Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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er verstand den Sinn der Worte Gründels nicht. Bei dem, was er über sich selbst gesagt hatte, kam Trywfyn noch nicht darauf, was es wirklich bedeutete, denn neben ihm hockte nicht nur sein Retter, sondern die Macht, die große Veränderungen auf Elveran hervorrufen konnte und es auch schon getan hatte. Gründel war nicht ganz unbeteiligt am Untergang von Ax´lûm gewesen. Aber jene Ereignisse waren Trywfyn in diesem Augenblick fern und würden es in diesem Zusammenhang auch immer bleiben.

      Dieser Ausflug ging seinem Ende entgegen. Von Elveran konnte er nicht mehr erfahren, außerdem hatte Trywfyn eingesehen, dass es wohl doch besser war, die Kristallfragmente in Elgen Damoth zu verbergen. Er glaubte jetzt fest daran, dass sie dort unten sicher gewesen wären. Aber er war auch Priester und nach diesen Offenbarungen betrachtete er Drans Hallen als zu heilig, als dass sie als Versteck für irdische Güter entweiht werden durften. Denn so wichtig und machtvoll die Fragmente eines Tages sein mochten, sie blieben irdischen Ursprungs.

      Dann lächelte er.

      „Also gut, mein Plan ist fehlgeschlagen, zumindest die zweite Hälfte. Aber ich habe Drans Hallen erreicht und das war tatsächlich die erste Hälfte des Anlasses meines Vorhabens, nämlich diesen Tunnel zu erforschen. Nun kann ich wieder nach Elgen Damoth zurückkehren.“

      „Elgen Damoth?“

      „Ja, das ist die Hauptstadt von Ogmatuum und von dort herrsche ich über das Land.“

      Plötzlich bekamen Gründels Augen einen anderen Ausdruck, wie ihn Trywfyn bei ihm noch nicht gesehen hatte und auch nicht deuten konnte.

      „Woher nimmst du die Gewissheit, dass wir dich wieder gehen lassen?“, fragte der Steinerne.

      Trywfyn begann zu lachen.

      „Warum nicht? Bisher hat mich nichts daran zweifeln lassen.“

      Als Gründel ihm jedoch keine Antwort gab und nur reglos anstarrte, erstarb Trywfyns Lachen.

      Sollte er es wirklich ernst meinen? Gründel und Elveran hatten ihm bereitwillig alle, zumindest fast alle, Fragen beantwortet und ungeahnte Einblicke gewährt. Beide hatten sie sich wohl etwas über ihn lustig gemacht, aber sich keineswegs als feindselig erwiesen. Außerdem hatte Gründel ihm das Leben gerettet. Welchen Sinn sollte das alles gehabt haben, wenn sie ihn gefangenhalten, oder seinem bisherigen Leben gar ein Ende setzen wollten? Schließlich durften Dran und seine Gefährten ebenfalls wieder davonziehen. Warum also sollte es jetzt anders sein?

      Aber vielleicht hatte er Dinge erfahren, die Dran unbekannt geblieben waren. Trotzdem, hätten sie es ihm gezeigt oder erklärt, wenn es ein Geheimnis bleiben musste, wenn sie geglaubt hätten, dass er dieses Geheimnis nicht wahren konnte? Warum also sollten sie ihn dort unten oder an einem anderen unterirdischen Ort festhalten? Andererseits waren die beiden zu rätselhaft, um ihre Ratschlüsse auch nur ahnen zu können. Falls es wirklich ihre Absicht war, ihn festzuhalten, würde er schon einen Weg zur Flucht finden, aber vermutlich war diese Androhung Gründels eher einer seiner Scherze, von denen er schon einige gemacht hatte.

      „Ich kann mir kaum vorstellen, was ihr mit mir hier anfangen wollt“, sagte Trywfyn mit fester Stimme. „Welche Gründe sollte es dafür geben, mich an der Rückkehr hindern zu wollen?“

      „Nun, vielleicht, weil du uns entdeckt hast und wir nicht wollen, dass du uns verrätst.“

      Trywfyn lachte. Also trieb Gründel doch wieder einen seiner Scherze mit ihm.

