Der geheime Pfad von Cholula. Michael Hamberger
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„Na dann steht ja einer guten Tasse Kaffee und einer wohltuenden Stärkung nichts mehr im Wege, Wollen wir?“
Als Layla lächelte und nickte, nahm Antonio Gonzales López wieder ihr Gepäck und ging in Richtung des zweiten Stockes, wo sich die ganzen Fastfood Imbissbuden des Flughafens befanden. Layla trottete ihm nachdenklich hinterher. Bei einem war sich Layla mittlerweile ziemlich sicher. Anmachen möchte der Mann sie wohl doch nicht, dass sagte ihr ihre weibliche Intuition, aber aus reiner Freundlichkeit und Menschenliebe schien er auch nicht zu handeln. Was wollte er dann? Hatte es wirklich etwas mit Sergio Alcazar zu tun? War er wirklich einer seiner Helfer? Sollte er sie vielleicht sogar überwachen? Nein, dann würde er sich bestimmt nicht so offen zu erkennen geben. Was steckte also dann dahinter?
Was Layla auch sehr wunderte, war die Tatsache, dass sie eben genau so offensichtlich empfindlich auf Antonio Gonzales López reagierte, wie auf Sergio Alcazar. Das hatte sie noch nie erlebt, und in ihrem Beruf hatte sie schon einige Prachtexemplare der Gattung Mann kennen lernen dürfen. Auch jetzt schien sie die pure Präsenz des Mannes fast zu erdrücken. Sie war schon nahe daran nach einer Ausrede zu suchen, doch noch den Bus zu nehmen, da kam ihr ein Gedanke. Vielleicht konnte sie ja auch den Spies umdrehen und Gonzales einige aufschlussreiche Informationen entlocken. Außerdem ließ sich eine Layla Méndez nicht so leicht einschüchtern. Diese Gedanken erfüllten sie mit neuer Zuversicht. Das konnte ja doch noch eine interessante Reise werden.
6
Angekommen bei den Schnellrestaurants, schob sie Antonio auf einen Stuhl, legte das Gepäck neben sie und war mit einem kurzen „Entschuldigen Sie mich bitte“ auch schon wieder weg. Layla schoss die Augen, weil sie nachdenken wollte, aber dies war ihr auch dieses Mal nicht vergönnt, denn plötzlich hörte sie eine tiefe, wohltuende Stimme.
„Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?“
Es wunderte Sie, dass sie schon wieder auf Deutsch angesprochen wurde. War ihr das ganz dick auf die Stirn tätowiert, dass Sie aus dem deutschsprachigen Raum kam? Sie öffnete die Augen und vor ihr stand ein Priester. Der Mann war circa 1,80 groß und schlank und trug die typische geistliche Kleidung, dunkler Hose, dunkles Hemd und der weiße Hemdkragen. Passend zum Hemdkragen war sein blondes, nein eher schneeweißes Haar. So ein weißes Haar hatte sie noch selten gesehen. Es sah aber auch nicht gebleicht aus, denn mit Peroxyd gebleichtes Haar schien immer eher einen Gelbstich zu geben. Sie konnte sich erinnern, dass ihre deutsche Großmutter, die vor vielen Jahren gestorben war, auch solch ein schneeweißes Haar hatte, aber die war zu dem Zeitpunkt schon über 80 Jahre alt gewesen, während der Priester so aussah, als wäre er gerade einmal 35 – 40. Im Gegensatz zu den hellen Haaren waren seine Augen nicht blau, sondern von einem tiefen Braun, fast Schwarz. Was sonst noch auffiel war die dicke Narbe die sich über den Hals des Priesters zog, direkt von links nach rechts, als ob jemand versucht hätte, ihm die Kehle durchzuschneiden. Aber für Layla als Frau war das augenfälligste Merkmal das Lächeln des Mannes. Ganz im Gegenteil zu Antonio Gonzales López, wo sich das Grinsen lediglich am Mund zu erkennen war, schien sich bei dem Priester das ganze Gesicht in eine aufgehende Sommersonne zu verwandeln. Die Augen leuchteten und die kleinen Lachfalten an den Augen zeigten, dass vor ihr ein Mensch stand, der oft und gerne lachte. Und dann der Mund. Wie konnte ein Mann nur einen solch sinnlichen Mund haben? Voll, kirschrot, fast als ob Lippenstift darauf wäre und mit einer perfekten Form, speziell jetzt bei diesem unglaublichen Lächeln.
„Na- Natürlich, Pa-Pater, setzen Sie sich doch“ stotterte Layla
Der Priester setzte sich. Auch er zeigte diese fast unheimliche Eleganz in seinen Bewegungen. Was war den nur los? Sind jetzt plötzlich alle Balletttänzer geworden?
