Unersättlich. Hermann Mezger

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Unersättlich - Hermann Mezger

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      „Ich habe eine Flasche Weißwein für uns bestellt. Das ist Ihnen doch recht?“

      „Mehr als recht! Die haben wir uns heute redlich verdient, und wir müssen ja auch noch auf eine gute Zusammenarbeit anstoßen.“

      Grinsend prosteten sie einander zu, und als Bramme die ersten Tropfen des porto seco auf seiner Zunge spürte, waren alle Anstrengungen des Tages schlagartig verschwunden.

      „Apropos verdient“, nahm Vilar den Faden wieder auf, „der Staatsanwalt wollte sich zwar mit der Genehmigung der Exhumierung etwas zieren, aber allein die Erwähnung des Justizministers hat genügt, um ihn zur Vernunft zu bringen. Der Obduktion steht also nichts mehr im Wege.“

      „Unser Kollege Caldelas wird das nicht gerne hören. Der Mann gefällt mir nicht!“

      „Zugegeben: Er war nicht besonders kooperativ, und sein Verhalten war ausgesprochen unfreundlich, aber Sie müssen ihn auch verstehen: Er war hier jahrelang der unumstrittene Chef, und plötzlich wird ihm einer vor die Nase gesetzt. Und dazu noch ein Ausländer!“

      „Sie mögen ja recht haben, doch ich bleibe dabei: Mit dem Mann stimmt etwas nicht!“

      In diesem Moment kam der Ober zurück und stellte eine große Schale mit Austern, Brot und halbierten Zitronen auf den Tisch. Allein der Anblick ließ Bramme das Wasser im Mund zusammenlaufen. Nachdem Vilar noch den Wein gekostet und ihnen der Ober „Bom apetite!“ gewünscht hatte, zog sich dieser mit einer leichten Verbeugung zurück.

      Mit einem Heißhunger fielen sie über die Vorspeise her. Sie schlürften eine Auster nach der anderen und spülten sie mit einem Schluck des erfrischenden Weißweins hinunter. Nachdem die Platte geputzt war, leckte sich Bramme genießerisch die Lippen und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. „Fantastisch! So könnte es weitergehen, wenn wir morgen nicht einen so schweren Tag vor uns hätten.“

      „Was haben Sie denn morgen vor?“

      „Morgen besuchen wir die verfeindeten Familien. Caldelas wird ja wissen, wo sie wohnen. Mal sehen, ob wir noch etwas Neues erfahren.“

      „Oh je! Da wird jede Familie versuchen, uns für sich einzunehmen. Wenn wir das hinter uns haben, haben wir uns wieder ein gutes Essen verdient. Es soll da eine urige Hafenkneipe mit einer sehr attraktiven Wirtin geben. Was halten Sie davon?“

      „Sie denken wohl immer nur ans Essen!?“

      Der Ober räumte ab und servierte die Hauptgerichte. Brammes Seezungenfilet schwamm für seinen Geschmack in etwas zu viel Fett, sah sonst aber ganz appetitlich aus. Vilars Muschelmus hingegen glich einer graphitartigen Masse, die in der Mitte des Tellers aufgehäuft war, umgeben von einem undefinierbaren Ring, der aussah wie Motorenöl. Drumherum befand sich ein Kranz aus gekochtem Reis.

      Beide begannen zu essen. Bramme warf immer wieder einen Blick auf Vilars Teller und schließlich konnte er es sich nicht verkneifen, seinen Begleiter zu fragen, ob Segredo de Maria tatsächlich das Geheimnis der Maria bedeute.

      „Ja, warum?“, fragte Vilar mit vollem Mund.

      „Weil es eher so aussieht, als wären das auf Ihrem Teller die Sekrete der Maria.“

      Vilars Gesichtsausdruck erstarrte. Angewidert legte er Messer und Gabel beiseite und schob den Teller weit von sich.

      5. Kapitel

      Antonio Mora saß im Garten seiner alten, barocken Villa und ließ den Blick gelangweilt über den gepflegten Park davor und den wolkenlosen Himmel darüber gleiten. Er machte einen erschöpften Eindruck und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Sein faltiges, wettergegerbtes Gesicht war vom Rauch einer kubanischen Zigarre eingehüllt.

