Schtraworski. John Otis

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Schtraworski - John Otis

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morgen. 7:30 Uhr. Ich wisch mir das Gesicht ab, lauf zum Bäcker. Gebt mir Brot. Und noch ein Hörnchen dazu. Hübsche Bedienung. Meine Schweißporen kotzen auf meine Backen. So sehe ich dann auch aus. Ein bisschen Zittern. Zu hübsche Bedienung. Sie versteht auch schon, was ich bin. Die Verachtung ist ihr ins Gesicht geschrieben. Ja ja, ich weiß, es ist noch viel zu früh für die, die ein Leben haben. Und betrunken bin ich nicht. Ich pack mir meine zwei Tütchen, lauf davon und werf im Vorbeigehen noch ein piepsiges Tschüss über meine Schulter. Ich glaube sie schnaubt. Vor Aufregung läuft meine Brille an. Ich sollte mir Scheibenwischer für sie bauen. Das sollte ich auch können. Schließlich bin ich Ingenieur. Der beste der Welt. Oder halt fast… Für wen ich arbeite? Für einen berühmten Autohersteller. Wie der heißt? Das soll ein Geheimnis bleiben, die Schwänze zahlen mir nicht genug für Schleichwerbung. Aber mein Chef liebt mich. Er will ein Kind von mir. Schwulette. Ja, die Ingenieurskunst! Das ist meine Superkraft. Sonst bin ich eher ein Horst. Ich bin ein Pinguin. Diese armen, von der Evolution verarschten Freaks mit den verkrüppelten Flügeln und diesen bescheuerten kleinen Füßchen. So einen schmeißt man um und der bleibt liegen und krepiert. Quak quak machen die Viecher dann. Aber aufstehen? Vergiss es. Nicht drin. Hungertod. Eiskalt. So bin ich auch. Aber schmeiß mich ins Wasser und ich bau dir ein Auto. Kein Scheiß. Ein ganzes. Mit Motor drin und so. Da kannste dann auch deine Aufkleber drauf machen und so… Oder was die Leute halt so machen. Ich weiß eigentlich nicht so wirklich, was die Leute so machen.

      Ja, da hab ichs drauf. Auch früher immer an der Uni: „Herr Nicklas Stäufer?“ (das bin übrigens ich) – „Hää?“ – „1.0“ – „danke!“

      So ging das immer ab. Meine Zauberformel: Können und Schleimen. Ganz viel Schleimen. Das mögen die Herrn Professoren. Ich bin der Schleiminator 3000. Das ist auch ne ziemliche Wissenschaft. Ich glaube, dass ich inzwischen sogar am Geschmack eines Arschlochs Rückschlüsse auf dessen Persönlichkeit schließen kann. Ja, das geht.

      Und dann nach Bestehen meiner Masterarbeit, nach all den Jahren der Unterwürfigkeit und dem geheuchelten Respekt: Herr Professor Dr. Arsch (Name geändert) schaut mich an.

      „Sehr gut gemacht, haben Sie das“, sagt er. Guckt mich ein wenig stolz aus seinen kleinen Schweinsäuglein an – als obs sein verfickter Verdienst war. „Haben Sie schonmal daran gedacht, zu promovieren?“

      „Fick dich!“ Hab ich gesagt, „fick dich!“ Hab ihm mein Abschlusszeugnis entrissen und bin abgehaun. Oder eher davongelaufen. Draußen hab ich übelst gelacht und gezittert und die Leute haben mich angestarrt, als ob man mich gleich abholen müsste. Den Blick von Herrn Professor Dr. Arsch, den ich vorm wegrennen kurz erhascht hatte, werde ich nie vergessen. Seine kleinen hässlichen, hasserfüllten Augen, seine pergamentförmige Haut. Oh, er ist nicht gut gealtert, wirklich nicht. Und das in den 6 Jahren meines Studiums. Wie siehtn der heute aus? Vielleicht ist er ja auch schon tot. Der alte Drecksack.

      Die Ingenieurskunst! Und als Kind wollte ich eigentlich immer Schmied werden. Schwerter und so… Hab damit auch noch mit 24 geliebäugelt. Sie hat das gehasst. Ja Irina, verklag mich für meine Träume.

      Ich zieh das Hörnchen aus der Tüte, beiß rein. Es ist Herbst. Die Marmeladenfüllung fließt mir übers Gesicht. Mit der Zungenspitze schieb ich sie in meinen Mund. An der Ampel: aus Versehen Blickkontakt mit einer älteren Frau. Sie hälts für eine obszöne Geste. Schüttelt den Kopf. Was denkst du? Dass ich meinen Schwanz mal gerne in deine verrottete Fotze reinstecken wollen würde? Die Egozentrik der Frauen, die man fast schon paranoid nennen könnte. Aber wer weiß… Vielleicht passiert ihr genau das jeden Tag.

