Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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sie fanden, denn glücklicherweise waren sie in nur eine Richtung gelaufen. Dabei hatten sie einen beträchtlichen Teil ihres Gepäcks verloren und diese Spur führte sie schließlich wieder zu den Tieren. Wie es aussah, waren sie alle heil aus dem Sturm herausgekommen, aber an ihrer Unruhe war ihre immer noch anhaltende Aufregung zu erkennen und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten.

      „Jetzt aber weg hier“, sagte Erest, als sie wieder reisefertig waren.

      „Nichts anderes haben wir vor“, erklärten Tjerulf und Meneas wie aus einem Mund.

      Die Befürchtung, in einen weiteren Wirbelsturm zu geraten, beflügelte ihren Ritt. Und immer wieder wanderte ihr Blick über den Himmel, bereit, die kleinste Wolkenbildung zu entdecken. Das Wetter dieses Tages würde es ihnen erleichtern. Nephys stand unbeeindruckt am Himmel und der war so klar, wie er es nur sein konnte. Das Unwetter, durch das sie überrascht worden waren, hatte sich wieder vollständig aufgelöst, und nichts davon zeigte sich noch ihren abschätzenden Blicken.

      Die mittägliche Rast fiel ziemlich kurz aus. Erst am späten Nachmittag sahen sie einen zweiten Sturm. Aber er war weit weg und hinter ihnen. Valea machte sie darauf aufmerksam, und da sie sich in sicherem Abstand zu ihm befanden, hielten sie an, um seine Entwicklung zu beobachten. Ob er größer, kleiner oder genauso groß wie »ihr« Sturm war, konnten sie nicht sagen. Dazu tobte er sich zu weit entfernt aus. Und trotzdem war der Anblick gewaltig.

      „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so oft auftreten“, sagte Durhad zu Tjerulf.

      „Ich auch nicht. Aber vielleicht ist es auch nur heute der Fall.“

      „Dann hatten wir wirklich Pech“, fand Erest.

      Tjerulf zuckte mit den Achseln.

      „Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir noch einmal in einen hineingeraten. Wir nähern uns der Landesgrenze. Dort hinten beginnt der Wald. Er gehört zwar zunächst noch nach Ogmatuum, aber seine Wuchshöhe verhindert die Entstehung solcher Stürme, soweit ich weiß.“

      „Hoffentlich hast du Recht.“

      Keine zwei Stunden später erreichten sie den Saum des Waldes. Die Bäume standen nicht sehr dicht und sie hätten leicht durch sie hindurchreiten können. Aber sei es durch Zufall oder die Erinnerung Tjerulfs, jedenfalls kamen sie genau dort an, wo ein Pfad in den Wald hineinführte. Er war zwar nur so schmal, einem Reiter Raum zu geben, aber schien leicht begehbar. Ob er sie schließlich in die richtige Richtung führte, das mussten sie erst noch herausfinden.

      „Hat dieser Wald einen Namen?“, fragte Solvyn.

      Tjerulf nickte. „Der Grenzwald.“

      „Schön. Ich schließe daraus, dass er deswegen so heißt, weil die Grenze zwischen Ogmatuum und Tetker durch ihn hindurchläuft.“

      „Wie kommst du darauf?“, erwiderte Tjerulf und grinste sie an.

      „Das habe ich mir halt so gedacht. Außerdem gibt es ja auch den Grenzfluss zwischen Ogmatuum und Australis. Welche Erklärung lag da näher?“

      „Du hast Recht. Aber es gibt einen Unterschied. Der Fluss zeigt den Verlauf der Grenze an, der Wald tut das nicht.“

      „Ich nehme aber an, du kennst sie“, sagte Meneas.

      „Ja. Dieser Pfad wird uns zu ihr und darüber hinaus bringen. Es ist zwar ein Wildpfad, aber er zieht sich bis hinüber nach Tetker. Schließlich mündet er in einen breiteren Weg am Waldrand entlang der Biberau, den die Waldbauern angelegt haben.“

      „Du kennst dich wahrhaftig gut in der Gegend aus.“

      „Ein wenig. Und da es nicht sehr viele Wildpfade gibt, ist es kaum möglich, nicht auf ihn zu stoßen. Allerdings gebe ich zu, dass mich Trywfyns Ortskenntnisse dabei ein wenig unterstützt haben.“

      „Das ist einfach.“

      „Muss denn immer alles knifflig sein?“

      Tjerulf übernahm die Spitze, gefolgt von Durhad, Meneas, Solvyn, Anuim, Idomanê, Valea, Erest und Freno.

