PISHTACO. Peter Splitt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу PISHTACO - Peter Splitt страница 11
„Na da schauen wir doch gleich einmal nach. Wie viele Flaschen sind es denn?“
„Vier oder fünf, glaube ich.“
„ Und ist zufällig einer von ihren fleißigen Mitarbeitern auf die Idee gekommen, die Inhaltreste analysieren zu lassen? Ich meine, so eine Flasche kann doch mit allem Möglichen gefüllt werden: Flüssige Drogen zum Beispiel, oder Sprengstoff.“
Er sah wie die Capitana leicht errötete. Ihr schien es sichtlich peinlich zu sein, dass ihre Kollegen ein solches Detail übersehen hatten. Claudio schloss den Kofferraum auf. Darin lagen ein Warndreieck, ein Etui mit Werkzeug, ein Wagenheber, eine Taschenlampe und fünf kleine Plastikflaschen mit der Aufschrift Incacola. Sie waren alle leer. Verblüfft sah er die Polizistin an.
„Können Sie mir erklären, warum jemand so viel von diesem Zeug trinkt?“
„Incacola ist sehr beliebt in unserem Land, Senor Guerrero!“
„Aber gleich fünf Flaschen?“
„Die Tankquittungen zeigen, dass Herr Werner eine größere Fahrt hinter sich hatte. Einer der Belege stammt aus Pucallpa, der andere aus Tingo Maria. Sicher war er durstig.“
Claudio glaubte nicht richtig gehört zu haben. „Wie bitte? Und Sie erzählen mir erst jetzt, dass er in der Selva war?“
Capitana Garcia verstand nicht, warum er sich so aufregte.
„Laut Datum auf den Quittungen liegt die Fahrt bereits zehn Tage zurück. Ich dachte, dass sei nicht mehr wichtig.“
„Nicht mehr wichtig! Claudio fehlten die Worte. Diese Frau war einfach unglaublich.
„Die Plastikflaschen müssen sofort ins Labor“, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zu lies.
„Und dann der Hausmeister natürlich! Ich möchte mit ihm sprechen. Der kann mir sicher sagen, seit wann Robert Werner hier wohnt. Später sehe ich mir auch noch diesen verdammten Zuhälter an. Wie heißt er noch gleich?“
„Reynaldo Mosquera“, erwiderte die Polizistin.
„Und Senor Werner hat die Penthouse-Wohnung seit zwei Monaten bewohnt“, fügte sie noch leise hinzu, doch Claudio hatte sich bereits von ihr abgewandt, so dass er diese Info nicht mehr mit bekam.“
„Tz…Alemanes“, dachte Capitana Garcia, sammelte die Plastikflaschen ein und verließ die Tiefgarage.
Kapitel 6
Wer noch niemals in Lima war, dem sei gesagt, dass der Stadtteil Miraflores im Wesentlichen aus zwei Hauptachsen besteht, der Avenida Larco und der Avenida Benavides. Beide Straßen verlaufen in parallelem Abstand hinunter zum Meer und treffen sich vor Limas schönstem Einkaufszentrum, dem Larco Mar wieder. Von dort aus führt eine Schnellstraße direkt hinüber in den vornehmen Stadtteil San Isidro, wo sich aufgemotzte Kolonialbauten, Luxusvillen und moderne Apartmenthäuser aneinanderreihen. Claudio bekam von alle dem nichts mit. Er saß in einem Taxi und hatte seinen Blick starr nach vorne gerichtet. Dabei überlegte er, was er den Kolumbianer fragen wollte und wie er es am besten anstellte, ihm so viele Informationen wie möglich zu entlocken.
