Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 8
Die Stimme hatte jetzt schon Recht. Das verstand Trywfyn aber noch nicht, obwohl er als Priester in mehr geheimnisvolle und verborgene Dinge eingeweiht war als die gewöhnlichen Ogmari.
„Wo liegen die Hallen der Ahnen?“, fragte er und blickte dabei an die unsichtbare Höhlendecke.
„Sie sind kein Ort auf Elveran. Sie sind überhaupt kein Ort. Was du gesehen hast, ist eher ein Zustand, der für irdische Ogmari nicht erreichbar ist. Nur durch meine Hilfe war dir der Anblick möglich.“
Trywfyn wusste nicht recht, ob er über diese Großzügigkeit dankbar sein sollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, er wäre ihm verwehrt worden. Aber er argwöhnte, dass die Stimme damit irgendetwas bezweckte. Dass sie auf seine gedachte Vermutung antwortete, wunderte ihn nicht.
„So ist es“, bestätigte sie seine Gedanken. „Aber noch nicht sofort. Meine Absicht liegt in der Zukunft.“
„Sagst du mir wenigstens, wer du bist und was diese Halle hier bedeutet? Warum durfte ich hier hinein und Dran nicht?“
„Deine letzte Frage wird sich eines Tages aus dem Geschauten beantworten. Solange habe Geduld. Und was mich betrifft, so dachte ich, du hättest es bereits erraten.“
Die Stimme schwieg. Trywfyn versuchte vergeblich, in all dem, was er in diesen Stunden erlebt hatte, eine Antwort zu erkennen.
„Also gut, ich werde dir weiterhelfen. Das macht Spaß, wenn es auch ein wenig mühsam ist. Ich bin der Geist Elverans. Ich bin der Schöpfer Elverans. Ich habe diese Welt geschaffen, die euch und mit euch den Menschen und allem, was an ihrer Oberfläche ist, zur Verfügung gestellt wurde. Warum sollte ich mich sonst Herr über alles Werden und Vergehen nennen, zumindest, was Elveran betrifft. Darin liegt kein verborgener Sinn.“
„Und dann willst du kein Gott sein?“, fragte Trywfyn.
Die Stimme lachte.
„Nein. Ich war nie einer und werde nie einer sein. Und ich bin zufrieden mit dem, was ich bin. Nenn mich lieber einen Freund. Wenn ich ein Gott wäre, dann wäre das Universum voll von Göttern. Was würde dann aus all den anderen Wesen? Ich arbeite im Auftrag, und wenn ich hier fertig bin, bekomme ich einen neuen. Diese Halle in ihrer Erscheinung bin ich. Ich habe keinen Körper. Du befindest dich gerade in mir. Ich hoffe, das ist dir nicht unangenehm. Doch lassen wir es dabei bewenden, sonst werden wir hier nie fertig.“
„Dran und ich sind bisher die einzigen Ogmari, die dich gefunden haben?“
„Und Drans Begleiter. Die anderen Wesen sind jetzt nicht von Belang.“
„Menschen?“
„Die Frage kannst du dir selbst beantworten, wenn du den Tunnel, der dich hier herunterführte, als einzigen Zugang für Wesen von der Oberfläche Elverans begreifst. Außerdem hat dir Gründel bereits die Antwort darauf gegeben.“
„Dann werden es keine gewesen sein“, schloss Trywfyn und in seiner Stimme schwang eine gewisse Erleichterung mit, denn nun war er sicher, dass dieses Geheimnis ein weiteres in der Existenz des ogmarischen Volkes war, das zu einem bedeutenden Ereignis führen würde. Es musste einfach so sein.
„Eben. Und sie werden mich nicht finden, solange ich es nicht will. Aber Elveran verändert sich und die Menschheit auch und eines Tages wird eine Begegnung unvermeidbar sein. Aber sie wird erst nach der Heimkehr der Ogmari stattfinden.“
„Warum durfte Dran nicht in diese Halle?“, wiederholte Trywfyn, obwohl er eigentlich keine Antwort erwarten konnte, weil die Stimme sie anscheinend schon beim ersten Mal nicht beantworten wollte. „Und warum hast du ihm nichts über diese Zusammenhänge gesagt?“
Die Stimme lachte wieder.
„Schwätzer waren er und seine Begleiter nicht, wie mir scheint.“
„Ich verstehe nicht.“
„In die Halle konnte er nicht, weil sie zu dieser Zeit noch nicht für Ogmari bereitet war. Aber ich berichtete ihm vieles von dem, was ich dir auch sagte.“
„Davon weiß ich nichts.“
„Vielleicht hätte er nicht gewusst, wie er es eurem jungen Volk mitteilen konnte. Und vielleicht hat er vieles selbst nicht verstanden, weshalb er schwieg. Es hat mir Freude gemacht, mich mit dir zu unterhalten und ich könnte dir noch vieles erzählen, aber auch ich muss arbeiten und habe jetzt keine Zeit mehr. Also lebe wohl. Gründel wird sich weiter um dich kümmern.“
Die Stimme verhallte, aber das grüne Glimmen blieb.
„Lebe wohl und danke“, sagte Trywfyn ein wenig ratlos. Dann wandte er sich an Gründel. „Hat die Stimme einen Namen?“
„Die Stimme oder ihr Besitzer?“
„Ihr Besitzer natürlich.“
„Hier heißt er Elveran, woanders trägt er andere Namen.“
Trywfyn nickte. Allmählich kam ihm das Ungewöhnliche und Überwältigende seiner Lage zu Bewusstsein. Wie viele vor ihm, außer Dran, mochten noch mit Elveran gesprochen haben?
„Wenige, aber es gab sie“, antwortete Gründel auf die unausgesprochene Frage.
„Kannst du etwa auch Gedanken lesen?“
„Nein, aber in Gesichtern. Und diese Frage stand ganz deutlich in deinem Gesicht.“
„Wer bist du eigentlich, außer der Erretter unvorsichtiger Wanderer? Dran hat über dich nichts berichtet.“
Gründel neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Es war eine Geste, deren Bedeutung für Trywfyn aber leicht zu durchschauen war, wenn sie der gleichen bei Ogmari oder Menschen entsprach.
„Gründel, aber das weißt du doch bereits.“
„Ja, deinen Namen kenne ich. Aber was tust du hier? Was ist deine Aufgabe?“
„Ich bin sozusagen Elverans rechte Hand. Ich führe für ihn - nennen wir es notwendige irdische Arbeiten - aus, ohne jemals in Erscheinung zu treten. Und Dran konnte nichts über mich berichten, weil wir uns nicht begegneten.“
„Weil er und seine Begleiter, oder genauer, das Volk der Ogmari, nicht in Gefahr waren.“
„Oh doch, die fünf Krieger schon, aber sie befreiten sich von selbst aus ihnen. Nein, es hatte andere Gründe, und die sind jetzt nicht mehr wichtig. Aber er hat tatsächlich vieles verschwiegen, wie es aussieht.“
„Weil Elveran es verlangte?“
„Kaum, eher aus Verantwortung. Und auch du musst selbst entscheiden, was du weitergibst. Als Priester wirst du wissen, dass