      Der Anführer einer kleinen Schar Reiter, die sich in einiger Entfernung versteckt hielt, nahm sein Fernglas von den Augen.

      „Gut, das werden sie sein. Wir müssen vor ihnen die jenseitige Waldgrenze und das Ufer der Biberau erreichen. Ich glaube kaum, dass sie die Nacht durchreiten werden. Dann müssten sie bald rasten. Das gibt uns einen ordentlichen Vorsprung. Und wenn wir sie ab morgen unauffällig verfolgen, dann seid vorsichtig. Morain-Menschen sagt man gute Augen nach. Und auch diesem Tjerulf traue ich einiges zu. Also gebt Acht.“

      Die anderen sechs Reiter nickten zustimmend. Dann setzte sich die kleine Schar in den Wald hinein in Bewegung. Für sie begann eine schlaflose Nacht, aber ihr Auftrag erforderte das.

      Tetker war ein schöneres, abwechslungsreicheres Land als Ogmatuum. Nicht ohne Grund hatte sich dort eine ansehnliche Bevölkerung angesiedelt. Es lag genau im Westen von Azuran und damit wurde es ebenfalls vom Äquator durchzogen. Im Gegensatz zu den Azuranern hatten die Tetkerer eine weiße Haut, wenn auch mit unterschiedlich sonnengebräunten Tönungen und überwiegend dunklem Haar. Aber das war der einzige Unterschied und eigentlich keine herausragender im Vergleich mit den anderen menschlichen Völkern Päridons.

      Das Land wurde im Osten von den Regenbergen abgeschlossen und im Westen grenzte es an einen Ozean. Im Südwesten drang eine flache Bucht in das Land vor, die zum nördlichen Teil des Sundes von Ogmatuum gehörte. Der Nordwesten Tetkers stieß an die Grenze des Landes Girgen, der Nordosten an das Land Gilgalen.

      Tetkers Landschaft wurde beherrscht von den bereits erwähnten Regenbergen und von dem Strom Droswern, an dessen Unterlauf die Stadt Drossen lag, die einzige größere Stadt Tetkers. Zwei weitere, kleinere Flüsse durchzogen das Land. Von Süden her floss die Biberau aus den Drachenbergen kommend in die Droswern und weit östlich davon, fast schon am Fuß der Regenberge, befand sich ein Abfluss in das Schwarze Moor im Süden Gilgalens, die Moorflut, wie sie nach ihrem Mündungsgebiet benannt wurde.

      Auf einer Hochebene in den Regenbergen schließlich lag ein See, den die Tetkerer den Sommersee nannten, denn er wurde nur während des Sommers vom Wasser der Regenberge gespeist. Wenn nach dem Herbst der Winter einsetzte und dann die Wasserquellen in den Bergen gefroren, blieb der Nachschub aus und der See verlor bis zum Frühjahr einen großen Teil seines Inhaltes. Aber genauso zuverlässig wurde er im Laufe des Sommers wieder aufgefüllt.

      Der größte Teil der Bevölkerung bewohnte ländliche Gegenden, die von fruchtbaren Äckern und ausgedehnten Wäldern geprägt wurden. Es gab viele Dörfer, von denen aber nur wenige durch richtige Straßen miteinander verbunden waren. Die meisten Wege waren Feldwege, zwar einigermaßen befestigt, aber nicht gepflastert. In ganz Tetker gab es lediglich zwei Hauptstraßen. Die eine führte geradewegs im Küstengebiet nach Norden und verband Drossen mit Seestadt, der Hauptstadt des kleinen Landes Girgen. Die zweite Hauptstraße begann - oder endete, wie immer man es sehen wollte, ebenfalls in Drossen, überquerte die Droswern und weiter im Osten die Biberau und dann den Grenzfluss, um schließlich im Süden der Regenberge die Grenze nach Azuran zu überqueren und endlich in die Straße zu münden, die die australischen Städte Tekleren und Sigera verbindet. Das war in Kürze das Land Tetker.

      „Hier ist ein guter Platz zum Lagern“, meinte Tjerulf, als der Wildpfad sie zu einer kleinen Lichtung geführt hatte. Der Boden war größtenteils von Moos bedeckt und ohne ihn zu sehen, hörten sie

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