Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 6
„Hm, also gut, ich werde nicht weiter nach ihnen fragen“, meinte Trywfyn. „Aber, kennst du ein Wesen, ein körperloses Wesen, dessen Stimme an diesem Ort zu hören sein soll?“
„Du stellst merkwürdige Fragen. Wie kommst du darauf?“
„Nun, Dran sprach davon. Also gut, diesen Teil seiner Erzählungen hatte ich ausgelassen. Als er vor etwa achthundert Jahren unserer Zeitrechnung an der Schwelle zu dieser Höhle stand, sprach eine Stimme zu ihm -.“
„So, was wollte sie denn?“
„Ihn und seine Begleiter daran hindern einzutreten. Ihren Besitzer konnten sie nicht erkennen, aber seine Stimme war umso deutlicher und sie nannte sich die Essenz Elverans, der Urgrund seines Daseins.“
„Interessant, geradezu mystisch. Und das war alles?“ Die Stimme des Steinernen klang eintönig, sonst hätte Trywfyn die unterschwellige Hintergründigkeit verstanden. So hörte er sich eher einfältig an.
„Soweit überliefert wurde, ja.“
„Na schön, und was wolltest du?“
„Den Tunnel kennenlernen und ebenfalls diese Halle erreichen.“ Trywfyn konnte nicht ausschließen, dass der Steinerne mehr wusste, als er zugab, aber wenn es so war, dann war er offenbar nicht bereit, sein Wissen preiszugeben, jedenfalls noch nicht. Also gab es keinen Grund für ihn, sich nicht auch noch ein wenig bedeckt zu halten. Es war auch kaum anzunehmen, dass der Steinerne etwas mit dem körperlosen Wesen zu tun hatte. Eher war er eine dieser geheimnisumwitterten Kreaturen, die sich mehr unter der Erdoberfläche aufhielten als auf ihr und von denen es zahllose Gerüchte gab. Immerhin schien dieses eher gelangweilt und nur wenig an dem Grund für Trywfyns Anwesenheit interessiert als gefährlich zu sein. Immerhin hatte es ihn vor dem Ertrinken bewahrt. „Aber ich wusste weder etwas von dir noch von den Geistern oder dem unterirdischen See.“
„Was für Geister?“
„Unterwegs begegneten mir vier Geister von Ogmari. Es waren Krieger und nach ihrer Kleidung zu urteilen, lebten sie vor ziemlich langer Zeit. Sie beachteten mich nicht und machten keinerlei Geräusche. Es waren bestimmt Geister, obwohl es sie gar nicht geben dürfte.“
„Warum?“
„Weil es keine Ogmari-Geister gibt.“
„Hm, das verstehe ich nicht“, meinte der Steinerne.
„Mach dir nichts draus, ich verstehe es auch nicht.“
Das stimmte zwar nicht, aber Trywfyn hatte keine Lust, dem Steinernen, der wahrscheinlich nichts von diesen Dingen verstand, den Vorgang des Sterbens bei Ogmari zu erklären.
„Na gut, du wolltest also den Tunnel kennenlernen und diese Halle erreichen. Wenn das die einzigen Gründe waren, dann hast du viele Unannehmlichkeiten für eine so unbedeutende Angelegenheit auf dich genommen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass du tatsächlich nur von deiner Neugierde angetrieben wurdest.“
Also doch ein wenig scharfsinnig, schloss Trywfyn. Aber er behielt es für sich. Vielleicht fühlte sich der Steinerne herausgefordert, wenn er hörte, was Trywfyn über ihn dachte. Aber er hatte ja Recht. Alleinige Neugierde war tatsächlich kein besonders guter Grund für sein abenteuerliches Unternehmen. Das musste Trywfyn zugeben. Andererseits reichte sie für manch andere gewagte Unterfangen aus. Schließlich hatte er mit Tjerulf und seinen Freunden mehr als eine Reise aus keinem anderen Grund unternommen. Und trotzdem war nicht zu überhören, dass der Steinerne ihm nicht glaubte.
