Der geheime Pfad von Cholula. Michael Hamberger
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„Erst einmal sind Sergio und seine Helfer Meister im Verschleiern und Verdecken und sollte einmal doch was durchsickern, was so gut, wie niemals passiert, dann helfen Drohungen und auch mal ein Taschengeld an der richtigen Stelle, wenn Du verstehst, was ich meine!“
Layla nickte. Auch sie wusste über die „Mordidas“ in Mexiko Bescheid. Eigentlich hieß dieses Wort einfach nur „Die Bisse“, gemeint war aber ein kleines Bestechungsgeld, dass unauffällig den Besitzer wechselte und dann sehr viele Türen ganz weit öffnen konnte, die sonst nur schwer, oder sogar gar nicht geöffnet werden konnten.
„Wie konntest Du fliehen?“
„Ich hatte Helfer. Nicht alle Bewohner des Dorfes sind schlecht. Aber jetzt bin ich in großer Gefahr! Du musst mich beschützen! Nur Du kannst dies“
Mercedes war wieder aufgesprungen und die Panik war in Ihren Blick zurückgekehrt. Auch Layla war aufgesprungen und umarmte Mercedes mit dem Ziel, diese wieder zu beruhigen. Plötzlich blieb Mercedes wie vom Donner gerührt stehen. Ihre Augen waren auf einen Punkt hinter Layla fixiert.
Layla drehte sich um und traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand ein Priester, aber solch einen Priester hatte sie noch nie gesehen. Der Mann war mindestens 2,10 groß und fast so breit wie hoch, wobei bestimmt kein Gramm Fett an seinem Körper zu finden war. Im ersten Moment hatte sie eine sehr starke Assoziation zum Undertaker, einem professionellen Wrestler aus den USA, den sie einmal interviewen durfte. Der hatte eine ähnlich kraftvolle aber auch dunkle Ausstrahlung. „Also wenn das ein Priester ist, dann bin ich eine Heilige“ dachte Layla. Der Priester hob seine Hand zum Gruß. Hand? Nein, Pranke war wohl der richtigere Ausdruck. Mercedes sah ihn mit schockgeweiteten Augen an.
„Wer sind Sie?“ fragte Layla.
„Entschuldigen Sie bitte, wo bleibt denn meine gute Kinderstube? Mein Name ist Sergio Alcazar. Ich bin Priester von Aguas Verdes!“
Der Mann sprach ein akzentfreies Deutsch, als ob er in Deutschland geboren worden wäre. Das einzig auffällige an der Aussprache war die Art, wie er die Wörter regelrecht hervorstieß. Es klang fast so, als ob er nur mühsam seine Wut verbergen konnte. Dies stand aber im kompletten Widerspruch zu seinem Gesichtsausdruck, der die Güte in Person auszudrücken schien. Trotzdem hatte Layla das starke Gefühl, dass von dem Mann eine starke Bedrohung ausging. Sicher war auf jeden Fall, dass er seine imposante Erscheinung einzusetzen wusste. Jede Bewegung, sogar die kleinste zeigte, was für eine unglaubliche Kraft in diesem Körper stecken musste. Trotzdem war er nicht plump und steif. Nein, im Gegenteil. Jede seiner Bewegungen zeigte eine grazile Anmut, fast wie bei einem ausgewachsenem Tiger. Layla musste zugeben, dass sie beeindruckt, fast sogar eingeschüchtert war. Sie konnte dem Blick von Sergio nicht standhalten, der ihr bis in die tiefsten Regionen ihrer Seele zu sehen schien. Der Blick, beziehungsweise die pure Präsenz des Mannes drückte sie fast zu Boden. Sie ärgerte sich auch über sich selbst, als ihre Stimme ängstlich klang, ja fast total zusammenbrach, als sie sagte:
„Und was wollen Sie?“
„Mercedes wieder nach Hause holen. Sie fehlt uns sehr!“
Layla fing sich wieder und baute sich trotzig vor Sergio auf, was wegen des enormen Größenunterschieds fast lächerlich wirkte. Trotzdem antwortete sie mit wieder fester werdender Stimme:
„Mercedes geht erst mal nirgendwo hin. Sie steht unter meinem persönlichen Schutz und bevor das, was sie mir erzählt hat, nicht alles bis ins kleinste Detail abgeklärt ist, wird das auch so bleiben!“
Sergios Augen begannen wild zu leuchten und seine Nase begann sich zu bewegen. Fast wie bei einem Hund, der eine Spur witterte. Man merkte, dass er Widerspruch nicht gewohnt war. Die Spannung in seinem Körper war deutlich zu spüren. Es war, als würde er sogar die Luft um ihn herum zum Vibrieren bringen. Layla hatte wieder das Gefühl, als ob dieser gewaltige Mann, große Mühe hatte, seine Wut zu beherrschen. Und sie spürte auch wieder den ungeheueren mentalen Druck, den der gigantische Mann auf sie ausübte. Sie merkte, wie sie fast wieder einbrach. Dann entspannte sich Sergio plötzlich und sagte:
„Natürlich, selbstverständlich. Ich habe nichts zu verbergen!“
Sergios mentaler Druck, war wie weggeblasen. Layla bemerkte auch wieder das Kribbeln in ihrem Kopf, das mittlerweile so stark war, dass es fast wehtat. Sie war sich mittlerweile sicher, dass da eine gigantische Story dahinter stecken musste und sie war brandheiß darauf, Licht in dieses Dunkel zu bringen.
