Frau mit rotem Hut. Erich Hübener

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Frau mit rotem Hut - Erich Hübener

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um sechs Uhr als Erste aufgestanden und habe in der Küche das Frühstück vorbereitet.“

      „Die Küche ist hier unten?“

      „Ja, gleich hier um die Ecke.“ Sie stockte und blickte in die Richtung, in der sie soeben die Küche beschrieben hatte, so als ob sie daran dachte, wie sie dort immer das Frühstück vorbereitet hatte.

      „Und wer frühstückte zuerst, der Señor oder die Señora?“

      „Nein, nein, das war ganz klar geregelt. Als Erster kam der Señor so gegen acht Uhr herunter. Er frühstückte immer im Salon da hinten.“ Sie nickte in die entgegengesetzte Richtung.

      „Der Señor und die Señora frühstückten nie gemeinsam?“

      „Nein, nie. Die Señora frühstückte erst gegen neun Uhr. Und eigentlich immer in ihrem Zimmer.“

      Inzwischen war Kommissar Zandros eingetroffen. Die Beamten salutierten, aber er nickte ihnen nur zu, was wohl so viel bedeutete, dass sie mit der Befragung fortfahren sollten. Er stand nur daneben und hörte zu.

      „Wie lange arbeiten Sie denn schon für das Ehepaar Ramos, Señora?“

      „Oh, ich glaube es sind schon etwa zwanzig Jahre.“

      „Noch eine Frage: Als wir uns den Toten vorhin angesehen haben merkten wir, dass er sehr stark nach Alkohol roch. Hat der Señor viel getrunken?“

      „Das kam darauf an, in welcher Stimmung er war. Wenn ihn jemand geärgert hatte oder wenn seine Frau ihm nicht gehorchte, dann trank er schon mal etwas zu viel. Und dann konnte er auch richtig böse werden.“

      „Ist er dann auch aggressiv geworden?“

      „Gegen mich nicht, aber gegen die Señora schon.“

      Der Pathologe kam heraus und unterbrach die Befragung. „Er wird sich bei dem Sturz auf der Treppe das Genick gebrochen haben. Er war wohl sofort tot. Aber es ist mit Sicherheit schon ein paar Stunden her. Nach vorläufiger Einschätzung meinerseits gibt es keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden in Form von körperlicher Gewaltanwendung. Alles Weitere …“

      „Ja“, sagte der Kommissar, „ich weiß. Alles Weitere nach der Obduktion.“

      Einer der Beamten mischte sich ein und sagte: „Vielleicht war der Señor so betrunken, dass er von selbst die Treppe hinunter gefallen ist.“

      „Das kann schon sein“, meinte der Kommissar, „dann war es ein Unfall. Vielleicht hat aber auch jemand nachgeholfen und dann wäre es Mord. Zuerst müssen wir die Ehefrau finden. Agente, rufen Sie alle Verwandten und Freunde der Familie an. Vielleicht haben wir ja Glück und sie ist dort irgendwo.“

      Und zu dem anderen Beamten sagte er: „Und Sie gehen dem Gerücht nach, was den Sohn aus der vorehelichen Beziehung betrifft.“

      Die Männer salutierten und traten ab.

      Und zu Rosa gewandt sagte er: „Danke für Ihre Hilfe, Señora. Sie können jetzt gehen. Aber halten Sie sich bitte weiterhin zu unserer Verfügung, falls wir noch Fragen haben sollten.“

      Quiz 1: Wie ist Senor Ramos zu Tode gekommen? War es...

      a) Selbstmord?

      b) Mord?

      c) ein Unfall?

      Kreuzen Sie jetzt bitte an!

      Erster Tag

      Kommissar Stefan Winner saß auf der Terrasse unter dem großen Gummibaum und blinzelte in die Sonne. Ja, so wollte er es: Kein Handy klingelte, kein Polizeifunk plärrte, kein Kollege nervte mit dummen Fragen und auch der Chef kam nicht vorbei um nach dem neusten Stand der Ermittlungen zu fragen.

