Hunting Prey. Arik Steen
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«Oh!», sagte Johnson. Er und Manson waren nicht wirklich die besten Freunde. Aber sie respektierten sich. Johnson war Popes direkter Vertrauter, Manson eher der Mann für den Außendienst: «Bringt er jemand mit?»
«Das weiß ich noch nicht!», sagte Pope: «Aber ich gehe davon aus ...»
«Noch mehr Frischfleisch! Nun denn ... dann komme ich jetzt zurück. Over and Out!», beendete Johnson den Funkverkehr und warf das Funkgerät ein wenig rücksichtslos in den Bauch des Motorbootes ...
Er startete die Motoren. Mit seinen schweren Stiefeln stieß er sich im feuchten Sand ab. Es gelang ihm nicht ohne ein wenig nass zu werden, aber es machte ihm nichts aus. Er hatte verdammten Hunger. Für einen Moment schaute er zurück. Die drei nackten Russinnen waren ein Stück den Strand hinaufgegangen. Olga, die Anführerin, bückte sich und hob etwas auf. Was war es? Es sah aus wie ein Seil. Vermutlich hatten die Arbeiter, die hier die Vorbereitungen für «The Hunting Prey» getroffen hatten, es ausversehen liegen gelassen.
«Wenn´s dir zu dumm hier wird, kannst dich wenigstens dran aufknüpfen, Bitch!», dachte sich Johnson.
Sein Magen knurrte. Das Boot schwamm in der Zwischenzeit wieder frei im Wasser. Johnson startete den Motor. Dann gab er Gas. Er liebte dieses gottverdammt geile Boot. Gut 50 km/h wurde es schnell und hier durch die Klippen kam einem das ganz schön rasant vor.
Das Motorboot kehrte durch die Wasserstraße zwischen den Felsen hindurch zurück zum South Bay ...
Auftrag erledigt ...
Freiwild ausgesetzt ...
Chamber of the Lord
Zur gleichen Zeit ...
Bia öffnete die Augen und starrte an die Decke. Das Licht war endlich angegangen. Dennoch war es hier unten, tief im Berg, unheimlich. Der Herr und Meister, wie sie ihn nannte, war in der letzten Nacht verschwunden und hatte sie alleine zurückgelassen. Die Afrikanerin wusste nicht, wohin er gegangen war. Vermutlich mit dem seltsamen Aufzug hinauf, wie auch dieser Typ, der für Richard Pope arbeitete.
Was hatte er gesagt?
Dort ging es zum Hotel?
Zu welchem Hotel auch immer ...
Die ganze Nacht lang hatte sich Bia über ihre Tochter Gedanken gemacht. Sie war alleine da draußen auf der Insel. Zumindest wenn es stimmte, was der Jäger erzählt hatte.
Wie es ihr wohl ging?
Eigentlich musste die Afrikanerin wütend sein. Das war so nicht geplant gewesen. Definitiv nicht. Sie selbst hatte bei diesem Spiel mitmachen wollen, okay ... aber ihre Tochter? Sie kannte Zuri. Die hätte sich nie auf so etwas eingelassen.
Das war alles ganz anders ausgemacht gewesen.
Dieser Milliardär hatte angeboten, dass Zuri auf seiner Jacht arbeiten konnte, während das Spiel lief. Zum letzten Mal hatte sie ihre Tochter in Polen gesehen. Zuri war zum Hotel gegangen, um dort zu warten. Bia in das ehemalige polnische Gefängnis, in dem das Casting stattgefunden hatte. Als Bia ausgewählt worden war, da war sie ganz sicher gewesen, dass ihre Tochter in der Zwischenzeit auf der Jacht des Milliardärs aushalf ...
Und nun?
Jetzt war Zuri vermutlich tatsächlich selbst ein Opfer.
Ihre arme Tochter ...
