Frau mit rotem Hut. Erich Hübener

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Frau mit rotem Hut - Erich Hübener

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mich, weil ich dann wieder mal Polnisch reden kann.“

      „Und Ihr Mann?“

      „Na, ja, nach zehn Jahren Ehe kann er so viel Polnisch, dass er zumindest versteht, worüber wir uns unterhalten. Nur mit dem Reden tut er sich immer noch schwer.“

      Sie reichte Winner die Speisekarte und ging. Winner blickte hinein, fragte aber, als die Frau den Wein und das Wasser brachte: „Was können Sie mir denn empfehlen?“

      „Alles“, antwortete sie spontan, „es schmeckt alles gut, denn mein Mann kocht selbst. Und er hat früher Koch gelernt.“

      „Gib es denn eine Spezialität auf dieser Insel?“

      „Ja“, sagte sie, „Conejo en salmorejo, gebeiztes Kaninchen mit papas arrugadas. Das sind kleine Kartoffeln in Salzkruste. Und dazu vielleicht einen frischen Salat?“

      „Das hört sich gut an“, stellte Winner fest, „also bitte.“

      Erst jetzt hatte Winner Gelegenheit, den Gastraum näher zu betrachten. Nomen est Omen, dachte er, als er sich umgesehen hatte. Überall tauchte das Motiv des Hauses auf: Don Quijote auf seinem Pferd und daneben sein Diener Sancho Panza auf dem Esel. Im Hintergrund sah man Windmühlen, gegen deren Flügel Don Quijote gekämpft haben soll.

      Das Essen war hervorragend und der Hauswein passte sehr gut dazu. Zum Nachtisch brachte die Wirtin ein Schälchen Gofio. „Das ist auch eine Spezialität auf Lanzarote“, sagte sie, „es wird aus geröstetem gemahlenem Mais hergestellt. Früher war Gofio das Essen der kleinen Leute, der Bauern und Fischer. Es wird als Süßspeise oder als salziger Teig hergestellt. Gofio ist sehr nahrhaft. Heute noch mischen die Mütter auf Lanzarote das Pulver in den Babybrei. Das ist sehr gesund.“

      Es war dunkel geworden als Winner sich auf den Heimweg machte. An der Straße, die zu seiner Wohnung führte, standen ein paar Laternen, die den Weg spärlich beleuchteten. Als er die Haustür aufschloss bellte der Hund des Nachbarn zur Linken. Und Winner meinte, dass sich daraufhin die Gardine an einem der Fenster bewegt hätte. Aber vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet. Er hatte anscheinend ein Problem: Einmal Bulle, immer Bulle.

      Er schlief in der ersten Nacht – entgegen aller Gewohnheiten – in seinem neuen Bett tief und fest. Es war ruhig im Ort und der Wein hatte sicher mit dazu beigetragen, dass er schon bald in einen tiefen Schlaf fiel. Darum hörte er auch nicht den Motor der schwarzen Limousine, die gegen Mitternacht langsam und ohne Beleuchtung an seinem Haus vorbeifuhr, wendete, einen Moment verharrte und dann so leise, wie sie gekommen war wieder verschwand.

      Der Boss (1)

      Irgendwo in Deutschland klingelte ein Telefon. Eine verschlafene Männerstimme sagte: „Ja!“

      „Boss, wir haben ein Problem.“

      „Was ist los?“

      „Sebastian Sommer ist hier auf Lanzarote.“

      „Quatsch!“

      Die Leitung wurde unterbrochen, so als ob jemand die Hand über die Sprechmuschel hält. Im Hintergrund hörte man Stimmen. Dann war der Boss wieder da.

      „Hab ich doch gesagt: Quatsch! Die Bullen haben ihn doch schon vor zwei Wochen geschnappt und seitdem sitzt er hier bei uns im Knast.“

      „Aber unser Mann vom Flughafen hat uns den Tipp gegeben. Die Bullen haben ihn auch schon in die Mangel genommen, aber sie mussten ihn wieder laufen lassen, weil sie bei ihm nichts gefunden haben.“

      Pause. Dann fragte der Boss: „Wie sieht er denn aus?“

      „Na, genau wie Sebastian Sommer – das heißt nicht ganz.“

      „Was heißt nicht ganz? Rede schon, du Idiot. Was stimmt nicht?“

      „Er hat einen Bart.“

      „Schnäuzer oder Vollbart?“

      „Vollbart, Boss.“

      „Einen Bart kann man sich ankleben.“

      „Aber nein, Boss, der ist echt. Die Bullen haben es doch auch überprüft.“

      „Einen Bart kann man sich auch wachsen lassen.“

      „Ja, Boss, aber dieser Bart ist mindestens ein paar Monate alt.“

      Pause. Der Boss schien verunsichert.

      „Was macht der Typ?“, fragte er.

      „Er hat angegeben, dass er hier Urlaub machen will. Er wohnt in Mala, im Haus vom Holländer.“

      „Ach du Scheiße, auch das noch.“

      „Was sollen wir machen, Boss?“

      „Passt auf ihn auf und stellt fest, was er vorhat. Und dann erschreckt ihn ein bisschen, vielleicht verzieht er sich dann ja wieder. Einen Schnüffler können wir im Moment nämlich gar nicht gebrauchen.“

      „Ist gut, Boss, wird gemacht.“

      „Und sagt mir Bescheid, sobald sich etwas tut, klar! Und stellt euch nicht so dämlich an, dass er euch bemerkt.“

      „Okay, Boss. Ende und aus.“

      Zweiter Tag

      Kommissar Winner wurde am nächsten Morgen vom Bellen des Nachbarhundes geweckt. „Ist ja gut!“, sagt er mehr zu sich selbst als zu dem Hund. Der hätte ihn wahrscheinlich sowieso nicht verstanden, oder? Er fragte sich, ob man mit einem Hund, der in Spanien lebt, eigentlich Spanisch reden müsse. Aber wie auch immer, der Hund nervte ihn. Winner war eigentlich ein Frühaufsteher, aber den Zeitpunkt wann es früh war, den wollte er wenigsten hier selbst festlegen können.

      Als Winner aus dem Fenster blickte sah er ihn: Es war so ein kleiner weißer Wirbelwind, der so aussah, als sei er gerade der „Cäsar- Hundefutterwerbung“ entsprungen. Darum beschloss Winner ihn „Cäsar“ zu nennen. Das Nachbarhaus war zwar einige Meter entfernt, aber trotzdem schien Cäsar Winners Terrasse als sein Revier zu betrachten, denn sobald Winner sie betrat, bellte der Hund. Dabei war das Bellen nicht bösartig. Es war eher ein kurzes warnendes Gekläff, so als ob er sagen wollte: Nimm dich in acht! Ich sehe alles, was du machst.

      Es war schon angenehm warm und Winner beschloss deshalb auf der Terrasse zu frühstücken. Cäsar schien es im Augenblick zu akzeptieren, dass der Nachbar sich auf seiner Terrasse niedergelassen hatte. Er lag drüben auf seinem Stammplatz unter dem Fenster und tat so, als ob er schlief. Aber Winner war sich sicher, dass er von ihm beobachtet wurde.

      Beim ersten Schluck Kaffee erschreckte ihn ein durchdringender Schrei so sehr, dass er sich am heißen Kaffee den Mund verbrannte. Cäsar war auch sofort aufgesprungen und bellte heftig. Es war kein menschlicher Schrei gewesen. Soviel meinte Winner erkannt zu haben. Es könnte eher der Schrei eines Raubvogels gewesen sein, eines Falken zum Beispiel.

      Winner schaute sich vorsichtig um, konnte zunächst aber nichts erkennen. Als der Schrei wieder ertönte, schaute Winner in die Richtung, aus der der Schrei gekommen

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