Rache für Dina. Cristina Fabry
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„Herr Reimler“, begann Keller die Befragung. „Sie als Stellvertreter von Herrn Volkmann sind sicherlich der am besten informierte Mitarbeiter, was die dienstlichen Angelegenheiten Ihres verstorbenen Chefs betrifft. Als Leiter eines Kirchenkreises erlebt man sicher an der einen oder anderen Stelle Dissonanzen. An welchen Fronten hatte Herr Volkmann Ihrer Einschätzung nach am meisten zu kämpfen?“
„Nun, Herr Volkmann war ein Superintendent, der lieber aktiv gestaltete, statt passiv zu verwalten.“, begann Reimler seine Ausführungen. „Er bemühte sich zum Beispiel um die Ökumene, was eingefleischten Lutheranern nicht immer schmeckte.“
„Könnten Sie das näher erklären?“, fragte Keller.
„Was Ökumene ist, wissen Sie aber schon?“, erkundigte Reimler sich.
„Offen gestanden, nein.“, gab Keller zu und Kerkenbrock lächelte in sich hinein.
„Nun“, erklärte Reimler, „als Ökumene bezeichnet man die Gemeinschaft der christlichen Kirchen, egal ob sie katholisch, evangelisch, reformiert oder orthodox sind. Man betont das Gemeinsame, statt sich über das Trennende zu identifizieren. Mittlerweile wurde der Begriff teilweise sogar schon auf die anderen monotheistischen Religionen ausgeweitet, also auf Judentum und Islam, die ja untrennbar mit dem Christentum verbunden sind.“
„Gibt es denn solche Hardliner in Ihrem Verein, dass der Dialog mit anderen Konfessionen für ein Mordmotiv reicht?“, erkundigte sich Keller.
„Das habe ich nicht gesagt.“, erklärte Reimler. „Sie haben mich nach Dissonanzen gefragt, nicht nach einem möglichen Mordmotiv.“
„Da haben Sie recht.“, räumte Keller ein. Manchmal ergibt sich ein Mordmotiv auch erst aus mehreren Puzzle-Teilen. Fahren Sie also bitte fort.“
„Nun ja. Er war ein Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter nicht einfach machen ließ. Verstehen Sie mich nicht falsch – ich meine damit nicht, dass er sich dirigistisch in alles einmischte, er setzte großes Vertrauen in seine Mitarbeiter – aber er interessierte sich für ihre Tätigkeit, ließ sich umfassend informieren und von Zeit zu Zeit übte er konstruktive Kritik oder griff auch mal korrigierend mit entsprechenden Anordnungen ein. Damit, dass er dabei manchmal einen scharfen Ton anschlug, konnte nicht jeder umgehen.“
„Gab es Menschen, die sich seiner Kritik auffallend häufig ausgesetzt sahen?“, fragte Kerkenbrock.
„Das kann man so nicht sagen.“, erklärte Reimler. „Natürlich schätzte er einige mehr als andere, aber da müssten Sie mit allen 41 Mitgliedern des Pfarrkonventes reden, um zu erfahren, ob sich jemand von ihm bedrängt fühlte. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.“
„Könnten wir eine Liste aller Pfarrkonventsmitglieder haben?“, fragte Sabine Kerkenbrock mit einer perfekten Kleinmädchenstimme.“
„Aber selbstverständlich.“, antwortete Reimler jovial. „Ich kann Frau Attig umgehend anweisen, die Liste auszudrucken.“
„Ich bitte darum.“, erklärte Keller. „Das erspart uns eine Menge Zeit.“
Reimler verschwand kurz ins Vorzimmer und Keller und Kerkenbrock tauschten vielsagende Blicke aus.
