Die verbannte Braut. Cathy McAllister

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Die verbannte Braut - Cathy McAllister

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Abend!“, sagte Ronan in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.

      „Ja, Sir. Gewiss. Morgen Abend.“

      Als der Detektiv das Arbeitszimmer verlassen hatte, lehnte sich Ronan nachdenklich in seinem Sessel zurück. Er nahm das kleine Gemälde, welches auf seinem Schreibtisch stand, und betrachtete es eine Weile, ehe er es seufzend zurück an seinen Platz stellte. Es zeigte seinen jüngeren Bruder Jeremiah. Er war der Grund, warum Ronan hier in London war und nach dieser Henrietta Henderson suchen ließ. Jeremiah hatte sich in die junge Frau verliebt gehabt, doch diese hatte ihn, nachdem sie ihm über Monate Hoffnung gemacht hatte, offensichtlich fallen gelassen, wie eine heiße Kartoffel. Ronans sensibler Bruder hatte den Verlust nicht verkraftet und sich vom Dach des Chateaus der Familie in den Tod gestürzt. Das war vor vier Monaten gewesen.

      Ronan schenkte sich ein weiteres Glas Whisky ein, dann begab er sich zu dem Sessel, der vor dem Kamin stand, und machte es sich bequem. Seine Gedanken kreisten unermüdlich um diese Miss Henderson, die seinen Bruder so hochmütig hatte abblitzen lassen. Ronan kannte sie nicht, da er lange in Frankreich gewesen war und erst zurückgekehrt war, als ihn die Nachricht vom tragischen Tod seines Bruders erreicht hatte. Aber er konnte sie sich lebhaft vorstellen. Sicher war sie eine jener verzogenen und selbstsüchtigen Schönheiten der oberen Schicht. Er hasste diese verlogene Gesellschaft, weswegen er die letzten zwei Jahre in Frankreich zugebracht hatte, wo er ein Weingut besaß. Dort hatte er gewöhnliche Winzer als Freunde und umgab sich nur mit Leuten, die er mochte. Man kannte zwar seinen Stand in der Gesellschaft, jedoch behandelte man ihn auf seinen Wunsch hin, wie einen Mann ihresgleichen. Leider würde er irgendwann seinen Platz als Earl von Stoneborough einnehmen müssen. Aber im Moment hatte er ganz andere Sorgen. Er hatte dieser Miss Henderson eine Lektion zu verpassen, die sie so schnell nicht vergessen würde.

       Kapitel 2

      „Denkst du wirklich, dass es eine gute Idee ist?“, fragte Eve Ascott unsicher. Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut.

      „Natürlich ist es das!“, erwiderte Henrietta Henderson bestimmt und rollte die Augen. „Wir gleichen uns fast wie zwei Schwestern. Wir haben beide die gleiche Größe, dasselbe, blonde Haar und diese Leute haben mich seit drei Jahren nicht gesehen. Niemand wird auf die Idee kommen, anzuzweifeln, dass du Henrietta Henderson bist. Es ist ja nur für ein paar Stunden. – Bitte!“

      Henrietta setzte ihr süßes Gesicht auf, das schon so viele Leichtgläubige hinters Licht geführt hatte. Nicht so Eve, die ihre Cousine bestens kannte.

      „Du weißt, dass dein Gesicht bei mir nicht zieht!“, sagte Eve deshalb.

      „Komm schon! Sei nicht so ein elender Spielverderber!“, schmollte Henrietta. „Ich gebe dir auch mein grünes Kleid, welches dir so gut gefällt.“

      Eve seufzte. Sie war nicht so vermögend, wie ihre Cousine und ein weiteres Kleid, noch dazu dieses Kleid, welches ihr so gut gefiel, war schon eine Versuchung. Eine wirklich große Versuchung. Und gegen ihren Willen erwachte auch ein wenig Abenteuergeist in ihr. Nicht, dass sie sonst besonders abenteuerlustig wäre. Eigentlich war sie schon seit ihren Kindheitstagen die Vernünftige, während Henrietta immer was im Schilde zu führen schien.

      „Also gut“, gab Eve schließlich nach und ärgerte sich augenblicklich über sich selbst, als sie in das triumphierende Gesicht ihrer Cousine blickte. Ein Teil von ihr hasste es, dass Henrietta immer ihren Willen bekam. „Aber nur dieses eine Mal!“, fügte sie deswegen schnell hinzu, um den Triumph ihrer Cousine ein wenig abzudämpfen.

