Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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treibst du ihretwegen solch einen Aufwand? Jetzt sind sie zwar hier, aber wie soll es weitergehen?“

      Das wusste Trywfyn selbst nicht. Er war viel zu verblüfft. Dann fasste er sich, schließlich wollte er noch etwas herausfinden.

      „Wem gehört diese Stimme?“, fragte Trywfyn. „Wie ich dir schon sagte, berichtete Dran von ihr. Außerdem, welchen Zweck hat diese Halle hier und schließlich, wer bist du? Stehst du in seinen Diensten?“

      „Warum fragst du Gründel, wenn du mich meinst, zumindest teilweise“, schallte es durch die Halle.

      Keine Frage, sie war mächtig genug, die unsichtbaren Wände erschüttern zu lassen.

      „Entschuldigung, ich -.“

      „Du brauchst deine Fragen nicht zu wiederholen. Ich habe sie gehört, Trywfyn aus dem Volk der Erdmenschen, die ihr euch selbst Ogmari nennt. Glaubst du an die Götter?“

      Wie jede geistig selbstbewusste Lebensform hatten natürlich auch die Ogmari ihre Götter und huldigten ihnen auch. Trywfyn selbst war nicht nur der Herrscher über dieses Volk, er war auch sein höchster Priester, wie alle Edorale vor ihm. Daher konnte er diese Frage mit gutem Gewissen bejahen, obwohl er gleich darauf das Gefühl bekam, die Stimme nahm ihn nicht so ernst, wie er es sich wünschte.

      „Das ist gut“, meinte sie. „Ich bin aber kein Gott. Deshalb spreche ich auch mit dir. Aber ich bin ein Geist und kein kleiner. Es gibt viele Geister, und einige hast du schon kennengelernt. Sie alle sind, wenn sie wollen, ungebunden und frei.“

      „Was ist mit den toten Ogmari?“, fragte Trywfyn, der die Möglichkeit sah, endlich mehr über die Hallen der Ahnen zu erfahren.

      „Weißt du es denn nicht? Sie warten. Sie warten auf, wie ihr es nennt, den Großen Auszug. Ich nenne es die Heimkehr, denn an dem Tag werden sie mich verlassen und wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehren. Aber lass dir gesagt sein, dass das kein Ereignis ist, was allein die Ogmari betrifft. Auch die Menschen werden nicht für alle Tage hier bleiben, genauso wenig wie die Tiere und die Essenzen der Pflanzen und Minerale. Es wird eine Zeit kommen, da wird Elveran von allem Leben entblößt werden. Doch wann diese Zeit kommt, das entscheide ich, denn ich bin die Essenz Elverans und ich entscheide über alles Werden und Vergehen. So, wie ich es Dran sagte und nun dir.“

      „Und wann ist es soweit?“

      Die Stimme lachte.

      „Du kannst es wohl nicht erwarten, wie? Welchen Vorteil hättest du, wenn du es wüsstest? Aber in dieser Zeit geschehen Dinge auf Elveran, die darauf einen Einfluss haben. Mehr werde ich dir nicht verraten.“

      Trywfyn hatte kaum mehr erwarten können, aber trotzdem hatte er auf Einzelheiten gehofft. Schließlich war ihm die Prophezeiung des Großen Auszugs der Ogmari nicht unbekannt. Aber wahrscheinlich war es wirklich besser, den Zeitpunkt nicht zu kennen.

      „Ja, du hast Recht“, sagte er. „Aber kannst du mir etwas über die Hallen der Ahnen verraten? Wo liegen sie?“

      „Ich kann sie dir sogar zeigen.“

      Trywfyn wurde aufgeregt. An diese Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gedacht. „Das wäre großartig.“

      „Ich tue es nur, weil du ein Priester des Virdh bist und ich erwarte, dass du darüber schweigst. Schließe deine Augen.“

      Die Stimme wartete nicht darauf, dass Trywfyn sein Wort gab. Sie setzte es einfach voraus und sie wusste, dass sie es tun konnte.

      Trywfyn tat, was die Stimme von ihm verlangt hatte.

      Er erwartete nur ein Bild, aber plötzlich stand er inmitten eines gewaltigen Saales. Und es war vollkommen anders, als Trywfyn es sich immer vorgestellt hatte. Allerdings war vor ihm kein lebender Ogmari an diesem Ort gewesen, soweit er wusste und alle Bilder, die in der Vorstellung der Ogmari über die Hallen der Ahnen vorhanden waren, entsprangen ihrer Phantasie.

