Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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war diese Zeit zumindest vorläufig vorbei, die Natur hatte sie wieder und die beiden nutzten diesen Umstand weidlich aus.

      Ihre Reiseroute sah vor, dass sie zwei Tage lang der Küste folgen würden um dann, in Almunecar nach Nordwesten in die Berge abzubiegen. Auf den Pass von Almunecar hinauf zur Gran Escuela und damit zum Fuß des Mulhacen war Shandra besonders gespannt, denn er hatte schon viel über diese Bergwildnis gehört, in der sich die Geister des Mulhacen unentwegt mit denen des Meeres stritten.

      Shaktar, Shakira und Jelena kannten diesen Weg bereits, denn Shaktar war ihn schon einmal hinauf gestiegen und die beiden jungen Frauen waren über diesen Weg von der Hochebene herunter geklettert.

      Sie hatten nicht vor, ihn Granada eine Rast einzulegen, auch wenn Sybila deswegen vielleicht gekränkt sein würde. Zum Ausruhen war später noch Zeit, zunächst aber war das Ziel Barcelona zu erreichen. Sie würden der Route in umgekehrter Richtung folgen, die Shakira und Jelena genommen hatten, als sie noch auf der Suche gewesen waren und erst oberhalb von Murcia wieder auf den alten Handelsweg an der Küste einschwenken.

      Einen guten Monat, so rechnete Shandra, würden sie sicher brauchen, um Barcelona zu erreichen, denn es waren mehr als tausend Meilen bis dorthin.

      An diesen ersten beiden Tagen, die sie im Sand und am Strand entlang ritten, benahmen sich sowohl die Wölfe als auch Shaitan und Dragon wie Welpen oder Fohlen. Sie hatten ununterbrochen nur Unfug im Kopf, tollten herum wie ausgewechselt und Shandra und Rollo förderten diesen Übermut auch noch, denn auch sie beide hatten gründlich die Nase voll von engen Räumen, Verwaltung und Politik. Auch ihr Bewegungsdrang war so groß, dass sie an beiden Tagen ihre Sättel und ihr persönliches Gepäck von den beiden Mulis tragen ließen, die Shaktar am Handseil führte und schon am Morgen mit den ungesattelten Pferden und den beiden Wölfen los liefen und erst am späten Nachmittag wieder kamen.

      Die beiden Jäger und Krieger strahlten um die Wette und Rollo schwor, dass er, sobald er wieder Grasland unter den Füßen hatte, drei Tage lang nur rennen wollte. Rennen, um die Lungen frei zu bekommen, rennen um die verklebten Muskeln, Bänder und Sehnen wieder zu lösen und rennen, einfach um des Rennens willen. Shandra sagte nichts zu diesem Schwur, aber wer ihn kannte, wusste auch, dass er an Rollos Rennerei teilnehmen würde, wenn es irgendwie ging.

      Diese beiden ersten Reisetage verliefen, als machten sie einen Sommerausflug. Der Himmel an der Sonnenküste war wolkenlos blau, das Meer – abgesehen von den Gezeiten – lag still wie ein See und sie waren allein, soweit das Auge reichte.

      Am Vormittag des dritten Tages, einen halben Tag später als geplant, wanderten sie durch die kleine Ansiedlung Almunecar und stießen unter Shaktars Führung in ein langes, schmales Tal vor, an dessen Ende eine scheinbar unwegsame Bergwand stand. Und genau über diese Wand mussten sie hinauf steigen nach Gran Escuela.

      Shandra war fasziniert vom Anblick der schroffen Zinnen, der Klippen, Schluchten und Schründe, von denen sie dort erwartet wurden und er erkannte schon von weitem, dass diese Wildnis in der bizarren Form ihres Gesteins wohl nur noch vom Torqual de Antequera übertroffen wurde. Als sie den tiefsten Punkt des Tals erreicht hatten, war es später Nachmittag geworden und sowohl Shaktar als auch Jelena und Shakira rieten davon ab, den Aufstieg noch während der Abendstunden zu beginnen, denn mehr als eine Nacht in dieser Wildnis konnte lebensgefährlich werden. Es gab Wetterumschwünge, die so krass waren, wie nirgendwo sonst.

      Die Meereswinde trugen warme, feuchte Luft in die Felsen hinein, die Sonnenstrahlen hatten den Fels erhitzt und so entstand eine warmer Luftstrom, der mit hoher Geschwindigkeit die Höhe von mindestens zweieinhalbtausend Schritt überwand und sich oben, auf der Hochebene entspannen und ausbreiten wollte. Dort aber stieß dieser warme Luftstrom auf die eisigen Fallwinde, die vom Gletscher des Mulhacen herunter fegten und sofort begannen die beiden unterschiedlichen Brüder einen wilden Kampf auszufechten, der bis in die Nacht hinein dauerte.

