Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz. Niemand, der noch lebte, würde je herausfinden, was mit ihm geschehen war. Und jene, die wussten, wohin er gegangen war, hatten keine Möglichkeit, ihn zu suchen. Doch am schlimmsten, die beiden Kristallfragmente waren endgültig und für immer verloren. Nein! Das durfte nicht sein! Mit aller Kraft, die er wieder besaß, schlug er seine Augen auf.

      Das sollten die Hallen seiner Ahnen sein? Wo waren die Ahnen denn? Er konnte niemanden sehen oder hören. Stattdessen blickte er in ein gestaltloses Grün. Das Rauschen in seinen Ohren ließ nach und er spürte die vollkommene Stille um sich herum. Aber die Stimme? Oder war es seine eigene gewesen, die festgestellt hatte, dass er noch lebte? Unsinn. Außerdem hörte sie sich ganz anders an.

      Trywfyns Augen wanderten hin und her, aber es gelang ihnen nicht, mehr Klarheit in seine Umgebung zu bringen. Er war umgeben von einem grenzenlosen, gestaltlosen Hellgrün, ohne Formen und Muster. Er konnte nicht einmal feststellen, ob es durchsichtig war oder jeden Blick auf andere Dinge, die vielleicht noch da sein mochten, verhinderte. Aber er lag auf festem Grund. Seine Hände tasteten hin und her. Es fühlte sich an wie Stein, aber es gab keinen Staub oder feines Geröll. Irgendjemand musste dort sorgfältig ausgefegt haben. Welch ein absurder Gedanke, dachte er.

      Mühsam richtete sich Trywfyn auf und stützte sich auf seine Arme. Dabei schob er seine Tasche zur Seite. Sie war wenigstens noch da. Aber seinen Leuchtkristall hatte er verloren. Vielleicht brauche ich ihn ja auch nicht mehr, tröstete er sich über den Verlust hinweg.

      Schon beim ersten Versuch, sich umzuschauen, stutzte er. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand in hockender Stellung eine Skulptur, eine Gestalt aus Stein. Sie war grau und rissig und musste schon seit ewigen Zeiten an dieser Stelle stehen. Offensichtlich hatte ihr Schöpfer sich nicht die Mühe gemacht, irgendwelche Kleidung anzudeuten. Der dicke, runde Kopf saß ohne Hals auf einem viel zu kleinen Körper. Die kurzen, stämmigen Beine waren angewinkelt und wurden von den Armen umschlungen. Ein langer Schwanz verließ sein verlängertes Rückgrat und hatte sich am Boden um die Füße gerollt. Der schmallippige, breite Mund war geschlossen.

      Welchem fremdartigen Wesen diese Figur auch immer nachempfunden war, sie war nur wenig größer als Trywfyn selbst und er hatte ein solches noch nie zuvor gesehen. Und was sollte es hier? Was sollte er hier? In dieser grenzenlosen Halle, wenn es denn überhaupt eine war, befand er sich anscheinend mit der Bildhauerei allein.

      Doch dann kamen ihm Zweifel. Alle seine Beobachtungen waren richtig, und doch störte ihn etwas an der Gestalt. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er merkte, dass es die Augen waren. Sie passten nicht zu einer Steinfigur. Sie schimmerten in einem hellen Blaugrau und waren ebenso unergründlich wie das alles umgebende grüne Licht. Die Augen waren erstaunlich groß, und wenn es polierte Edelsteine waren, dann hatte sich ihr Schöpfer einige Mühe gegeben, ihnen ein unpassend lebendiges Aussehen zu verleihen.

      Eine leichte Bewegung ging durch die Figur. Hatte sich Trywfyn geirrt und es war doch Leben in ihr oder hatten ihn seine Sinne getäuscht? Er hatte sich geirrt, denn der Mund öffnete sich.

      „Du warst leichtsinnig. Und du hattest außerordentliches Glück.“ Die Worte waren verständlich, aber in einer ungewöhnlichen Mundart gesprochen. Und der Klang der Stimme war so steinern-knarrend, wie sie nicht besser zu einem solchen Wesen passen konnte. „Wer bist du, dass du den Mut hast, diesen Tunnel entlang zu gehen?“

      Trywfyn war so verwirrt, dass ihm zunächst eine Antwort überhaupt nicht einfiel.