      „Aber ja doch! Danach werde ich dich nie wieder mit so einer Bitte behelligen!“, versicherte Henrietta.

      „Warum glaube ich dir das nicht?“, seufzte Eve.

      Henrietta zuckte mit den Schultern und setzte eine Unschuldsmiene auf. Das sah wirklich zu albern aus. Gegen ihren Willen musste Eve lachen und beide fingen an zu kichern. Sie konnten gar nicht mehr aufhören und hielten sich lachend die Bäuche.

      In diesem Moment ging die Tür auf und eine ältere Dame trat in den Salon. Es war Henriettas Großtante Caroline Hilmerton. Sie musterte Eve und Henrietta mit strengem Blick aus ihren halb blinden Augen und die beiden jungen Frauen verstummten abrupt.

      „Das ganze Haus bebt von eurem albernen Gelächter. Ihr benehmt euch wie die Stallgänse“, schimpfte die alte Dame.

      „Verzeiht, Tante Caro. Wir sind wirklich bedrückt, Euch verärgert zu haben“, beeilte sich Eve zu sagen und Henrietta nickte zustimmend.

      „Ich weiß nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe, für euch diese Saison die Anstandsdame zu spielen? Ich habe wahrlich nicht mehr die Nerven dafür.“

      „Wir sind doch ganz artig“, flötete Henrietta und lächelte honigsüß.

      „Dann benehmt euch jetzt bitte wie zwei wohlerzogene junge Damen und geht endlich schlafen. Ich selbst werde mich auch jetzt zur Ruhe begeben. Meine Migräne!“

      „Wir sind schon ruhig. Gute Nacht.“

      „Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen“, jammerte Eve, nachdem Tante Caro die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Bestimmt wird sie etwas merken. Sie mag ja halb blind sein, doch sie ist nicht dumm.“

      „Die?“, lachte Henrietta. „Die merkt gar nichts. Mach dir da mal keine Sorgen. Du darfst dich nur nicht verplappern. Und versuch, dich nicht so langweilig zu benehmen, dann merkt sie schon nichts.“

      „Aber ich kann mich nicht ...“

      „Papperlapapp!“, fiel Henrietta ihr ins Wort. „Du machst das schon. Du bist doch in allem gut, was du tust“, schmeichelte sie. „Und jetzt lass uns schlafen.“

      Seufzend zog Eve ihre Bettdecke höher und schloss die Augen. Ihr war die ganze Sache wirklich nicht ganz geheuer. Man hatte Henrietta zu einer Soirée eingeladen. Da Eve noch nicht in die Gesellschaft eingeführt worden war, war an sie keine Einladung ergangen. Henrietta hatte jedoch andere Pläne und hatte Eve darum gebeten, an ihrer Stelle zu der Soirée zu gehen und sich als Henrietta auszugeben. Eve hatte darauf verzichte, ihre Cousine zu fragen, was für andere Pläne sie hatte. Sie wusste, dass die Moral ihrer Cousine zu wünschen übrig ließ und wäre nicht erstaunt zu hören, dass Henrietta sich heimlich mit irgendeinem Galan traf.

      Doch wegen des Rollentauschs machte sich Eve wirklich Sorgen. Was, wenn ihre Verkleidung aufflog? Es stimmte zwar, dass Tante Caro sehr schlecht sah und wegen ihrer Migräne meisten wenig von dem mitbekam, was um sie herum geschah, doch ob sie auf ihre geplante Maskerade hereinfallen würde, bezweifelte Eve insgeheim.

      Eve konnte einfach nicht einschlafen. Henrietta hatte angefangen, zu schnarchen und sie wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Es dauerte lange, bis sie endlich doch in den Schlaf fiel.

      Die Kutsche hielt vor einem großen Haus mit einer breiten Treppe. Musik und Gelächter waren aus dem Haus zu hören und die Fenster der unteren Etage waren allesamt hell erleuchtet. Mit klopfendem Herzen stieg Eve nach Tante Caro aus der Kutsche. Tatsächlich schien die alte Dame bisher nichts davon bemerkt zu haben, dass nicht Henrietta, sondern Eve in dem kostbaren grünen Kleid steckte. Henriettas Zofe hatte Eve sogar die gleichen Locken mit einer Brennschere gemacht und sie leicht geschminkt.

      Sie folgte Tante Caro die Stufen hinauf zu der doppelflügeligen

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