Der geheime Pfad von Cholula. Michael Hamberger

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Der geheime Pfad von Cholula - Michael Hamberger

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gleich sympathisch, auch wenn sie einen mindestens doppelten, wenn nicht dreifachen Whiskey vor sich stehen hatte. Und ihren Blick nach zu schließen, war dies sicher nicht der erste. Layla beobachtete die Frau. Ihr erster Eindruck hatte sie nicht getäuscht. Die Frau war eine wahre Schönheit. Groß, schlank, grazil, tiefschwarze Locken und mit einem Gesicht, wie eine Göttin. Ganz entfernt erinnerte die Frau sie an Kate Beckinsale, eine sehr talentierte englische Schauspielerin. „Warum sind alle Mexikanerinnen nur immer so bezaubernd, und das einzige, was ich von meinem Vater habe, ist die Erinnerung. Von wegen, dass die Töchter immer ihren Vätern ähnlich sehen“ dachte Layla. Gut, sie war wohl auch recht hübsch, wenn man den Männern glauben konnte. Aber Männer sagten bekanntlich fast alles, wenn sie ihr Ziel erreichen wollten. Das war ihr jedoch egal. Layla wusste ganz genau, was sie darstellte. Sie hatte ein angeborenes, unerschütterliches Selbstbewusstsein. Außerdem brachte ihr blondes, naturgelocktes Haar und die tiefblauen Augen, die so schön naiv gucken konnten, viele Leute dazu, sie einfach zu unterschätzen. Dies unterstützte auch die Tatsache, dass sie mit 1,60 m Körpergröße (ihr Vater sagte immer „Körperkleine“) und 45 kg Lebendgewicht noch immer, wie ein 16 jähriges Mädchen und nicht, wie eine 25 jährige, selbstbewusste junge Frau aussah, die mit beiden Beinen fest im Leben stand. Speziell in ihrem Beruf, oder vielmehr ihrer Berufung als Journalistin, hatte ihr dies schon viele Türen geöffnet, die Anderen für immer verschlossen geblieben wären. Auch in ihrer Kleidung war Layla wenig damenhaft. Sie war eher der sportliche Typ. Kleidung musste bequem sein, nicht modisch, was sich leider nur all zu oft gegenseitig ausschloss. Das war Layla aber eigentlich auch ziemlich egal, denn auf Feste ging sie eh nur, wenn sie dies beruflich musste. Wenn sie Freizeit hatte, was leider nur zu selten geschah, dann gab es nur eines. Sport. Und dabei war Layla ein richtiger Adrenalinjunkie. Ausgefallene Sportarten wie Mountainbike fahren, Paragliding oder Fallschirmspringen, die zogen sie regelrecht magisch an. Deshalb war sie an den seltenen freien Abenden unter der Woche eher im Fitnessstudio, als zu Hause zu finden.

      Ganz besonders stolz war Layla auf ihren braunen Gürtel in Karate. Den hatte sie in nur drei Jahren erreicht. Selbst ihr Trainer war von ihrer Leistung beeindruckt gewesen. Er meinte immer zu ihr: „Klein, wie eine Maus, aber mit dem Kämpferherz eines ausgewachsenen Tigers“. Trotz, dass dieser Machospruch schon mächtig abgedroschen war, musste Layla immer noch darüber lachen.

      Die freien Wochenenden gehörten aber in den meisten Fällen ihrem Bike oder ihrem Gleitschirm. Und das alles bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 60 Stunden. Layla brauchte jedoch ihren Sport als Ausgleich für die berufliche Anspannung.

      Deshalb hatte Layla auch niemals Zeit für einen Liebhaber gehabt, wobei sich Layla da selbst einzureden versuchte, dass es eben nur ein Mangel an Gelegenheit war. Dass es aber auch daran liegen konnte, dass sie die Anforderungen an ihren Traumprinzen einfach zu hoch ansiedelte, dass wollte sie nicht gelten lassen. Es musste irgendwo diesen Traumprinzen geben und eines Tages würde sie den auch finden. Bis dahin musste sie wohl oder über warten, denn Layla war der Ansicht, dass sie eher alleine blieb, als hierbei Kompromisse einzugehen.

      Auch der Blick der jungen Frau zeigte, dass sie sich Layla wohl ganz anders vorgestellt hatte und sie vielleicht sogar enttäuscht war. Trotzdem setzte sich Layla ihr gegenüber auf einen Stuhl und blickte ihr fest in die Augen.