      Er gab sich ganz diesem angenehmen Gefühl hin. Nur wenige Geräusche erreichten sein Ohr. Die Autos auf der Hauptstraße machten allerdings einen außergewöhnlichen Lärm. Während man in Deutschland an Flüsterasphalt arbeitete fuhr man hier auf Lanzarote zwischen Guatiza und Mala auf einer Straße, die so aussah, als habe man vergessen die obere feine Asphaltschicht aufzutragen. Aber das war für Winner kein echtes Problem. Die Hauptstraße, die zwischen Guatiza und Arriette durch Mala führte war weit entfernt und das Geräusch, das trotz Nordwind zu ihm herüberdrang, klang eher wie fernes Meeresrauschen. Etwas anderes waren die Hunde. Spanier schienen Hunde zu lieben. Fast jedes Haus hatte einen oder zwei, meist so kleine Kläffer und oft eigenartige Promenadenmischungen. Irgendwo im Ort kläffte immer ein Hund, dachte Winner, daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

      Während Winner seinen heißen Kaffee schlürfte dachte er darüber nach, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass er jetzt hier saß. Litt er unter einem Burn-out? War es die Midlife-Crisis oder war er schlicht und ergreifend nur überarbeitet gewesen, dass ihm der letzte Fall so entglitten war? Drei ungeklärte Fälle lagen auf seinem Schreibtisch und vom vierten hatte sein Chef ihn abgezogen, weil alles schiefgelaufen war, was nur hatte schieflaufen können.

      Der Polizeiarzt hatte ihm geraten mal Urlaub zu machen. „Bis zu Ihrer Pensionierung müssen Sie schon noch ein paar Jahre durchhalten“, hatte er gesagt. Und sein Hausarzt hatte ergänzt „Am besten, Sie fliegen irgendwo hin, wo Sie keiner kennt und keiner weiß, wo Sie wohnen. Und lassen Sie ja Ihr Handy daheim. Sonst rufen garantiert ihre Kollegen dauernd an und wollen irgendetwas wissen.“

      Wie soll das denn gehen hatte er sich gefragt. Spätestens bei der Passkontrolle am Flughafen würde er erkannt werden. Und wenn er unter seinem Namen ein Hotelzimmer buchte, dann wäre sein Aufenthalt durch seine Kollegen leicht auszumachen. Darum fasste er einen verrückten Plan: Er hatte vor kurzem einen Ganoven verhaftet, eigentlich war es nur ein kleiner Fisch. Er war als Strohmann für einen schwerreichen Kunstliebhaber aufgetreten und hatte alle möglichen Antiquitäten aufgekauft, vor allem alte Bilder und Gemälde. Sie hatten ihn schon lange in Verdacht gehabt, bei der Gelegenheit Geld zu waschen, aber sie hatten ihm nichts nachweisen können. Doch dann war er aufgeflogen, weil er bei einer Auktion für eine altes Gemälde eine größere Summe in bar bezahlt hatte. Bei der Überprüfung der Scheine durch die Beamten des Betrugsdezernats hatte sich herausgestellt, dass einige Scheine gefälscht waren, also Blüten. Die waren zwar gut gemacht, aber trotzdem entdeckt worden. Bei seiner Festnahme und der anschließenden Hausdurchsuchung hatte man außer weiterem Falschgeld auch noch drei gefälschte Personalausweise auf die Namen Ronny Berg, Dominik Krause und Sebastian Sommer gefunden. Auch diese Fälschungen waren gut gemacht und kaum zu erkennen. Die Kollegen hatten schon gescherzt und gesagt: „Winner, das könnte glatt dein Bruder sein, aber eben ohne Bart. Und das Alter kommt auch hin. Lass dir deinen Bart abnehmen und dann hast du drei neue Identitäten.“

      Daran hatte er sich erinnert als er über seine „Flucht“ nachdachte. Und er hatte entschieden, sich nicht den Bart abnehmen zu lassen. Gerade der Bart konnte noch ein paar Unterschiede vertuschen. Er hatte sich für den Ausweis mit dem Namen Sebastian Sommer entschieden, weil der seiner Meinung nach noch in keiner Fahndung aufgetaucht war.

      Hauptkommissar Winner war vor Jahren in der Schulung junger Kollegen eingesetzt worden. Dieser Tatsache hatte er den Spitznamen „Falke“ zu verdanken, da er in seinen Vorlesungen gerne Falken als Beispiele benutzte.

      „Sie müssen wie ein Falke sein“, sagte er z. B. „hoch über den Dingen schweben, dabei immer das Ganze sehen, mit scharfen Augen alles genau beobachten, jede, und sei

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