Unersättlich. Hermann Mezger

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Unersättlich - Hermann Mezger

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ein gutes Trio zu bilden. Sein Blick war unterdessen zum Meer hinausgewandert, auf dem einige Jachten und Fischerboote zu erkennen waren. Eine salzige Brise wehte vom Meer herauf, und er sog sie sehnsüchtig in vollen Zügen in sich hinein.

      „Wunderschön, nicht wahr?“, fragte Delgado, der Bramme beobachtet hatte.

      „Oh ja!“, nickte Bramme zustimmend. „Sie leben vom Fischfang?“

      „Exatamente! Fischfang und Fischverarbeitung. Aber das Geschäft ist schwierig geworden“, Delgado seufzte dabei, als drücke die ganze Last der Welt auf seine Schultern. „Die Fänge gehen zurück, und die Preise sind im Keller.“

      Für Bramme war das etwas zu theatralisch. Erstens war hier alles vom Feinsten, und zweitens hatte ihm Mora etwas anderes erzählt.

      „Ihrem Konkurrenten Mora scheint das alles nichts auszumachen“, sagte er mehr beiläufig, schien aber damit einen wunden Punkt getroffen zu haben.

      „Darüber wundern wir uns schon lange!“, brauste Delgado auf. „Weiß der Kuckuck, wo ihr Reichtum herkommt.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Es fing vor gut drei Jahren an. Da kam Miguel von einem mehrjährigen Aufenthalt in Brasilien zurück. Und exakt von diesem Moment an, spielte Geld bei den Moras keine Rolle mehr. Sie schafften sich das modernste Fangschiff an, das nicht nur viel mehr Fische fängt, sondern sie auch gleich auf hoher See verarbeitet. Die Folge davon war, dass eine Fischfabrik nach der anderen zumachen musste. Damit haben sich die Moras nicht nur Freunde gemacht!“

      Delgado hatte sich richtig in Rage geredet. Bevor Bramme etwas darauf erwidern konnte, fuhr er fort: „Sie können sich vorstellen, dass wir darauf reagieren mussten. Auch wir haben nun ein Fangschiff in Auftrag gegeben. Fragen Sie nicht, was das kostet! Und sobald dieses Schiff die Arbeit aufnimmt, schließen wir hier die letzte Fischfabrik. Nun, was sagen Sie dazu?“

      Diese zwei Familien schienen sich rein gar nichts zu schenken. Im Gegenteil: Hier ging es nur darum, wer über den anderen triumphierte.

      Delgado blickte seine Gäste herausfordernd an und wartete auf eine Antwort.

      „Vielleicht hat Miguel Mora da drüben eine Goldader gefunden, oder er hat einen Sack voller Diamanten mitgebracht“, sagte Vilar etwas zögerlich.

      Doch Delgado lachte nur spöttisch und sah Vilar von oben herab verächtlich an.

      „Glauben Sie an Märchen, filho?“

      „Sehen wir so aus?“, fragte Caldelas und ersparte Vilar damit die Antwort.

      „Und wie sehen Sie das?“, wollte Delgado von Bramme wissen.

      „Die ganze Industrie ist im Umbruch. Alles wird optimiert und automatisiert. Warum sollte diese Entwicklung vor der Fischindustrie Halt machen?“

      7. Kapitel

      Nach den prunkvollen Villen der Moras und Delgados wirkte die Hafenkneipe, in die Bramme von Vilar geführt wurde, wie eine geräumige Bretterbude. Gleich am Eingang hockte ein abgerissen wirkender Maler, dessen ungepflegter Vollbart ebenso abstoßend wirkte wie seine zerschlissene Kleidung. Er saß vor einer alten Schiffsglocke, an die er seinen Skizzenblock anlehnte, und versuchte offenbar, das emsige Treiben und das Flair der Hafengegend einzufangen. Mit einem neugierigen Blick über des Malers Schulter stellte Bramme fest, dass ihm dies erstaunlich gut gelang. Er kramte in der Hosentasche nach einer Euro-Münze, aber Vilar schob ihn einfach weiter in den Gastraum hinein, der bedrückend eng, stickig und sehr laut war.