      Ich schmier mir ein Brötchen. Mit Butter, dann Nutella. Drüber brösle ich zermatschte Scheibchen aus noch mehr Butter. Darauf kommt Fett. Ja, Fett. Ich schneid die Ecken vom Schinken ab. Und: Ketchup. Gott gab mir die Fähigkeit des lecker Schmeckens. Mir schmeckt alles lecker. Und Kalorien? Egal. Es ist jetzt sowieso mal an der Zeit fett zu werden. Nichts mehr mit Frauen. Ich könnte noch so viel Kohle haben, die Mädels würden mir immer noch stecken, dass ich stinke. („Du riechst wie mein Pudel, wenn er irgendwo reinspringt“.) Und Irina? IRINA, ich hasse dich! Dich und deinen fetten Arsch. Was soll das überhaupt? Schon mal was von Sport gehört? Was für ein liebes nettes Mädchen, dachte ich. Sechs Jahre lang. Dann vor zwei Wochen: Schluss, aus. „Weil du ein Versager bist…. Hab übrigens nen Neuen.“ Verlobung gebrochen. Gemeinsame Wohnung gehört jetzt ihr. Scheiß egal, dass ich die Miete zahl. Hab das Feld geräumt. Da wohnt jetzt nämlich auch ihr Neuer.

      Wenigstens hab ich noch meinen Flitzer. 40000 Öcken für die Karre. Zahl das Teil immer noch ab. Aber ist drin. Die Mädels glotzen wenn ich damit vorfahre. Und dann steig ich aus und das wars. „Nimmst du Drogen?“ hat mich mal eine gefragt. Hat gekichert wie bekloppt. Irgendwann brenn ich die ganze Welt nieder.

      Aber Geld hab ich eigentlich schon genug. Und ist das nicht wichtig? Ich bin so glücklich, ich könnte kotzen. Ich schmier mir Akne-Creme in die Fresse. Brennt wie Sau. Ist aus Tschechien, das Zeug. Kriegt man hier gar nicht. Ist bestimmt Pferdefleisch drin. Muss nur genug drauf tun, dann siehts vielleicht so aus, als wär ichn Brandopfer. „Jaja, ich war mal hübsch“, sag ich dann, „aber der schreckliche Brand und so… Ja, meine ganze Familie und mein Hund Pedro, ja und auch mein Goldfisch Don Alfonso de la Carretera. Alle tot… und ich… Entstellt“ – „oh, du armer, schieb ihn rein, SCHIEB IHN REIN, SCHIEB IN REINN!“, sagt dann irgendne Schnalle. Geht das?

      Ich les Zeitung. Wenigstens was zu tun. Danach falte ich sie wieder sorgfältig zusammen. Genau in der richtigen Reihenfolge lege ich die Blätter übereinander. Das Bündel kommt auf den Boden links neben den Mülleimer. Die Seiten genau parallel zu den Wänden. Das muss so sein.

      Ich schau Fernsehen, weil es leichter ist. Die vielen Serien und Filme, die man im Internet auswählen kann, überfordern mich. Hier sehe ich, was jeder sieht. Einmal so sein wie jeder andere auch!

      22 Uhr. Licht aus. Ich lass die Rollos runter. Unten bleibt ein kleiner Spalt offen, damit ich die vorbei laufenden Menschen beobachten kann. Das mache ich jeden Tag so. Eine Gruppe läuft vorbei.

      „Na, was hast du gestern so getrieben?“ Fragt ein Kerl.

      „Nichts nichts“, würde ich sagen, sage ich leise, „gearbeitet, weißt schon, bin Ingenieur…“

      „Wow, Ingenieur, du toller Mensch!“

      „Mh hmm…“

      Sie gehen weiter und was bleibt ist ein Traum, ein kleines bisschen Licht, das sachte im Grau meines Alltags verstummt. Menschen… Wie machen die das nur? Ohne dass ihnen einer sagt wie und überhaupt dass sie so was machen sollen… Ein Leben? Das ist sowieso nichts für mich.

      Genug jetzt, schlafen gehen. Ein Tag im Leben des Nicklas Stäufer

      2

      Es ist kalt. Und der Regen prasselt gegen mein Auto, als ob ers eindellen wollen würde. Auf dem Parkplatz draußen, ich hab noch zehn Minuten. Arbeit. Zwei Minuten brauch ich für mich. Ich leg mein Kopf auf das Lenkrad und versuche mich zu beruhigen. Meine Hände zittern. Jedes mal der gleiche Tanz. Ich glaub es hört auf. Jedenfalls sieht mans nicht mehr. 7 Minuten. Der Regen ist mir dann scheiß egal. Die Tropfen hämmern gegen meinen Schädel, mein weißes Hemd verfärbt sich grau. Drinnen: meine Schuhe quietschen. Und Christoph? Der lacht sich einen ab, wie er mich sieht. So wie er sich immer einen ab lacht, wenn ich durch den Regen gegangen bin.

      „Wenigstens stinkst du dann nicht mehr so sehr“, sagt er. Ich scheiß dir ins Gesicht. Irgendwann.

      „Spaß…“, sagt er noch. Steht auf und klopft mir auf die Schulter. Ein bisschen zu fest, aber trotzdem so, als ob wir

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