„Heißt das auch, dass ich mich in Aguas Verdes umsehen darf?“
„Sie werden mein Gast sein!“
„Ich bin sehr gespannt auf Ihre Story!“
„Seien sie aber nicht zu sehr enttäuscht, wenn für Sie dabei nichts Positives herausspringt!“
Mit diesen doppeldeutigen Worten drehte sich Sergio Alcazar um und ging von dannen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als Sergio die Bar verließ, atmete Layla erst mal tief durch. Was für eine unheimliche Ausstrahlung dieser Mann doch hatte. Layla musste zugeben, dass sie Sergio viel mehr beeindruckt hatte, als sie es lieb gehabt hätte. Das könnte wirklich eine heiße Geschichte werden und Layla war auch einem interessanten Abenteuer nicht abgeneigt. Sie war sich zu diesem Zeitpunkt schon sicher. Sie würde nach Mexiko gehen.
3
Nachdem Sergio die Bar verlassen hatte, brach Mercedes total zusammen. Sie zitterte unkontrolliert und weinte hysterisch. Layla versuchte sie zu trösten, aber Mercedes begann wie rasend um sich zu schlagen. Layla bekam einen schmerzhaften Schlag aufs Ohr und einen direkt auf ihre linke Wange, was fast noch mehr wehtat. Dann konnte sie Mercedes mit einem Klammergriff einigermaßen fixieren, obwohl die junge Frau sich immer noch panisch hin- und her warf. Layla brüllte dem Barkeeper zu:
„Mensch, nun glotzen Sie doch nicht so, holen Sie den Notarzt, aber schnell bitte!“
Der Mann, der diese unfreiwillig komische Szene mit offenem Mund bestaunte, drehte sich um und griff zum Telefon.
Layla taten mittlerweile ihre Arme und ihre Beine, mit denen sie den Klammergriff auf Mercedes ausübte, weh. Ihre Backe war taub von dem Schlag und auf ihrem Ohr hörte sie ein Pfeifen. Trotzdem hielt sie unnachgiebig fest, verstärkte sogar noch den Druck. Inzwischen hatte sie auch eine Position gefunden, bei der nicht mehr eine Tirade von Schlägen auf ihren Kopf prasselte. Wo nahm Mercedes nur diese Kraft her? Sie musste doch ermüden. Leider blieb Layla dieser Wusch versagt, ganz im Gegenteil. Mercedes schien sich nur noch weiter in ihre Panik hineinzusteigern. Dabei schrie sie die ganze Zeit etwas, dass sich anhörte wie „él me matará“, spanisch für „er wird mich töten“. Layla war von dem Ausmaß der Panik, die Mercedes fest im Griff hatte, erschüttert. Die junge Frau tat ihr leid. Sie musste Todesangst haben. Was hatte ihr Sergio Alcazar nur angetan, dass sie so komplett durchdrehte?
Ein Tritt von Mercedes traf den Tisch, sodass dieser mit lautem Poltern umfiel. Die Gläser zersplitterten in tausend kleine Splitter. Der Barkeeper rief entrüstet
„Können Sie die Bestie nicht bald mal bändigen. Die macht ja alles kaputt“
Voller Wut über diese unverschämte Bemerkung, erwiderte Layla:
„Wenn Sie nicht ihre Klappe halten, lasse ich sie los!“
Beleidigt