeben hatte, wählte Liems Nummer, hinterließ aber keine Nachricht auf der Mailbox. Liem sah schließlich auch so, dass er angerufen hatte.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Borchardts und Liem trat ein. Ben wollte sich schon bemerkbar machen, als er sah, dass sein Bruder das Lokal nicht alleine betrat. Shannon folgte ihm!

      Für einen Moment setzte Bens Herzschlag aus. Warum hatte Liem nicht erwähnt, dass er Shannon heute mitbringen würde? Doch die Situation wurde noch skurriler. Ohne sich nach Ben umzusehen, ließen sich die beiden an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants führen. Ihre Vertrautheit irritierte Ben. Bisher hatten sie ihn auch noch nicht entdeckt. Er sah, wie Liem Shannon aus dem Mantel half und ihr einen Kuss auf die Wange gab.

      Das konnte doch nicht wahr sein! Liem und Shannon? Ben wusste nicht, was er davon halten sollte. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und seine Kehle trocken wurde. Sicher, Shannon und er hatten Probleme und waren getrennt. Doch das gab Liem noch lange nicht das Recht, sich an seine Frau heranzumachen!

      Ben ballte die Faust und erhob sich. Sicherlich würde er hier keine Szene machen, aber eine Erklärung wollte er dennoch.

      Mit wenigen Schritten erreichte er den Tisch. „Ich hoffe, ich störe nicht.“ Ben hatte Mühe seine Stimme in Zaum zu halten. Shannon und Liem sahen ihn überrascht an, jedoch irritierte Ben, dass gerade Liems Blick aussah, als hätten sie alles und jeden, aber nicht ihn hier erwartet.

      „Hallo Ben“, antwortete Liem kühl, während Shannon ihn nicht weiter beachtete. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer solch kühlen Reaktion der beiden. „Könnt ihr mir mal erklären, was das hier soll?“

      „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Wieder war es Liem, der antwortete, während Shannon Ben nicht eines Blickes würdigte.

      „Sag mal, spinnt ihr?“ Bens Stimme wurde lauter und die ersten Gäste drehten sich zu ihnen um. „Wir sind vor einer halben Stunde zum Mittagessen verabredet gewesen.“ Liem sah Ben an, als habe er vollkommen den Verstand verloren.

      „Wir waren bitte was?“, fragte dieser noch einmal nach. „Ich glaube kaum, dass wir beide zum Essen verabredet gewesen waren. Und jetzt sei so nett und lass uns bitte allein.“ Ben glaubte, sich verhört zu haben.

      „Was soll das Theater?“ Ben legte Liem eine Hand auf die Schulter. Dieser erhob sich abrupt, so dass Ben sich erschrak. „Ich weiß nicht, was du genommen hast, Ben. Aber wir waren unter Garantie nicht zum Essen verabredet. Wie sollten wir auch? Wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr. Und jetzt nimmt deine Hand von mir und verschwinde, oder ich lasse dich aus dem Lokal werfen.“ Wie aufs Stichwort kam der junge Kellner, der Ben vorhin den Espresso serviert hatte.

      „Gibt es hier ein Problem?“

      “Nein, alles bestens. Der Herr wollte gerade gehen.“ In Liems Blick lag so viel Verachtung für Ben, dass dieser nicht wusste, wie er damit umgehen sollte.

      „Shannon, ich ...“ Weiter kam Ben nicht.

      „Noch ein Wort, Ben und ich rufe die Polizei.“

      „Aber warum ... Was ...“ Bens Gedanken spielten vollkommen verrückt. Er konnte diese Szene nicht einordnen. „Ich habe keine Ahnung, was ihr mit dieser Komödie bezweckt. Ich bin gestern aus Thailand zurückgekommen, wo ich nach Lily gesucht habe.“ Hatte Ben bis zu diesem Moment gedacht, dass die Situation schon unglaublich genug war, gaben ihm Shannons Worte endgültig den Rest.

      „Wag es nicht, den Namen meiner Tochter noch einmal in den Mund zu nehmen, du Mörder!“ Shannon griff nach ihrem Mantel und verließ mit Liem ohne ein weiteres Wort das Borchardt.

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