Cave Cobaltum. Gerhard Gemke

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Besuchen Sie Abu Dhabi! Fast hätte Jade laut gelacht. Sieh an, Meier und die Behrli gemeinsam in Abu Dhabi? Köstlich!

      Und dann entdeckte sie die kaum lesbare handschriftliche Ergänzung auf dem Flyer. Gute Erholung!, entzifferte Jade. Sie holte tief Luft. Diese Klaue hätte sie unter tausenden wiedererkannt. Die vierte Unterschrift! Sieh an. Eine Reise nach Abu Dhabi, spendiert vom Chef des Konsortiums, das den Zuschlag für das größte Projekt erhalten hatte, das Weißenhall seit Kriegsende vergeben hatte. Jade spürte den Herzschlag bis in die Kehle. Jetzt hatte sie etwas in der Hand. Aus dieser Nummer würde Meier nicht so leicht rauskommen. Und Kronk auch nicht.

      Lächelnd steckte sie den Flyer zu den Kopien in ihrem Rucksack.

      Gute Erholung!

      Der Rückweg über die Dachbegrünung war nicht möglich, denn von außen hätte sie das Fenster nicht wieder schließen und schon gar nicht die Akten davor stellen können. Die Türen öffentlicher Gebäuden ließen sich aber in Fluchtrichtung jederzeit öffnen. Allerdings war Meiers Büro nun nicht mehr abgeschlossen, was er sicherlich bemerken würde. Aber so etwas konnte doch selbst ihm mal passieren. Jetzt musste Jade nur noch zurück in Anitas Büro und die Geranien wieder an ihren Fensterplatz stellen.

      „Halt! Keine Bewegung. Bleiben Sie ruhig!“

      kobold: hi

      MissVerständnis: hi

      kobold: gibz neuigkeiten

      MissVerständnis: wer bist du

      kobold: auf eurer seite

      MissVerständnis: witzig

      kobold: ich weiß wer hinter dem helldor scheiss steckt

      MissVerständnis: so - wer denn

      kobold: kronk

      MissVerständnis: woher kennste den

      kobold: kennich eben

      MissVerständnis: haha

      kobold: der isn kobold & ich bin ein kobold

      MissVerständnis: haha

      kobold: wann wird eingelagert

      MissVerständnis: ka

      kobold: ?

      MissVerständnis: keine ahnung

      kobold: mm

      MissVerständnis: und?

      kobold: ich denke

      MissVerständnis: und?

      kobold: ich kann was machn

      MissVerständnis: was

      kobold: später

      MissVerständnis: sag schon

      kobold: helft ihr mir?

      MissVerständnis: wer sagt denn dass wir auch was machen wollen

      kobold: ciao

      MissVerständnis: eh!!!!!!!

      Er (oder sie) hatte sich ausgeloggt.

      „Halt! Keine Bewegung. Bleiben Sie ruhig! Sprechen Sie in ganzen Sätzen! Was wollen Sie von mir und wie ist Ihre Nummer? Ich rufe baldmöglichst zurück.“

      Jade stützte sich schwer atmend gegen die Wand. Sie hatte das vorausgehende Telefonklingeln nicht gehört. Nur diesen unglaublich witzigen Anrufbeantworter. Jetzt plapperte irgendeine Stimme auf englisch. Wahrscheinlich ein Anruf aus Ami-Land, wo zur Zeit die Sonne schien. Jade erreichte Anitas Büro und drapierte die Geranientöpfe wieder auf die Fensterbank. Verdammt, sie hätte sich merken sollen, wie die Dinger gestanden hatten. Zu spät.

      Sie verließ das Gebäude wie sie gekommen war durch den Keller, nachdem sie den Schlüssel zurück an seinen Platz gehängt und der Versuchung widerstanden hatte, vor das Alles ein Fast zu schreiben. Knut würde sich schon genug wundern, dass er vergessen hatte die Außentür abzuschließen. Vielleicht auch nicht. Gegen halb drei lag sie in ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. Sie lauschte einem Hund, der weit entfernt den Mond anheulte.

      Es war verdammt noch mal immer das Gleiche. Nachdem am 22. April 2010 die Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodierte, im Meer versank und elf Menschen in den Tod riss, kam raus, dass die amerikanische Aufsichtsbehörde WWS Bohrgenehmigungen ohne ausreichende Prüfung erteilt hatte. Einfach so. Manche der beteiligten Firmen hatten sogar ihre Prüfberichte selbst ausgefüllt. Man kannte sich, man schenkte sich Urlaubsreisen, vielleicht sogar nach Abu Dhabi zur Oase Liwa. In der Aufsichtsbehörde arbeiteten Leute, die vorher in der Ölindustrie tätig waren und beste Kontakte zum Ex-Präsidenten George W. Bush pflegten. Da wusch eine dreckige Hand die andere. Warum sollte das Spiel in Deutschland anders laufen?

      Schon mit der ersten Morgendämmerung hielt es Jade nicht mehr im Bett aus. Sie überflog die Kopien zum dritten Mal, dann duschte sie in aller Eile, zog ihren kürzesten Rock an und trank Tee. Heute würde sie Meier zur Rede stellen.

      Jade erreichte die Weißenhaller Stadtverwaltung gleichzeitig mit Knut, dem Hausmeister. Umständlich schloss er den Haupteingang auf und ließ Jade hinein. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, dass Jade Hausverbot hatte. Jade lächelte ihn an und Knut grinste zurück. Na, gefällt dir mein Narbengesicht noch immer, du versoffener Wixer? Jade war sich wohl bewusst, dass er mit offenem Mund auf ihren Hintern starrte, als sie die Treppe hinaufstieg. Sollte er doch.

      Jade erreichte das zweite Stockwerk und setzte sich auf einen der Plastikstühle, die auf der rechten Flurseite an die Wand geschraubt waren, vermutlich um zu verhindern, dass jemand in einem Wutanfall damit auf Beamte warf. Jade schlug ihre Beine übereinander, die mit Anitas Cellulitis-Stelzen problemlos mithalten konnten. Meier würde schon beeindruckt sein.

      Meier kam um 8.05 Uhr, fünf Minuten zu spät. Jade sah demonstrativ auf ihre Uhr. Der Amtsleiter ging wortlos an ihr vorüber und nestelte seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Er stutzte, als er bemerkte, dass seine Bürotür unverschlossen war. Jetzt erst sah er Jade an.

      „Haben Sie hier aufgemacht?“

      „Guten Morgen, Herr Meier.“ Jade lächelte.

      „Frau von Bronsky, Sie haben Hausverbot.“

      „Und keinen Schlüssel mehr.“

      „Was wollen Sie hier?“

      Jade wechselte den Beinüberschlag und grinste über Meiers Blicke, die er nicht unter Kontrolle hatte. Laut knallende Absätze lenkten Meier von Jades Show ab. Ohne Hinzugucken wusste Jade, dass sich Anita näherte.

      „Wer hat hier aufgeschlossen?“, brüllte Meier plötzlich.

      Anita stieß eine Art Vogelschrei aus und kreischte: „Meine Tür ist auch offen.“

      Jade vermied es sie anzuschauen. Daran bist du selbst schuld.

      „Du warst doch dabei, als ich sie abgeschlossen habe“,

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