      „So, ich bin ganz Ohr. Was haben Sie mir zu erzählen?“

      „Zuerst möchte ich mich einmal vorstellen. Ich bin Mercedes Ramírez und bin eigentlich aus Puebla. Kennen Sie die Stadt!“

      „Natürlich, mein Vater war ein Poblano, also ein Einwohner von Puebla. Es ist eine Großstadt, circa 120 km südlich von Mexiko City!“

      „Ich wurde dort selbst entführt. Von einem Priester!“

      Bumm, da war es nun doch, dieses Kribbeln, das Layla immer dann überfiel, wenn sie eine Story witterte. Es begann immer hinter den Ohren und zog sich dann über ihren kompletten Schädel bis hin zur Stirn. Dieses Kribbeln war manchmal so stark, dass Layla dann in den Spiegel schauen musste, um zu sehen, ob ihre Haare zu Berge standen. Meistens hatte dieses Kribbeln Recht behalten und war der maßgebliche Erfolgsfaktor in ihrer Karriere.

      „Warum haben Sie dies nicht gleich gesagt, dann hätte ich mir mehr Zeit genommen!“

      „Ich wollte erst wissen, ob ich Ihnen vertrauen kann!“

      „Aha, und das wissen sie nach zwei Sätzen, die wir getauscht haben?“

      „Das wusste ich beim ersten Blick in Ihre Augen!“

      Layla sah Mercedes lange in die Augen, um abzuschätzen, was sie von dieser Aussage zu halten hatte. Sie konnte jedoch keine List oder Tücke darin erkennen. Auch ein irrsinnigen Flimmern, wie bei einer mental labilen Person war dort nicht zu sehen.

      Sie öffnete ihre Tasche, um einen Stift und einen Block herauszuholen. Mercedes schreckte zusammen und stieß dabei fast den ganzen Tisch um. Panik, fast Todesangst war in ihren Augen zu sehen. Layla sah die junge Frau überrascht an und sagte:

      „Ganz Ruhig, ich wollte nur etwas zu Schreiben aus der Tasche holen“

      Mercedes riss ihr die Tasche aus der Hand, schüttete den Inhalt auf den Tisch und begann darin zu wühlen. Die Dinge flogen dabei nur so durcheinander. Manche fielen sogar vom Tisch. Zum Glück war nichts Wertvolles dabei. Als Mercedes Laylas Diktiergerät fand, schmiss sie es auf den Boden und zertrat es. Layla wollte erst sehr scharf reagieren, sah aber die Panik im Blick von Mercedes. Daher hob sie beschwichtigend die Hände und sagte beruhigend:

      „Ganz Ruhig, Mercedes, niemand tut Dir was. Kannst Du mir jetzt bitte erklären, was denn eigentlich los ist?“

      Mercedes setzte sich wieder, während der Barmann mit Schaufel und Besen herangeeilt kam. Layla gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass er nicht näher kommen sollte. Noch solch ein Anfall wäre wohl nicht sehr hilfreich. Instinktiv spürte Layla, dass dieser Anfall nicht gespielt, sondern tödlicher Ernst war. Dieser Frau war ganz übel mitgespielt worden. Mittlerweile war auch ihr Kribbeln so stark, dass sich Layla sicher war, dass ihr jetzt die Haare zu Berge standen.

      Nach dem Anfall fiel Mercedes regelrecht in sich zusammen. Sie saß jetzt auf ihrem Platz, wie ein Häufchen Elend. Layla setzte sich ebenfalls wieder und nahm Mercedes Hand in die ihre. Sie sah ihr dabei ganz fest in die Augen und sprach beruhigend auf die junge Frau ein. Langsam beruhigte sich Mercedes wieder. Sie atmete tief durch, dann fuhr sie fort:

      „Der Priester, der mich entführt hat, heißt Sergio Alcazar. Ich weiß aber nicht, ob es sein richtiger Name ist und er ist auch kein richtiger, christlicher Priester. Er ist praktisch der Imperator des Dorfes Aguas Verdes. König, Priester, Polizeichef, höchster Richter und Gott in einem. Und in diesem Dorf geschehen seltsame Dinge. Irgendwie verschwinden dort immer wieder junge Frauen und werden nie mehr gefunden. Und als Ersatz für diese verschwundenen jungen Frauen, werden andere junge Frauen speziell in größeren Städten, wie Mexiko City, Puebla, Tlaxcala oder Cholula entführt, die dann den Platz der verschwundenen jungen Frauen übernehmen müssen. Ich bin sicher, Sergio Alcazar hat bei diesen Entführungen seine Finger mit im Spiel. Wahrscheinlich ist er sogar der Initiator all dieser Dinge“

      „Was hat dies mit dem geheimen Pfad von Cholula zu tun, den Du beim Telefonat erwähnt hast?“

      „Dieser Pfad führt genau zu Aguas Verdes, Sergios Dorf! Es ist der einzige Weg, der dorthin führt. Die entführten Frauen werden über diesen geheimen Pfad nach Aguas Verdes gebracht. Dabei kennt außer Sergio Alcazar und seinen Gehilfen niemand den genauen Standort des geheimen Pfads. Die Leute in Cholula wissen aber, dass es ihn gibt und haben panische Angst davor.“

      „Und diese junge Frauen, die entführt wurden. Warum fliehen die

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