Bia stand auf und ging zu den schweren, harten Gitterstäben. Niemand war zu sehen. Eine kleine Glühbirne flackerte ein wenig. Sie seufzte und ging dann im hinteren Bereich ihrer Zelle in den kleinen abgetrennten Nassbereich. Es gab eine Dusche und eine Toilette.
Verdammt, die Ungewissheit machte sie fertig ...
Nein. Sie wollte nicht, dass ihre Tochter da draußen umherirrte und dann gefangen wurde um schließlich ...
... oh Gott ...
Bia wurde bei dem Gedanken ganz anders. Sie selbst hatte ihre Jungfräulichkeit recht unschön verloren und ihrer Tochter immer etwas Anderes gewünscht. Sie erinnerte sich zu gut an ihr erstes Mal, auch wenn es einige Jahre her war ...
Januar 1998, Region Kédougou (Senegal)
Die junge Afrikanerin hatte einige Stunden auf dem Feld verbracht und den wilden, roten Reis bewässert, der für ihre Familie so wichtig war. Die einheimischen Pflanzen waren robuster und hatten vor allem den Vorteil, dass man sie jedes Jahr neu anpflanzen konnte. Europäische Firmen versuchten immer wieder ihr Saatgut anzupreisen. Sie versprachen einen höheren Ertrag, was auch tatsächlich stimmte. Doch die hybriden Züchtungen konnte man nur einmal anbauen. Man wollte die Bauern dazu zwingen jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen.
Schon immer hatten die Europäer die afrikanischen Länder versucht auszubeuten und sie tun es bis heute.
Bias Familie war froh, bislang noch auf heimische Pflanzen zurückgreifen zu können. Die immensen Summen, die Samenhändler für hybride Sorten verlangten, konnte kaum ein Bauer ohne Probleme zahlen.
«Er ist ein Stammesoberster der Wolof!», meinte Kinteh: «Dir wird es also nicht allzu schlecht gehen!» Der fast sechzigjährige Reisbauer warf einen prüfenden Blick über das kleine Ackerland. Er war ein wenig skeptisch und hoffte, dass es bald regnen würde. Das Land war trocken und der Boden ein wenig zu salzig. Es war ohnehin schon schwer alles zum Wachsen zu bringen. Wenn die Natur nicht mitspielte, dann wurde dies ein schweres Jahr.
Seine Tochter Bia schüttelte den Kopf: «Ich bin eine Mandinka, keine Wolof. Was soll ich dort? Außerdem ist er viel zu alt ...»
«Er ist erst 60 Jahre alt!», schimpfte Kinteh: «Und damit nicht so viel älter als ich!»
«Aber viel älter als ich. Sehr viel älter!», sagte sie entrüstet.
«Du wirst seine Zweitfrau!», sagte ihr Vater: «Und das ist eine Ehre!»
Das Familienoberhaupt duldete keinen Widerspruch. Das konnte man ganz deutlich heraushören. Die Entscheidung war längst gefallen. Bia würde den alten Mann aus dem Senegal heiraten. Bia würde eine Wolof werden.
Einige Tage später ...
Manche Stämme im Senegal haben eine eigenartige Tradition, bei der so manche europäische Frau vermutlich völlig schockiert den Kopf schütteln würde. Die junge Frau aus dem Volk der Mandinka zog sich zu ihrer Hochzeit keine schönen Kleider an oder machte sich sonst in irgendeiner Weise hübsch. Sie war bei ihrer Vermählung gar nicht anwesend. Beim Volk der Wolofs war dies durchaus so üblich.
Der Mann feierte ausgiebig, während die zukünftige Frau Zuhause wartete.
«In freudiger Erwartung» mag man annehmen. Der frischgebackene Ehemann kam dann nach Hause und sagte ihr in etwa so etwas wie «du bist jetzt meine Frau!». Damit war der Bund der Ehe geschlossen. Für die meisten Europäer sicherlich unvorstellbar.
Bia wartete in der Hütte ihres zukünftigen Mannes. Das Stammesoberhaupt, mit dem sie gerade vermählt wurde, war sicherlich nicht arm. Es war die