PISHTACO. Peter Splitt
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Claudio blickte sie an. „So?“, fragte er. „Darf man vielleicht auch den Grund dafür erfahren?“
„Sie wollte einfach nur nachsehen, ob er schon früher bereit war, sie zu empfangen, weil sie anschließend noch woanders hin wollte.“
„Mm, seltsam! Dafür macht man also einen Termin? Hat sie denn wenigstens eine genaue Uhrzeit angeben können? Ich meine, wann genau ist sie denn hier eingetroffen und gibt es vielleicht Zeugen, die sie gesehen haben?“
„Gegen 20.30 Uhr hat sie gesagt und dass sie direkt zum Aufzug gegangen sei. Sehen Sie, Senor Guerrero, solche Mädchen melden sich nur selten beim Wachpersonal an.“
„Ich verstehe, es gibt keine Zeugen, also könnte sie auch noch früher hier gewesen sein?“
„Das ist eher unwahrscheinlich. Vorher ist sie noch bei ihrem Vermittler gewesen.“
„Vermittler? Sie meinen wohl bei ihrem Zuhälter?“
„Ja, so etwas Ähnliches ist er wohl. Aber die Dame ist absolut glaubwürdig.“
„Also schön, nehmen wir mal an, dass sie das ist. Was haben Sie noch? Gibt es Anzeichen dafür, dass er an einem anderen Ort ermordet wurde und man ihn danach erst hier in die Wohnung geschafft hat?“
„Nein, keine. Wir haben anderswo keine Blutspuren gefunden. Er muss an der Decke hängend regelrecht ausgeblutet sein.“
„Sie meinen, wie das ein Jäger mit einem toten Tier macht?“
„Ja, ganz genau. Terrible, verdad?“
Dem konnte Claudio uneingeschränkt zustimmen, auch wenn ihn etwas störte. Werner war überaus grausam zugerichtet worden.
„Was ist mit der Minibar?“ fragte er weiter. „Ist bereits festgestellt worden, ob etwas fehlt?“
Capitana Garcia öffnete den kleinen Kühlschrank. „Sehen Sie selbst: Wein, Sekt, Cola, Bier, Orangensaft und Whiskey. Scheint noch alles komplett zu sein.“
Claudio wusste, was sie meinte.
„Dann kann er nicht lange auf die Kleine gewartet haben. Ansonsten hätte er sich doch wenigstens einen Drink genehmigt.“
„Er ist direkt von einem Meeting gekommen. Das hat mir die Zeugin bestätigt.“
„Ist er das? Das ist mir neu. Er ist also von einem Treffen gekommen und hat sich `ne Nutte ins Haus bestellt?“
„Nein, das hatte er bereits vorher arrangiert.“
Claudio blickte sich am Tatort um. „Das hier ist Arbeit für die Spurensicherung, reine Routine.“
Plötzlich fiel ihm noch etwas ein. „Sie sagten doch, er sei von einem Meeting gekommen, nicht wahr? Mit dem Auto?“
„Richtig“, antwortete Capitana Garcia. „Er hatte einen Leihwagen. Der steht übrigens noch unten in der Tiefgarage.“
Ein Mosquito kreiste um sein Gesicht. Claudio schlug zweimal zu, traf ihn aber nicht. Genervt gab er auf.
„Na dann nichts wie hinunter“, brummte er. Sie setzten sich in Bewegung. Während sie auf den Aufzug warteten, kam er noch einmal auf das Thema Prostitution zu sprechen.
„Was geht eigentlich hier in Peru in Sachen Prostitution ab?“, wollte er wissen.
Capitana Garcia seufzte leise.
„Wissen Sie, die breitet sich mittlerweile wie ein Geschwür in diesem Land aus, vor allem in Lima.“
„Wie überall, denke ich und trotzdem habe ich hier in der Stadt noch niemals einen Straßenstrich gesehen.“
Capitana Garcia grinste. „Offiziell gibt es bei uns auch keine Prostitution. Sie ist sogar verboten. Aber gehen Sie einmal abends in die Calle de las Pizzas oder in einschlägige Lokale! Gerade hier in Miraflores stehen die Mädchen Schlange und warten auf großzügige Freier. Meistens sind es Schülerinnen oder Studentinnen, die sich auf diese Art und Weise ein sattes Taschengeld dazu verdienen. Manchmal werden sogar Ehefrauen von ihren Männern in diese Lokale geschickt, um sich an die Gringos zu verkaufen. Und dann gibt es auch noch professionelle Agenturen. Die bedienen meistens gutbetuchte Klienten, welche auf gewisse Extras stehen. Wie Sie sehen, auch bei uns gibt es leider nichts, was es nicht gibt. Und um dem Ganzen nachzugehen, sind wir gänzlich unterbesetzt.“
„Das ist leider auch nichts Neues. Aber was ist eigentlich mit unserer Nutte? Ich meine die, die den toten Robert Werner gefunden hat. Arbeitet die auf eigene Rechnung oder auch für solch eine Agentur?“
Capitana Garcia schenkte ihm ein falsches Lächeln. „Das Ganze nennt sich Escortservice für gutbetuchte Ausländer. Von direkter Prostitution spricht bei uns niemand und doch weiß jeder, was gemeint ist.“
„Und der Besitzer wird natürlich einen Teufel tun und solche Tätigkeiten zugeben?“
„Natürlich nicht! So, wir sind unten.“
Der Aufzug hielt mit einem kräftigen Ruck und die breiten Aluminiumtüren öffneten sich. Die Tiefgarage war eine geräumige Halle, unterteilt in viele, kleine Parzellen. Auf einer stand ein schwarzer Mitsubishi Geländewagen. Zielstrebig ging Capitana Garcia darauf zu. „Das ist er“, sagte sie.
„Schlüssel?“ fragte Claudio.
Die Polizistin grinste. „Sind vorhanden, der Herr. Wir wissen sehr wohl, wie wir unsere Arbeit zu erledigen haben.“
„Ist ja schon gut“, murrte er. „Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“
„Und stellen Sie sich vor, wir haben die Schlüssel sogar bereits auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Da waren nur die von Werner drauf.“
„Alle Achtung“, erwiderte Claudio und pfiff leise durch die Zähne. Er wusste, dass er sich weitere Kommentare verkneifen musste.
„Und?“ fragte er deshalb betont gleichgültig. „Etwas im Wagen gefunden?“
„Einen Moment. Ich habe es aufgeschrieben.“ Capitana Garcia griff in die Seitentasche ihrer Uniform und entnahm ihr ein gefaltetes Blatt Papier.
„Mal sehen. Im Handschuhfach waren Taschentücher, Landkarten, Tankquittungen, ein Taschenmesser, ein Päckchen Kondome, CDs und ein Etui mit Sol-Münzen. Ich glaube das war`s.“
„Blutflecke?“
„Nein, keine.“
Claudio schloss das Fahrzeug auf und schaute sich um. Nach einer Weile bückte er sich und zog etwas unter dem Fahrersitz hervor.