      „Warum hast du mir dann erst das Leben gerettet? Ohne deine Hilfe müsstet ihr nicht fürchten, dass andere von euch hören. Was im Übrigen bereits geschehen ist, sonst wäre ich nicht hier. Und warum hat Elveran mir dann alles so bereitwillig offenbart, wenn ihr Angst habt, andere könnten es durch mich erfahren? Vergiss nicht, ich bin Priester und nicht alles ist für die Ohren der Öffentlichkeit. Ich schätze, dieses Erlebnis gehört dazu. Einverstanden?“

      Gründel sah Trywfyn mit seinen großen, blassen Augen regungslos an, dann begann er auf seine ungewöhnliche Art zu lachen.

      „Dieses Mal bist du mir nicht auf den Leim gegangen. Du hast gelernt. Geh ruhig, keiner will dich zurückhalten. Wir wollen dich nicht einmal zu völliger Verschwiegenheit auffordern, denn wenn dir zu Ohren kommt, dass jemand diesen Gang betreten will, dann warne ihn vor den Gefahren. Das ist unser Auftrag an dich. Er ist gefährlich, wie du weißt und vielleicht sieht er das nächste Mal wieder anders aus. Es ist nicht sicher, dass ich dann hier bin. Außerdem ist genauso wenig sicher, was ihn am Ende erwartet. Manch einer wird diese Halle gar nicht erreichen, auch ohne umzukommen. Willst du zurückgehen?“

      „Nein, ich glaube nicht. Du kennst unsere Fähigkeit, uns durch das Erdreich hindurchzubewegen. Auf diese Weise werde ich an die Oberfläche zurückkehren. Verpasse ich viel im Tunnel?“

      „Wie du es sehen willst. Eine letzte Höhle und eine wassergefüllte Senke. Insgesamt eine Wegstunde.“

      „Das ist nicht genug, um noch einmal zurückzugehen“, meinte Trywfyn. „Und den ganzen Weg hast du mich hierher getragen?“

      „Ich kenne bessere Möglichkeiten.“

      Trywfyn lächelte.

      „Also gut, ich habe genug gesehen. Und wie komme ich hier heraus?“

      „Dort entlang“, sagte Gründel und streckte einen Arm aus. „Ich werde dich begleiten.“

      Trywfyns Frage war nicht unberechtigt, denn von dort, wo sie sich befanden, war kein Ende der Höhle zu erkennen, also auch kein Ausgang. Das Einzige, was er sehen konnte, war der felsige Untergrund, der in allen Richtungen im milchigen Licht verschwand. Wie sollte er da die richtige finden?

      Gründel bewegte sich erstaunlich geschmeidig, was bei seiner Erscheinung kaum zu erwarten gewesen wäre. Nach kurzem Fußweg tauchte die Höhlenwand vor ihnen wie aus einem Nebel auf und Trywfyn erblickte den Ausgang. Auf der Schwelle blieb er noch einmal stehen.

      „Hier also stand Dran vor achthundert Jahren“, sinnierte er.

      „Er scheint für dich eine große Bedeutung zu haben“, stellte Gründel fest.

      „Ja, wirklich. Und ich kann es nicht erklären. Er war weder ein Edoral noch ein unmittelbarer Vorfahre von mir.“

      „Alles hat seinen Grund“, meinte Gründel. „Und nun lebe wohl.“

      „Lebe wohl, und noch einmal vielen Dank für meine Rettung und für all die Offenbarungen, wenn ich meinen Dank dafür an dich richten kann.“

      Gründel nickte.

      „Ich werde es weitergeben.“

      Trywfyn verschwand in der Felswand und Gründel ging in den Tunnel hinein.

      Die Schwierigkeiten des Stollens hatten darüber hinweggetäuscht, dass Trywfyn sich gar nicht weit von Elgen Damoth entfernt hatte. Als er an die Oberfläche kam, um sich zurechtzufinden, stellte er fest, dass der waldbewachsene Hügel mit dem kleinen Flusslauf, unter dem sich die Hauptstadt befand, kaum mehr als drei Meilen von ihm entfernt lag.

      Nach dieser Zeit in der Enge eines Stollens und der Undurchdringlichkeit des Lichtes in einer rätselhaften Höhle entschloss er sich, den Weg bis zu diesem Hügel unter der Sonne zurückzulegen. Es war kalt, aber das störte ihn nicht. Seine Kleider waren wieder trocken. Und der Schnee lag nicht hoch. Es war jetzt später Nachmittag und es gab

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