      In der hintersten Ecke war gerade noch ein kleiner Tisch frei. Unterwegs dorthin musterte Bramme das sehr gemischte Publikum: Da saßen Herren in Nadelstreifenanzügen neben Hafenarbeitern und Matrosen, biederen Rentnern und Handwerkern. An dem großen runden Ecktisch saßen einige junge Männer, die wie Fischer aussahen, um einen gepflegten und sehr selbstbewussten, jungen Mann herum, der offensichtlich ihr Chef oder Vorgesetzter war.

      Nachdem die drei Kommissare ihre Plätze eingenommen hatten, ließ Bramme seinen Blick zur Theke hinüberwandern. Als er die Wirtin bemerkte, die dort gerade ein paar Gläser füllte, stockte ihm der Atem. Dieses Vollblutweib war eine von den Frauen, die einem mit einem Schlag klarmachten, dass es außer Essen und Arbeiten auch noch etwas anderes auf dieser Welt gab. Fasziniert betrachtete er ihre aufregenden Kurven, die feurigen schwarzen Augen und die anmutigen Bewegungen.

      „Matilda gefällt Ihnen wohl?“, fragte Vilar schelmisch grinsend, „sie hat sich schon für mehrere Männermagazine ausgezogen und ist deshalb weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt.“

      „Und wenn sie besonders gut aufgelegt ist, strippt sie auch schon mal für ihre Gäste“, fügte Caldelas hinzu.

      „Jetzt verstehe ich, warum die Gäste hier alle männlich sind! Ich dachte, wir wären zum Essen hierhergekommen“, meinte Bramme.

      „Sind wir auch. Auf was haben Sie denn Appetit?“ Vilar nahm eine auf dem Tisch liegende Speisekarte und reichte sie Bramme.

      „Hier gibt es sicher Segredo de Matilda“, antwortete Bramme spöttisch, aber Vilar fand das gar nicht lustig und rümpfte die Nase.

      „Ich würde Ihnen die überbackenen Langusten empfehlen“, riet Caldelas.

      „Gut, das nehme ich auch“, sagte Vilar.

      In diesem Moment hielt ein weißer Kastenwagen mit quietschenden Reifen vor der Kneipe. Drei athletisch gebaute Männer sprangen aus dem Wagen und kamen in das Lokal gestürmt. Zielsicher rannten sie auf den Ecktisch zu, an dem die Fischer mit ihrem Chef saßen. Ohne Vorwarnung prügelten sie auf die am Tisch sitzenden Männer ein. Das Überraschungsmoment war so gelungen, dass jegliche Gegenwehr zunächst unterblieb. Erst als einer der Männer nach einem Kinnhaken auf dem Boden landete, riss er wutentbrannt ein Tischbein heraus, worauf der Tisch klirrend und scheppernd in sich zusammenbrach. Wie ein Berserker fiel er, das Tischbein wie eine Keule schwingend, über die Angreifer her. Derweil schnappte sich ein Mitstreiter einen wackeligen Stuhl, ließ ihn über seinem Kopf kreisen, zertrümmerte dabei die Deckenleuchte und schlug ihn mit aller ihm zur Verfügung stehenden Energie dem nächstbesten Gegner auf den Kopf.

      Nach zwei Minuten war alles vorbei. Die Angreifer lagen schreiend, stöhnend und jammernd auf dem Boden und leckten ihre Wunden. Aber auch die Angegriffenen sahen ziemlich mitgenommen aus, einer hielt sich benommen den Kopf, ein anderer blutete aus der Nase und der Chef hatte eine Platzwunde an der Schläfe.

      Bramme, Vilar und Caldelas saßen immer noch auf ihren Plätzen. Keiner von ihnen war den Männern zu Hilfe gekommen, dafür war alles einfach viel zu schnell gegangen. Bramme hatte das Gefühl, Vilars Herz deutlich pochen zu hören.

      Matilda stand wie angewurzelt hinter dem Tresen. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet und gaben ihrem Gesicht einen noch verführerischeren Touch.

      Der Maler stand derweil unter dem Eingang und reckte kopfschüttelnd den Hals, um ja alles sehen zu können.

      „Fordern Sie bitte Verstärkung an“, bat Caldelas an Vilar gewandt mit einer kühlen Sachlichkeit, die Bramme bereits zuvor an ihm bewundert hatte.

      Draußen preschte der Kastenwagen mit heulendem Motor davon. Bramme rannte noch nach draußen, konnte aber in den Wolken von Abgasen das Kennzeichen nicht erkennen.

      Wieder

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