Plötzlich erkannte Trywfyn die Sinnlosigkeit ihres Planes. Wenn er dem Steinernen sagte, dass er dort unten Kristalle verstecken wollte, dann hatte er einen Mitwisser, den er nicht kannte. Vielleicht wich er ihm nicht einmal von der Seite, solange er sich in dieser Höhle aufhielt. Es war ihm schon ein Rätsel, dass er überhaupt eingelassen worden war, wo Dran und seinen Begleitern der Zutritt doch verwehrt wurde. Und der Steinerne konnte offensichtlich auch ein- und ausgehen. Vielleicht gefielen ihm die Fragmente und er nahm sie später an sich. Dann waren sie verloren. Also was sollten seine ganzen Bemühungen? Der Steinerne hatte sich ihm gegenüber zwar nicht als unfreundlich erwiesen, ihm sogar das Leben gerettet, aber Trywfyn hielt es deshalb noch lange nicht für angebracht, ihn zum Wächter über die Kristallfragmente zu machen, wozu der Steinerne vielleicht auch gar keine Lust hatte, wenn er die Steine schon nicht begehrte. Na, dann musste er sie eben wieder mitnehmen.
„Also?“, fragte der Steinerne.
„Es ist, wie ich sagte“, beharrte Trywfyn. „Es war reine Neugierde. Ich wollte einfach nur den Spuren meines Stammesgenossen folgen und die körperlose Stimme hören. Und vielleicht ihren Besitzer kennenlernen, der sich selbst als Urgrund des Daseins bezeichnete. Kennst du ihn?“
Bevor der Steinerne antworten konnte, erfüllte ein schallendes Gelächter die Halle und Trywfyn schreckte zusammen. Der Steinerne blieb ungerührt sitzen.
„Ist sie es?“, fragte er geradezu gelangweilt.
„Ich vermute, ja“, versuchte Trywfyn ebenso teilnahmslos zu antworten, aber ganz gelang es ihm nicht. Er stand auf und sah sich in allen Richtungen um. Aber da war niemand, nur dieses Lachen, das eine unbändige Heiterkeit ausdrückte.
„Ich glaube, du hast unseren Gast mit deiner vorgetäuschten Unwissenheit lange genug an der Nase herumgeführt, Gründel“, sagte die Stimme. „Jetzt verdrieße ihn nicht noch mehr. Du weißt genau, wer ich bin und was der Ogmari hier will.“
„Wie? Woher?“, fragte Trywfyn und sah Gründel befremdet an.
Also hatte er mit seiner Ahnung doch Recht gehabt. Trotzdem hätte er nicht vermutet, dass Gründel und der Besitzer der Stimme sogar über sein hauptsächliches Anliegen unterrichtet waren. Aber vielleicht waren sie gar nicht, und es hörte sich nur so an.
Gründel blickte unbeteiligt nach oben. Trywfyn kannte die Geste von seinen menschlichen Freunden und war sicher, dass Gründel in diesem Augenblick gepfiffen hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Aber vielleicht überlegte er auch nur. Dann, mit einem Ruck seines Kopfes, sah er Trywfyn wieder an und zeigte auf die Tasche.
„Diese beiden Kristalle wolltest du in unsere Obhut bringen.“
Unwillkürlich legte Trywfyn seine Hand darauf.
„Sei ohne Sorge, ich werde sie dir nicht nehmen. Für uns hätten sie hier unten doch keine Bedeutung. Und besonders schön sind sie auch nicht. Aber welche Bedeutung sie auch immer für dich haben, bist du sicher, dass hier ein guter Ort wäre, sie aufzubewahren? Und warum willst du das überhaupt tun?“
„Nein, nicht mehr. Und nicht erst, seit du gezeigt hast, dass du von ihnen weißt. Es war für Freunde, die besonderen Wert auf die Sicherheit dieser Steine legen. Aber, Gründel, woher kennst du mein Geheimnis?“
Der Steinerne lachte, zumindest gab er Geräusche von sich, die darauf schließen ließen.
„Du hast es mir doch selbst gesagt.“
„Ich? Wann?“
„In deiner Bewusstlosigkeit bist du einmal kurz aufgeschreckt und hast gesagt, dass die Kristalle in Drans Hallen gebracht werden müssen, in Sicherheit. Ich konnte mir keine anderen als diese