      Erst als ein Auto die Einfahrt passierte und den Weg zur Villa hinauffuhr, blickte er auf. Mit einem Schlag änderte sich sein Gebaren. Plötzlich war er hellwach, fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, um den Rauch zu verscheuchen und ließ den ankommenden Wagen nicht mehr aus den Augen.

      Bramme, Caldelas und Vilar stiegen aus und schauten sich um.

      „Da sind Sie ja wieder, Comissario! Haben Sie den Täter endlich gefasst?“, rief er Caldelas entgegen, der mit den beiden anderen zu Mora hinaufkam.

      „Bom dia, Senhor Mora!“, antwortete der Angesprochene. „Nein, leider noch nicht. Ich möchte Ihnen aber Hauptkommissar Bramme vorstellen. Er ist ein erfahrener Kriminalist aus Deutschland und wird unsere Ermittlungen unterstützen.“

      Sie schüttelten sich die Hände, und Mora bedeutete seinen Gästen, sich auf den mit Azulejos gefliesten Sitzplätzen niederzulassen.

      „Genau das wollte ich von Anfang an“, polterte Mora mit einem abschätzigen Blick auf Bramme, „ich setze auf Sie, Comissario! Und wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Schnappen Sie sich den jungen Delgado, und der Fall ist gelöst.“

      „Warum sind Sie sich Ihrer Sache da so sicher?“, fragte Bramme weitgehend unbeeindruckt und musterte Mora genau. Für ihn war es nichts Neues, dass Angehörige meinten, bessere Polizeiarbeit leisten zu können als manch ausgebildeter Kriminalist.

      „Die Delgados sind richtige Neidhammel!“, bekräftigte Mora, „sie können es nicht ertragen, dass meine Söhne die besseren Geschäftsleute sind. Mein Miguel, Gott hab ihn selig, modernisierte unsere Fangflotte und schaffte sich sogar einen Hubschrauber an. Die Delgados konnten da einfach nicht mehr mithalten. Als Ubaldo Delgado dann auch noch die Freundin weglief und mit meinem Miguel anbandelte, war für sie das Maß voll.“

      Mora lehnte sich zurück und gönnte sich einen Zug aus der Zigarre.

      „Bei so teuren Hobbys müssen die Geschäfte aber gut laufen“, stellte Bramme fest.

      „Ach was!“, Mora winkte ab, und bei dem Gedanken an den Helikopter spielte ein stolzes Lächeln um seinen Mund, „den Hubschrauber haben wir angeschafft, weil ein Matrose auf hoher See einen Herzinfarkt erlitt und starb. Das soll uns nicht noch mal passieren. Ricardo, mein Jüngster, war bei der Luftwaffe und fliegt leidenschaftlich gerne.

      „Aber Beweise, dass Ubaldo Delgado Ihren Sohn umgebracht hat, gibt es nicht?!“

      „Sind das nicht Beweise genug?“

      „Vor Gericht haben die leider überhaupt keinen Wert, Senhor.“ Bramme zwang sich sachlich zu bleiben. Die Arroganz, die Mora an den Tag legte, ließ sein Mitgefühl für diesen Greis schwinden.

      „Aber vielleicht beschaffen Sie mir ja noch andere Beweise!“

      Mora brauste auf und wedelte mit der Zigarre durch die Luft.

      „Wenn Sie den Täter nicht bald zur Strecke bringen, wird das mein Sohn Ricardo in die Hand nehmen!“

      „Davon muss ich Ihnen dringend abraten!“, sagte Bramme und hob beschwichtigend die Hand. „Könnten wir mal den Tatort sehen?“

      „Der ist nicht hier“, keifte er, „der ist in unserer Fabrik am Hafen.“

      Vilar suchte den Blickkontakt zu Bramme. Als dieser Vilars fragenden Blick sah, nickte er.

      „Da wäre noch etwas, Senhor Mora“, Vilar hielt inne. Ein weiterer Blick zu Bramme und dessen erneutes

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