      In den Felsen wechselte das Wetter oft in wenigen Augenblicken von drückender Hitze in eisige Kälte, von warmem Regenwetter in unangenehm kaltes Schauerwetter mit eisigem Wind und gefrorenen Kristallen in der Luft. In solchen Momenten konnten die ohnehin schmalen Saumpfade zu tödlichen Fallen werden. Ein unbedachter Schritt, eine winzige Unaufmerksamkeit konnte genügen und schon lag man fünfhundert oder mehr Schritte tiefer und war nicht mehr zu retten. Ablenkungen aber gab es genug im Fels, denn die ständig wechselnden Winde und die vielen, hoch aufragenden und zumeist fast senkrechten Felswände bildeten ein Paradies für alle Vogelarten, die gerne segelten und sich von solchen Auf – und Abwinden mit Begeisterung tragen und treiben ließen. In oft haarsträubender Geschwindigkeit und atemberaubend dicht am Fels jagten alle möglichen Arten von Vögeln an den Felsen entlang, hinauf und hinunter und stießen dabei häufig schrille Schreie der Lust am Fliegen aus. War nun ein Mensch oder auch ein Tier oder beides zusammen im Fels und es geschah, dass einer dieser Vögel mit weniger als einer Handbreit Abstand an ihm vorbei zischte, war es nicht ungewöhnlich, dass einer oder auch alle erschraken und schon war es geschehen.

      In den Tiefen der Schluchten und Schründe lagen Skelette von abgestürzten Menschen und Tieren in rauen Mengen.

      Der Weg durch diese Wildnis war also bei Tag schon sehr gefährlich. Bei Nacht aber enthielt er fast eine Todesgarantie.

      Sobald die Sonne unterging, fehlten den warmen Seewinden der Nachschub an Energie und die kalte Luft vom Gletscher des Mulhacen errang die Oberhand. Es kühlte rasch ab und die Feuchtigkeit in der Luft begann sich auf den Felsen nieder zu schlagen. Je länger die Nacht dauerte, desto kühler, ja, kälter wurde es und nicht selten ging die Temperatur so weit zurück, dass sich im oberen Drittel der Felsen auch Eis auf dem Stein bilden konnte. Doch auch ohne Eis war jeder Tritt, jedes Stück Weg, jeder Stein mit einer glitschigen Schicht kondensierender Nässe belegt und wer zehn Schritte tat, konnte damit rechnen, mindestens einmal ausgerutscht zu sein.

      Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hatte, versuchte nachts durch die Felswand zu steigen. Und jeder, der am frühen Morgen den Aufstieg begonnen hatte, tat alles, um Abend den Pass zur Gran Escuela erreicht zu haben.

      Sie verzichteten an diesem Abend auf ein Feuer, denn im Tal unten war es warm und trocken und so begnügten sie sich mit einem kalten Imbiss. Dann saßen sie gemütlich zusammen und unterhielten sich über die jüngsten Ereignisse und über Dinge, die ihnen bevorstehen mochten.

      Shaktar und Sombra überlegten, wie sie es am besten anstellen sollten, in die Sicherheitssysteme Ninives einzudringen, wenn sie die Stadt erst einmal erreicht hatten, Shandra aber beschäftigte sich in erster Linie mit seinen beiden Halbbrüdern Erin und Kerin.

      Er fand heraus, dass die beide jungen Männer über einen ausgesprochen hellen Verstand verfügten und alles, was mit Naturgesetzen und mit technischen Vorgängen zusammen hing intuitiv begriffen.

      Erin konnte erklären, weshalb manche Vögel gute Segler waren und andere nicht, Kerin wusste zu bestimmen, aus welchen Metallen der Stahl bestehen musste, aus dem Sombra vor langer Zeit Shandras Jagdmesser geschmiedet hatte. Beide wussten ganz genau, weshalb dreifach gefiederte Pfeile besser geradeaus flogen, als zweifach gefiederte und als ihnen Shandra seinen Hornbogen zeigte, verstanden sie das System im Handumdrehen.

      Begabte Jungs, wie Rollo feststellte, denn auch in den Bereichen, in denen er besonders stark war, der Jagd, dem Lesen von Fährten und der Verarbeitung von erlegtem Wild kannten sie sich sehr gut aus und so fand Rollo es fast schade, dass man solche Talente nach Ninive schicken musste.

      Doch beide hätten nichts anderes gewollt, denn so oft die Sprache auf die fliegende Stadt kam, so bald Shaktar oder Sombra von den technischen Wundern in dieser Stadt erzählten, begannen ihre Augen zu glänzen, ihre Gesichter röteten sich und sie lauschten mit atemloser Spannung und speicherten jedes Wort.

      Ihre

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