      Für Trywfyn waren die Hallen der Ahnen stets ein Ort gewesen, an dem die verstorbenen Ogmari an langen Bänken saßen, aßen und tranken. Ein Ort der Freude, wo gelacht und gesungen wurde, erfüllt von schönerer Musik, als sie auf Elveran mit ihren irdischen Instrumenten spielen konnten. Männer und Frauen saßen zusammen und Kinder spielten zwischen den Reihen. Ein Ort also, der sich nicht sehr von ihrer Welt auf Elveran unterschied.

      Ogmarische Männer, Frauen und einige Kinder sah er tatsächlich, aber sie saßen in kleinen Gruppen an einzelnen Tischen zusammen und sie beschäftigten sich in einer Weise, wie es zu irdischen Lebzeiten nur ausgesprochene Eigenbrötler taten.

      Es war sehr ruhig. Nur ein Murmeln und Raunen lag in der Luft und nur selten stand ein Ogmari auf und ging umher. Es herrschte keine Heiterkeit, aber Trywfyn verspürte auch keine Bedrückung. Andacht war die beste Beschreibung der Stimmung in der Halle. Trotzdem war das Murmeln kein Beten. Die Gesichter der Verstorbenen waren ernst, aber gelassen.

      Trywfyn ging langsam durch die Reihen. Keiner seiner verstorbenen Volksgenossen blickte auf oder ließ sich durch seine Gegenwart stören. Sie schienen ihn noch nicht einmal zu bemerken, nicht einmal, als er sich an einen Tisch stellte, um zu schauen, was sie taten. Ein Ogmari kam auf ihn zu und Trywfyn wich ihm ein wenig aus. Ohne ihn zu beachten, ging er an dem Edoral vorbei.

      Vor jedem Ogmari lag ein Buch. Das war außergewöhnlich, gehörte Schreiben und Lesen doch nicht gerade zu den bevorzugten Tätigkeiten irdischer Erdmenschen. Sie lernten es zwar, da es einer alten Tradition entsprang, wandten es später aber kaum noch an, was einer neueren Tradition entsprach. Die Bücher waren allesamt aufgeklappt, aber was Trywfyn darin sah, verwirrte ihn, denn er konnte weder Schrift noch Bilder entdecken. Jedes Buch, das er sich näher betrachtete, zeigte ihm nur leere Seiten. Trotzdem schien jedem Ogmari sein Buch etwas zu bedeuten und studierte es in andächtiger Versenkung. Dann hörte Trywfyn wieder die bekannte Stimme.

      „Nichts in den Büchern ist für die Augen eines anderen bestimmt“, erklärte sie. „Du wirst darin nichts finden und jeder von ihnen nur etwas in seinem eigenen Buch. Es ist das vertraulichste Eigentum eines jeden Ogmari. Es ist sein Leben, das darin aufgezeichnet wurde. Auch du wirst eines Tages ein solches Buch erhalten. Es ist bereits in dir angelegt. Und nun komm wieder zurück.“

      Trywfyn öffnete seine Augen, und das undurchdringliche grüne Licht umgab ihn wieder. Gründel hockte immer noch reglos neben ihm und blickte ihn aufmerksam an.

      „Wer schreibt die Lebensgeschichten auf?“, fragte Trywfyn in die Luft.

      „Ihr selbst“, erklärte die körperlose Stimme. „Jeder schreibt seine eigene Lebensgeschichte. Das Buch ist das einzige, was ihr mit euch nehmt, wenn ihr Elveran verlasst. In dieser Form wird euch euer Leben noch einmal vorgelegt.“

      „Aber was ist der Sinn davon?“

      „Es wäre noch zu früh, es dir jetzt schon zu erklären. Du wirst den Sinn erkennen, wenn du einst über dein Leben nachdenken wirst.“

      Trywfyn musste glauben, was die Stimme ihm erklärte. Aber verstehen konnte er es nicht und ihm wurde klar, dass es ihn davor grauste, auf ewig, zumindest bis zum großen Auszug, vor einem Buch zu sitzen und fortwährend darin lesen zu müssen. Er hoffte, dass es nicht so lange dauern würde wie sein Leben selbst.

      Wieder erscholl das Lachen durch die Halle.

      „Oh, du Unwissender“, sagte die Stimme belustigt. „Hattest du denn deine

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