„Aalglatt.“, zischte sie. Er nickte zustimmend
Als Reimler zurück kehrte, sagte er: „Die schärfsten und nervenaufreibensten Auseinandersetzungen hatte er allerdings mit der MAV. Von dort wurden seine Bemühungen um Umstrukturierung und Flexibilisierung des Stellenplans in den Bereichen Küsterdienste, Kirchenmusik, Jugendarbeit und Kindertageseinrichtungen immer wieder torpediert. Ich gedenke, seine Linie weiter zu verfolgen, und da kommen wohl harte Zeiten auf mich zu.“
„Das klingt alles sehr nach notwendigen Einsparungen.“, bemerkte Kerkenbrock. „Aber ist nicht das Kirchensteueraufkommen entgegen aller Erwartungen gestiegen?“
Wieder lächelte Reimler gönnerhaft. „Das müssen wir sehr oft erklären. Der kurzfristige Anstieg infolge der verbesserten Konjunktur wird sich langfristig als Strohfeuer entpuppen. Die Verpflichtungen im Bereich der Pfarrbesoldung, einschließlich der Pensionen sind gewaltig und verschlingen den größten Teil der verfügbaren Gelder. Auch wenn das niemand will, werden wir wohl nicht drum herum kommen, wieder eine Parrer-zentrierte Kirche zu werden, in der Küsterdienste, Jugendarbeit und Kirchenmusik weitestgehend von Ehrenamtlichen getragen werden müssen. Das ist nun einmal die Wahrheit, doch wer sie ausspricht, muss damit rechnen, Prügel einzustecken.“
„Oder ermordet zu werden.“, ergänzte Keller trocken.
„Das haben Sie gesagt.“, bemerkte Reimler.
„Sind Ihnen denn einzelne Vorgänge im Bereich Personalangelegenheiten bekannt, deren Charakter so schwerwiegend ist, dass wir ihnen vielleicht näher auf den Grund gehen sollten?“, fragte Keller.
„Da muss ich leider passen.“, antwortete Reimler mit deutlich gespieltem Bedauern.
„Dann stellen Sie uns doch bitte eine Liste sämtlicher beim Kirchenkreis Minden Beschäftigter zusammen mit Name, Adresse, Telefonnummer, Berufsbezeichnung und Name, Adresse und Telefonnummer der Einrichtung, in der sie ihre Beschäftigung ausüben. Außerdem brauchen wir Einsicht in Ihre Salden, Sachbücher und Haushaltspläne, um einen möglichen Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen zu finden.“
„Das ging mir jetzt alles ein bisschen schnell.“, stieß Reimler hervor und seine Augäpfel zuckten nervös hin und her. „Könnten Sie das mit Frau Attig besprechen? Sie wird sich um alles kümmern. Ich werde sie anweisen, alles Ihren Wünschen entsprechend zusammenzustellen.“
„Auch gut.“, antwortete Keller. „Dann wollen wir mal, und vielen Dank für Ihre wertvolle Zeit.“
Die Ironie in diesem Satz war nicht zu überhören, aber Reimler ignorierte sie und wies die Sekretärin zur Herausgabe aller erforderlichen Daten an die Polizei an. Dann verschwand er wieder in seinem Büro.
Was glaubten diese Polizeibeamten eigentlich? Hielten sie etwa ihn für Volkmanns Mörder? Oder sonst irgendeinen Mitarbeiter des Kirchenkreises? Das war doch völlig absurd. Sicher war irgendein drogenabhängiger Spinner in das Büro des Sup eingedrungen und aus Ärger darüber, dass es nichts zu holen gab, hatte er diesen Unsinn mit der Beschneidung inszeniert. Volkmann hatte viele Gegner gehabt, aber keine Feinde. Es klopfte. Reimler antwortete mit: „Ja, bitte.“ und herein trat Gerhard Massmann, Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Massman arbeitete als leitender Angestellter in der Finanzabteilung der Mindener Stadtverwaltung und verfügte über äußerst flexible Arbeitszeiten. Er hatte noch ein paar Jahre bis zum Ruhestand, seine Kinder waren bereits aus dem Haus und er war seit zehn Jahren Mitglied des Presbyteriums der Mariengemeinde. Als Finanzkirchmeister zog er dort mit Reimler an einem Strang, der bis zu Volkmanns gewaltsamem Tod dort Pfarrer gewesen war.
„Was wollte die Polizei von Ihnen?“, fragte er.
„Ansatzpunkte für Ermittlungen.“, antwortete Reimler. „Ich konnte ihnen nicht weiter helfen. Darum verlangen sie jetzt nach den Daten sämtlicher Mitarbeiter und nach lückenlosem Einblick in unsere Finanzen.“
„Sind