„Mein Name ist Pater Mark Bishop“
„Ein Pater, der Bischof (Bishop = engl. Für Bischof) heißt, na dass nenne ich einmal ein gelungenes Wortspiel“
Trotz des recht guten Witzes, war dieses überirdische Lächeln plötzlich wie weggezaubert. Layla bedauerte dies sehr, sie wäre gerne noch etwas in diesem Lächeln ertrunken. Sie war immer noch ganz verzaubert. Doch Pater Bishop wurde plötzlich sehr ernst, beugte sich nach vorne, um sich ihrer vollen Aufmerksamkeit zu versichern und sah ihr dabei tief in die Augen.
„Layla, Sie sind in großer Gefahr, gehen Sie nicht nach Aguas Verdes, vergessen Sie die ganze Story, vergessen Sie Sergio Alcazar und vor allen Dingen, gehen Sie nicht mit Antonio Gonzales López!“
Mein Gott, dachte Layla, die Tätowierung auf ihrer Stirn musste nicht „Deutsche“, sondern „Layla Méndez aus der Schweiz, im Moment auf dem Weg nach Aguas Verdes, Mexiko“ heißen. Wieso schienen sie alle zu kennen? Wieso schienen alle zu wissen, wohin sie ging und was sie tat? Warum schienen alle zu meinen sich einmischen zu müssen?
„Darf ich Sie fragen, warum?“
„Antonio Gonzales López ist Sergio Alcazars General und erster Vertrauter, er ist die Nummer Zwei in der Hierarchie in Aguas Verdes und er befehligt die Horden von Jägern!“
„Welchen Jägern“
„Es ist besser, wenn Sie das nicht wissen!“
„Jetzt hören Sie mir mal genau zu, Pater Bishop. Ich lasse mich erst mal nicht so leicht einschüchtern und wenn jemand zu mir sagt, dass es besser ist, wenn ich etwas nicht wissen sollte, heißt dies für mich normalerweise, dass ich dann erst Recht danach suche. Und bisher habe ich es noch immer herausgefunden, also tun Sie uns beiden den Gefallen und lassen die Geheimnistuerei!“
„Layla, Sie sind jetzt schon zu tief in die Sache verwickelt. Es ist ein Wunder, dass Sie Sergio Alcazar bis jetzt noch am Leben gelassen hat. Dies kann sich aber ganz schnell ändern. Glauben Sie mir, es ist besser für Sie. Ich bin der einzige der Ihnen helfen kann. Nehmen Sie das nächste Flugzeug und fliegen Sie zurück!“
„Mark Bishop, wenn das keine Freude ist“
Antonio Gonzales López war unbemerkt an den Tisch zurückgekehrt, ein Tablett mit Kaffee und Hamburgern in der Hand. Seine Augen blitzten feindselig. Pater Bishop blieb ganz ruhig sitzen. Seine Augen fixierten immer noch ganz eindringlich Layla, deren Blick zwischen den zwei Männern, die ganz offensichtlich Feinde waren, hin- und her schweifte. Mit seiner eleganten Bewegung, schnell, wie aus heiterem Himmel, stand Pater Bishop auf und wendete sich Antonio zu, fast so, als wolle er ihn damit erschrecken. Das entlockte Antonio aber nur ein spöttisches Lächeln. Die beiden blickten sich feindselig in die Augen. Keiner wollte den Blick zuerst abwenden. Es war, als ob ihr Leben davon abhinge. Das ging jetzt Layla doch zu weit.
„Hey, ihr zwei Retter des Weltfriedens, erst einmal möchte ich jetzt in Ruhe meinen Kaffee trinken, dann habe ich zweitens Euer Macho Gehabe satt. Es ist lächerlich und kindisch. Und drittens möchte ich jetzt endlich einmal genau wissen, was vor sich geht. Ich würde vorschlagen, ihr beide setzt Euch auf Eure Hintern, verhaltet Euch, wie zivilisierte Menschen und erklärt mir bis ins kleinste Detail, was hier eigentlich abgeht!“
Die beiden sahen sich weiter tief in die Augen. Die negativen Schwingungen zwischen den beiden waren fast körperlich zu spüren. Es schien so, als fehle nicht mehr viel und es würden Blitze aus den Augen der beiden schießen und den jeweilig anderen in ein kleines Häufchen rauchende Asche verwandeln. Es kam sehr selten vor, dass Layla so komplett ignoriert wurde und es war auch das, was sie auf dieser Welt am allerwenigsten leiden konnte. Sie stand auf und drängte sich zwischen die beiden. Sie versuchte die beider Streithammel auseinander zu schieben. Antonio mit den Händen und den Pater mit ihrem Hintern. Das schien die beiden zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen und