Top Angebot - Schnell zugreifen. Marlin Schenk

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„Herrje!“ Lotte knallte die Tür zu und ging wieder in den Laden, wo sie die Kundschaft schonend darauf vorbereitete, dass es heute keine Französischen Weißbrote mehr geben würde.

       Rainer hob gelassen die Schultern. Dann nahm er den letzten Korb und trug ihn zum Wagen. Er startete seine Samstagstour, um Menschen, die etwas außerhalb der Stadt wohnten, mit Brot und Kuchen fürs Wochenende zu beliefern.

       Als er von der Auslieferungsfahrt zurückkam, saßen bereits alle am Mittagstisch und warteten auf ihn. Rainer setzte sich hinzu. „Eins, zwei, drei, vier Teller“, zählte er. „Isst Jockel heute nicht mit uns?“

       Annette reagierte nicht.

       Lotte warf ihm einen bösen Blick zu und begann, die Speisen auf die Teller zu verteilen.

       Annette bekam einen Klumpen Kartoffelkuchen mit Speck hingeflatscht. Bei der zweiten Schippe hielt sie die Hände drüber. „Mir nicht so viel.“

       Karsten freute sich über das wohlgemeinte Stichwort, das der Vater ihm bezüglich Jockel gegeben hatte. Mit einem hinweisenden Blick auf Annettes Teller meinte er: „Dabei könnten wir ihn locker durchfüttern.“

       „Ach ja?“ sagte Rainer.

       Karsten nickte heftig. „Ja. Annette isst ja nicht mehr so viel, weil sie sonst zu fett wird.“

       Annette fixierte Karsten, der ihr gegenübersaß, mit verfinstertem Blick. „Halts Maul, du frecher Zwerg.“

       „Wenn ich ein Zwerg bin, dann bist du...“

       „Sag’s nicht, Brüderchen, sonst lernst du meine Handschrift kennen.“

       „Wollt ihr euch wohl vertragen?“ schob Lotte dazwischen.

       Sie gehorchten und Annette widmete sich wieder ihrem spartanisch gefüllten Teller.

       Karsten schob eine Ladung ein, kaute, bückte sich dann und schaute unter dem Tisch hindurch auf seine Schwester, die ihm genau gegenüber saß.

       „Was treibst du denn da unten?“ fragte Rainer.

       Karsten kam wieder hoch. „Von da unten kann man es genau erkennen.“

       „Was denn?“ fragte Rainer.

       „Annettes Wampe. Wenn sie sitzt, drückt sich die Schwarte über den Gürtel.“

       Annette warf die Gabel hin. „Das muss ich mir nicht gefallen lassen“, schrie sie.

       „Nun lass sie doch auch in Ruhe“, wetterte Lotte.

       „Ich bin ja sowieso gleich fertig“, sagte Karsten. „Dann gehe ich wieder zu Walter. Darf ich?“

       Lotte nickte. „Von mir aus. Und du, Annette?“

       „Ich gehe mit Jockel zur Probe. Die machen echt tolle Musik.“

       „Tolle Musik“, echote Rainer. „Wie heißt denn seine Band überhaupt?“

       Annette stocherte auf ihrem Teller herum.

       „Weißt du’s nicht, Töchterlein, oder willst du es mir nicht sagen?“

       Sie schwieg.

       „Gut, dann sag ich es“, warf Karsten ein.

       „Halt dich da raus, Zwerg“, zischte Annette.

       „Black Hangmen“, johlte Karsten. „Das heißt auf Deutsch...“

       Annette ballte die Faust. „Ich hau dir eine Acht in die Zahnspange.“

       „...Schwarze Henker. Aua. Sie hat mich getreten, Papi.“

       Rainer ließ das Werkzeug ruhen und schaute Annette an. „So, dein Freund ist also ein schwarzer Henker? Genauso sieht er auch aus.“

       Annette sprang vom Tisch auf. „Ihr seid gemein. Was hat er euch denn getan? Dir hat er in Mathe geholfen, Karsten. Ist das jetzt der Dank dafür, dass du ihm so in den Rücken fällst?“

       Daran hatte Karsten nicht gedacht. Beschämt blickte er zu Boden und murmelte eine Entschuldigung. Einen kurzen Moment später sprang er auf. „Ich gehe zu Walter“, sagte er und weg war er.

       Lotte hatte geschwiegen und Rainer sah es an der Zeit, das Thema zu wechseln. Er wählte ein belangloses Sachgebiet wie zum Beispiel: „Was machen wir heute Nachmittag, Liebling?“

       Lotte schob ihren Teller beiseite und schaute Rainer an, antwortete aber nicht.

       „Bist du muffig?“ fragte Rainer. „Ich hab doch gar nichts gesagt. Karsten hat das Thema ans Licht geholt.“

       „Was dir aber offenbar ganz recht war“, sagte Annette. „Auf diese Weise konntest du wieder einmal über ihn herziehen und obendrein die Schuld jetzt an Karsten abgeben.“

       Rainer schwieg eine Weile und kratzte mit der Gabel auf seinem leeren Teller herum. Irgendwann hob der den Kopf und sagte: „Sollen wir nicht mal durch die Altstadt bummeln? Samstags nachmittags ist es dort immer so gemütlich.“

       Lotte nickte.

       „Super“, sagte Rainer. „Dabei könnten wir vielleicht einmal - na ja - die Augen ein bisschen offenhalten. Oder?“

       „Nach einem Fachwerkhaus?“

       „Zum Beispiel.“

       „Wenn es dir Spaß macht“, sagte Lotte.

       Die Türglocken bimmelten. Lotte wollte schon aufstehen und in den Laden gehen, als die Küchentür aufging und Jockel hereinkam. „Hai“, sagte er kurz.

       „Willst du etwas kaufen, oder warum kommst du durch den Laden?“ fragte Rainer lauernd.

       „Hey, right, man. Das hatten wir ja ausgemacht“, sagte der junge Mann. „Na, dann spendier ich euch zum Kaffee eine Torte. Du hast doch hoffentlich noch eine übrig.“ Er griff in die Taschen seiner Lederhose und holte einen ramponierten Zwanziger heraus, den er glattstrich und auf den Tisch legte. „Enjoy it. Lasst es euch schmecken.“

       „Ist ja schon gut“, sagte Rainer. „So war das nicht gemeint.“

       „Ist okay, Mann. Futtert mal ‘ne gute Torte zum Kaffee. Kommst du, Annette?“

       Das Mädchen erhob sich und nahm Jockel in den Arm. „Tschüss, wir gehen“, sagte sie, und dann verschwanden beide mit wehenden Haaren (durch den Laden).

       Lotte betrachtete schmunzelnd ihren Mann. Er sah aus, als wolle er noch etwas sagen. Allein es blieb beim Wollen.

      *

      Sie stapften Arm in Arm durch die Altstadt. Die Geschäfte waren nun geschlossen (ja, so war das wirklich damals, da gab es noch so ein Ladenschlussgesetz!) und die Menschenmassen vom Vormittag hatten sich weitgehend auf die zur Verfügung stehenden Sitzgelegenheiten verteilt. Nur ein paar Touristen in knielangen Shorts, geblümten Hemden und Schirmkappen schleppten ihre Kameras durch die Altstadt.

       Hier schlichen auch Lotte und Rainer ziellos umher und ließen dabei ihr Interesse ein paar Schaufenstern zukommen. Sie

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