      „Wo bin ich?“, fragte er stattdessen.

      Er stockte. Plötzlich fielen ihm wieder die Kristallfragmente ein. Es wäre furchtbar, wenn er sie verloren hätte. Ungeachtet der Anwesenheit des fremden Wesens suchte er in seiner Tasche danach. Er atmete auf, als er feststellte, dass sie noch da waren. Er fand sogar seinen Leuchtkristall, der jetzt aber erloschen war.

      „Keine Sorge, du hast nichts verloren“, sagte der Steinerne.

      „Woher weiß du das?“

      „Ich habe dich unter Wasser verfolgt und meine Augen sind recht gut, weißt du. Ich habe dir sogar deinen Leuchtkristall gerettet.“

      „Wo bin ich da überhaupt hineingeraten?“, fragte Trywfyn. „War es eine geflutete Höhle?“

      „Ja, aber es war mehr. Es war ein Wasserfall, der auf dich niederging. Es wird dich sicher nicht überraschen zu hören, dass es ein ziemlich großer war.“

      „Hm, davon hat er gar nichts gesagt“, murmelte Trywfyn und dachte dabei an Dran.

      Der Steinerne schien es überhört zu haben, denn er erzählte weiter. „Er war nicht immer da. Ein Erdbeben öffnete das Bett des unterirdischen Flusses und seither ergießt er sich in diese Höhle. Er verläuft sich dann in breiten Rissen im Felsen. Nicht mehr lange, und du wärest in einen hineingespült worden. Ich konnte dich im letzten Augenblick retten.“

      „Dann habe ich dir mein Leben zu verdanken.“

      „In einem gewissen Sinne schon, aber es ist gut. Du bist mir nichts schuldig. Wohin wolltest du? Aber du hast mir noch nicht gesagt, wer du bist.“

      „Ja, du hast Recht. Trywfyn ist mein Name. Ich bin der Edoral Ogmatuums.“

      „Ogmatuum, sieh an. Das gibt es noch?“

      Trywfyn richtete sich noch ein Stück weiter auf und zog seine Beine in den Schneidersitz. Er nahm seinen erloschenen Leuchtkristall in die Hände und betrachtete ihn nachdenklich, als könne er ihm die Antworten auf seine Fragen geben.

      „Warum wundert dich das?“, fragte er den Steinernen.

      „Weil es lange her ist, dass jemand aus deinem Volk hier unten war. Es hätte in der Zwischenzeit ausgestorben sein können.“

      „Wie lange?“

      „Ich weiß es nicht. Ich habe kein Maß für die Zeit. Warum sollte ich mir da die Mühe machen, über sie nachzudenken.“

      „Kannst du mir wenigstens sagen, wen aus unserem Volk du meinst?“

      Der Steinerne nickte. „Sicher, er nannte sich Dran. Und mit ihm kamen Keril, Togmer, Banli und Fanir.“

      Trywfyn horchte auf. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Dann konnte - dann musste ....

      „Das hier sind Drans Hallen!?“, entfuhr es ihm.

      Im gleichen Augenblick wurde ihm klar, dass es gar nicht anders sein konnte, denn es würde sicher nicht sehr viele Räume unter der Erde geben, die den Beschreibungen Drans nahekamen.

      „Drans Hallen? Was ist das?“, fragte der Steinerne.

      Natürlich, woher sollte er wissen, wie Drans Entdeckung bei den Ogmari genannt wurde, die von seinem Unternehmen wussten. Also musste er es ihm erst erklären. Trywfyn blickte sich um. Viel war jedoch nicht zu erkennen. Die gewaltige unterirdische Halle war von einem grünen Glimmen erfüllt und außer dem Boden gab es keine erkennbare Begrenzung. Und selbst der, offensichtlich aus ebenmäßigem Felsen, besaß eine graugrüne Färbung. Das einzige, was jetzt noch fehlte, war die körperlose Stimme. Trywfyn erzählte dem Steinernen die Schilderungen seines Vorfahren.

      „Wenn das so ist, werden es wohl Drans Hallen sein, wie du sie nennst“, schloss er.

      „Und zwischen ihm und mir war niemand hier unten?“

      „Doch,

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