Sonne am Westufer. Fabian Holting

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Sonne am Westufer - Fabian Holting

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Hengartner fuhr eine Mercedes-Limousine, schwarzmetallic. Missmutig betätigte Frau Hengartner die Fernbedienung des Autoschlüssels. Mit einem leisen Klacken sprang die Kofferraumklappe auf. Favalli ging ganz nah heran und sah hinein. Der Kofferraum war sehr aufgeräumt. Neben einem großen Regenschirm lagen ein Fensterwischer und eine ordentlich zusammengelegte, beigefarbene Wolldecke. Im Seitenfach klemmte eine Plastikflasche mit Motorenöl. Der Polizist in Uniform streifte sich Vinylhandschuhe über. Favalli trat wieder vom Kofferraum zurück und ließ seinen Kollegen gewähren. Frau Hengartner stand mit verschränkten Armen missmutig daneben und beobachtete jede Bewegung des Polizisten. Bessell schaute gelegentlich zu ihr herüber. In dieser Pose sah sie irgendwie nett und anziehend aus, dachte er, doch die ganze Situation war ihm ziemlich unangenehm. Nachdem das Reserverad unter der zurückgeklappten Abdeckung zum Vorschein gekommen war, entfernte der Polizist eine weitere Abdeckung aus Styropor. Dahinter verbarg sich der Wagenheber und die Aussparung, in der eigentlich der Radschraubenschlüssel zu stecken hatte, war leer. Vergeblich versuchte der Mann in Uniform, den Schraubenschlüssel an einer anderen Stelle im Werkzeugfach zu finden.

      »Wo könnte Ihr Mann den Radschraubenschlüssel sonst haben?«, fragte Favalli ganz sanft und unaufgeregt, ohne seinen Blick aus dem Kofferraum des Autos zu nehmen.

      »Das weiß ich nicht. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass er das Werkzeug für einen anderen Zweck verwendet hat. Vielleicht liegt es in unserer Garage in Zürich.« Frau Hengartner sah plötzlich sehr blass aus.

      »Dürfen wir den Autoschlüssel haben, vielleicht müssen wir den Wagen noch genauer in Augenschein nehmen?«, fragte Favalli und streckte seine Hand aus, ohne Frau Hengartners Antwort abzuwarten. Sie gab ihm wortlos den Autoschlüssel.

      »So, jetzt würde ich gerne noch in den Kofferraum Ihres Wagens sehen.« Sie gingen wenige Schritte weiter. Frau Hengartner hatte ebenfalls einen Mercedes. Es war ein zweitüriges Sportcoupé in Silber. Statt des Reserverads war ein Pannenspray mit einem kleinen Kompressor im Kofferraum vorhanden, gleich neben der Reserveradmulde. Der Radschraubenschlüssel steckte an der dafür vorgesehenen Stelle. Favalli holte eine Plastiktüte aus seiner Jackentasche und hielt sie auf.

      »Wir müssen uns den Radschraubenschlüssel leider für eine kriminaltechnologische Untersuchung ausleihen. Ich hoffe Sie sind damit einverstanden?«, sagte Favalli und der letzte Satz war reine Rhetorik. Der Polizist ließ den Schraubenschlüssel in die Tüte plumpsen.

      »Wie Sie meinen«, antwortete Frau Hengartner und aus diesen drei Worten klang unterdrückter Protest gegen dieses Anliegen.

      »Werden Sie Ihr Auto heute benötigen?«, wollte Favalli zudem wissen.

      »Ja, das werde ich«, erwiderte Frau Hengartner entschieden. Sie sagte es kurz und knapp, als wollte sie einen möglichen Widerspruch im Keim ersticken. Favalli schien darüber nachzudenken, doch dann gab er seine Zustimmung.

      »Aber bitte informieren Sie uns, wenn Sie zurück nach Zürich fahren wollen.« Jetzt schaltete sich Bessell ganz unerwartet ein.

      »Was schließen Sie jetzt aus dem fehlenden Radschraubenschlüssel in Herrn Hengartners Wagen?« Bessell wunderte sich selbst über seine forsche Frage, aber immerhin hatte Favalli ihn dabei haben wollen und dann konnte er schließlich auch einmal eine Frage stellen. Der Kommissar ließ sich mit der Antwort einen Augenblick Zeit.

      »Noch gar nichts, auch wenn Sie mir nicht glauben, das ist alles reine Routine. Dass der Schraubenschlüssel fehlt, kann eine ganz einfache Erklärung haben, aber wir müssen nun einmal diesen Dingen nachgehen.« An seinem Gesichtsausdruck meinte Bessell zu erkennen, dass er ihnen noch etwas verschwieg. Sie gingen wieder gemeinsam zurück.