Mosqueras Agentur lag im zweiten Stock einer modernisierten Stadtvilla aus der Kolonialzeit. Über eine riesige Holztreppe gelangte er nach oben in einen langestreckten Korridor. Leises Stimmengewirr drang aus den Zimmern hinter hohen Türen zu ihm auf den Gang. Er konnte nicht verstehen worüber geredet wurde, es interessierte ihn auch nicht übermäßig. An den gleichmäßig weißen Wänden wiederholten sich geometrische Formen in regelmäßigen Abständen. Er beschleunigte seine Schritte und lenkte sie zu einer polierten Tür, an der ein glänzendes Messingschild befestigt war. Die Aufschrift M-Dreams sagte ihm, dass er hier richtig war. Ohne zu klopfen drückte er die Klinke nach unten und betrat das Zimmer. Hinter einem antiken Schreibtisch saß drinnen eine Blondine und telefonierte. Ihre rotlackierten Finger spielten mit den Tasten des Telefons. Sie war die blasseste Blondine, die Claudio jemals gesehen hatte. Ihre Blässe grenzte fast an Durchsichtigkeit. Alles andere an ihr war allerdings nicht von schlechten Eltern. Von der Seite her, konnte er sehen, was sie an hatte. Zu einem kurzen Minirock trug sie schwarze Seidenstrümpfe, an denen seitlich eine Rose bis zu ihren Oberschenkeln hinauflief, und hochhackige Pumps. Als sie ihn bemerkte, schenkte sie ihm einen verstohlenen Blick, wobei sie zwischendurch immer wieder einen Schluck aus einem Strohhalm saugte, der in einer Flasche Cola Light steckte, die wiederrum genau neben dem Telefon stand. Mit ein wenig männlicher Fantasie hätte man diese Geste durchaus als gekonnt provokativ bezeichnen können. Als sie ihr Gespräch beendet hatte, stand sie auf und trat mit einem gespielten Lächeln an ihn heran.
„Wie schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie eine Begleitung buchen?“
„Ich möchte Herrn Mosquera sprechen“, sagte Claudio und kam damit unmittelbar auf den Punkt.
„Ja weiß er denn Bescheid? Sind Sie angemeldet? Wer sind Sie überhaupt?“
„Sie stellen viel zu viele Fragen, Blondchen. Befindet sich dahinter sein Büro?“
Er deutete auf eine wuchtige Tür mit schmiedeeisernen Beschlägen.“
Sie nickte und bemerkte sofort, dass sie einen Fehler begangen hatte. Wie auf ein Kommando ging Claudio auf die Tür zu, drückte und zog solange an ihrem Knauf, bis er sie aufstoßen konnte. Der Raum, in den er jetzt gelangte, war um einiges größer als das Vorzimmer in dem die blasse Blondine saß. Große Panoramafenster sorgten für genügend Lichtzufluss. Ein großer, dunkelhaariger Mann von Ende vierzig, in einem dunkelblauen Hemd mit übergroßem Kragen stand neben einem wuchtigen Schreibtisch und sah hinaus. Als er hörte, wie sich die Tür zu seinem Büro öffnete, fuhr er herum. Er sah so aus, als wolle er nicht gestört werden. Demonstrativ setzte er sich an seinen Schreibtisch und blätterte in einem Stapel mit Papieren. Als er kurz darauf wieder aufblickte, sah er, das Claudio immer noch im Türrahmen stand.
„Sie wünschen?“ fragte er mit mürrischer Stimme.
„Wie ich sehe, sind Sie sehr beschäftigt…“, begann er betont vorsichtig. „Daher will ich es kurz machen. Ich komme von der Deutschen Botschaft und möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Das entsprach zwar nicht so ganz der Wahrheit, aber politische Institutionen machten nun mal einen mächtigen Eindruck.
„Ich weiß, dass Sie für viel Geld Mädchen an betuchte Ausländer vermitteln. So etwas ist Kuppelei und in diesem Land verboten.“
Mosquera grinste ihn an. Er sah nicht so aus, als ob er sich vor Repressalien fürchtete. „Mit Prostitution habe ich nichts am Hut“, sagte er. „Ich betreibe eine Begleitagentur. Völlig legal und angemeldet.“
Claudio räusperte sich. Er konnte sich bildlich Vorstellen, wie diese Legalität aussah, aber deswegen war er nicht hergekommen.
„Hören Sie Senor Mosquera, an wen