      »Herr Bessell, wenn ich darf, würde ich gerne noch zu Ihnen hereinkommen, um Ihnen noch die eine oder andere Frage zu stellen«, sagte Favalli.

      »In Ordnung.«

      Favalli gab Frau Hengartner die Hand und bedankte sich bei ihr für die Mühe und ihr Verständnis. Er wies nochmals daraufhin, dass er nur die in einem solchen Fall gebotene Routine walten ließ. Als Frau Hengartner an ihrer Haustür angelangt war und Favalli bereits die wenigen Stufen zu Bessells Wohnung erreicht hatte, fuhr er noch einmal herum.

      »Übrigens haben wir gerade Taucher unten am Ufer, die den Grund absuchen, um den Gegenstand zu finden, mit dem ihr Mann erschlagen wurde.« Er sagte es so beiläufig und doch hatte man den Eindruck, dass er diese Information ganz bewusst loswerden wollte. Der uniformierte Polizist kam nicht mit in Bessells Wohnung. Er ging mit dem Radschraubenschlüssel in der Plastiktüte in Richtung Hauptstraße, wo sich vermutlich wieder ein Tross von Fahrzeugen versammelt hatte, doch diesmal nicht mit den Kollegen von der Spurensicherung, sondern mit erfahrenen Polizeitauchern.

      7

      Favalli hatte sich wieder auf das Sofa gesetzt. Bessell bot ihm von dem Kaffee an, der noch reichlich in der Glaskanne war und von der Heizplatte der Kaffeemaschine warmgehalten wurde. Der Kommissar nahm dankend an, wenngleich er etwas skeptisch zur Kaffeemaschine hinübersah. Als Bessell eine saubere Tasse aus dem Schrank nahm, knurrte ihm leise der Magen und ihm wurde bewusst, dass er noch gar nicht gefrühstückt hatte.

      »Mit Milch und Zucker?«

      Favalli wünschte beides. Bessell stellte Zucker auf den Couchtisch, füllte ganz normale Milch in ein kleines Porzellankännchen und stellte es dazu. Als Bessell die Tassen füllte, tropfte das sich am Deckel der Glaskanne kondensierte Wasser in den schwarzen Kaffee. Favalli nahm Zucker und gab reichlich Milch dazu. Bessell trank den Kaffee schwarz. Während Favalli seinen Kaffee mit dem Zuckerlöffel umrührte, schien er sich zu überlegen, mit welcher Frage er beginnen könnte. Dann legte er los, wieder auf Italienisch, genau wie am Vortag.

      »Signore Bessell, wir hatten gestern gar nicht über Ihren Familienstand gesprochen.« Er machte eine kurze Gedankenpause und ergänzte dann, als glaubte er, Bessell könnte ihn nicht richtig verstanden haben.

      »Ich meine, sind Sie verheiratet, geschieden oder Junggeselle?«

      Bessell nippte an seinem Kaffee. Er war vom langen Warmhalten ganz bitter geworden. Er hatte wieder auf dem Sessel gegenüber Platz genommen.

      »Ich bin verheiratet, lebe aber von meiner Frau getrennt. Wir wollen uns scheiden lassen, haben aber bisher noch keine Zeit dafür gefunden.«

      »Haben Sie Kinder?«, Favalli rührte noch immer in seiner Tasse herum.

      »Nein, sagte Bessell knapp, fast so als wäre er darüber traurig. Aber was sollte er auf diese Frage auch weiter antworten. Sich vielleicht dafür rechtfertigen?

      »Was ist Ihre Frau von Beruf?« Favalli sah Bessell vornübergebeugt sitzend über den Rand seiner Tasse an und nahm einen kleinen Schluck. Er verzog das Gesicht. Zu heiß konnte der Kaffee mit der ganzen kalten Milch darin nicht gewesen sein, denn noch bevor Bessell seine Frage beantworten konnte, bat er ihn um einen weiteren Löffel für den Zucker.

      »Sie ist Journalistin«, sagte Bessell im Stehen und reichte Favalli den Löffel.

      »Sehr interessanter Beruf. Ich wollte auch einmal Journalist werden, weil man dann viel in der Welt herumkommt, dachte ich jedenfalls. Aber dann habe ich jemanden von der Corriere del Ticino kennengelernt und was er mir erzählte, klang sehr langweilig.«

      Er hatte sich noch zwei schwach gehäufte Löffel Zucker in die Tasse gegeben und rührte wieder darin herum.

      »Wie heißt Ihre Frau?«

      »Saskia,

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