Die verbannte Braut. Cathy McAllister

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Die verbannte Braut - Cathy McAllister

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Abend die Damen.“

      Tante Caro ignorierte den steifen Butler und rauschte an ihm vorbei in die Empfangshalle. Eve lächelte den Bediensteten zaghaft an und folgte der älteren Frau.

      Nachdem sie ihre Mäntel dem Butler übergeben hatten, führte ein weiterer Diener sie zum Salon, wo die Soirée stattfinden sollte. Es waren schon recht viele Gäste anwesend und Eve spürte, wie ihr das Herz in die Knie sank. Zum Glück war dies ihre erste Saison in London und so kannte sie niemanden hier.

      Eine Tatsache, die sich schneller ändern sollte, als ihr lieb war. Sie wurde so vielen Leuten vorgestellt, dass ihr schon nach kurzer Zeit der Kopf schwirrte von all den Namen und Gesichtern. Sie hoffte, dass der Abend schnell vorüberging. Je eher sie wieder zuhause und allein war, desto besser. Sie fand es überaus anstrengend, sich den ganzen Abend zu verstellen.

      „Meine liebe Henrietta, darf ich Euch einen der begehrtesten Junggesellen Englands vorstellen?“, flötete Olivia Prune, die Gastgeberin der Soirée. „Lord Stoneborough, dies ist Henrietta Henderson.“

      Eve blickte auf und ihr Blick fiel auf den Mann, der neben Mrs. Prune stand und ihr ein atemberaubendes Lächeln schenkte. Er hatte schwarze, recht kurz geschnittene Haare und ein markantes Gesicht mit einer leicht gebogenen Nase. Seine tiefbraunen Augen musterten sie unverhohlen.

      Er verbeugte sich, ohne den Blick von ihr zu wenden und hielt ihr seine Hand entgegen, um ihre zu umschließen, die sie ihm zögerlich entgegen hob. Ihr Herz schlug wie wild und ihr Mund war mit einem Mal ganz trocken. Sie war nie zuvor einem Mann begegnet, der so umwerfend aussah. Er war groß und breit gebaut. Eher wie ein Arbeiter, denn ein Gentleman. Sie könnte ihn sich auch gut als Kapitän eines Piratenschiffes vorstellen. Seine Ausstrahlung hatte auf jeden Fall eine äußerst beunruhigende Wirkung auf sie.

      „Miss Henderson. Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich habe schon so viel von Euch gehört.“

      Seine Stimme hatte einen rauchigen Klang, als hätte er zu viel Whisky getrunken. Eve lief ein Schauer über den Rücken. Sie fühlte sich zittrig.

      Als er ihre Hand küsste, hatte Eve das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl, gleich ohnmächtig zu Boden zu sinken. Wie mochten sich diese Lippen auf ihrem Mund anfühlen? Hatte er schon viele Frauen geküsst? Was für eine dumme Frage! Ein Mann wie er hatte sicher schon unzählige Frauen geküsst, und mehr als das. Männer wie er würden mehr von einer Frau erwarten, als nur einen Kuss. Allein der Gedanke daran ließ sie schwindelig werden.

      „Ganz … ganz meinerseits, MyLord“, brachte sie atemlos hervor.

      Lord Stoneborough hielt ihre Hand ein wenig länger, als schicklich war, ehe er sie langsam losließ. Der plötzliche Verlust der intimen Berührung durch seine große Hand verwirrte sie. Was war nur los mit ihr?

      „Da bist du ja“, riss die Stimme von Tante Caro sie aus ihren Überlegungen. „Wenn ich dich nicht an Deinem grünen Kleid erkennen würde, hätte ich dich gar nicht wiedergefunden, bei all den Leuten hier. Meine Augen werden auch immer schlechter“, klagte die alte Dame und seufzte. Dann blickte sie mit nach vorn geneigtem Kopf auf Lord Stoneborough. „Kenn ich Euch, Sir? Ihr müsst verzeihen, ich bin blind wie ein Maulwurf.“

      Lord Stoneborough verbeugte sich und nahm Tante Caros Hand entgegen, um sie zu küssen.

      „Lord Stoneborough. Euer Diener, Madam. Ich fürchte, wir hatten noch nicht das Vergnügen, einander zu begegnen.“

      „Lord Stoneborough, wie reizend. Ich habe von Euch gehört. Ihr seid im Ausland gewesen, ist das richtig?“

      „Das ist richtig, Madam. In Frankreich. Ich bin wegen des tragischen Todes meines Bruders zurückgekehrt.“

      „Ach, wie furchtbar“, sagte Tante Caro. „Das tut mir außerordentlich leid. Ich wollte Euch nicht an dieses tragische Ereignis erinnern.“

      „Grämt Euch nicht. Ich denke ohnehin ständig daran. – Aber ich bin gerade dabei, das Ganze zu verarbeiten.“

      „Ich weiß, wie schwer das ist. Ich habe erst letztes Jahr meinen Gatten verloren.“

      „Darf ich den Damen eine Erfrischung besorgen? Dann können wir uns über erfreulichere Dinge unterhalten“, sagte Lord Stoneborough.

      Eve fühlte sich mehr als unbehaglich. Zum einen machte dieser Lord Stoneborough sie ganz nervös, zum anderen hatte sie wegen ihrer Maskerade ein ganz schlechtes Gewissen. Hätte sie sich doch bloß nicht darauf eingelassen.

      „Er scheint viel netter zu sein, als sein Ruf“, stellte Tante Caro fest, nachdem Lord Stoneborough zum Erfrischungsstand gegangen war.

      „Was … was hat er den für einen Ruf?“, fragte Eve neugierig und noch immer von dem faszinierenden Mann schwer beeindruckt.

      „Er hat vor einigen Jahren einen Mann getötet“, erzählte Tante Caro in gedämpften Tonfall. „So sagt man jedenfalls. Es soll ein heimliches Duell gegeben haben. Man konnte ihm aber nichts nachweisen. Gerede gab es natürlich trotzdem. Zudem ist er ein Spieler und seine letzte Mätresse, Vicky Loraine, schwört, dass er der Teufel in Person ist. Ihrer Meinung nach hat er noch viel mehr Morde auf seinem Gewissen. Lord Stoneborough ist wegen der Skandale nach Frankreich gegangen. Am Tag seiner Abreise, oder sollte man es Flucht nennen?, hat ein Schneiderbursche Miss Loraine eine Lieferung bringen wollen. Er berichtete später, die ehemalige Mätresse des Lords sei ein furchtbarer Anblick gewesen. Grün und blau geschlagen und mit gebrochener Nase. Sie hat dazu niemals etwas gesagt, aber es schien eindeutig, wer dahinter gesteckt hatte.“

      Eve hatte Mühe, die beschriebenen Taten mit dem Mann in Verbindung zu bringen, der ihn so ein betörendes Lächeln geschenkt hatte.

      „Aber warum bist du dann so freundlich zu ihm gewesen?“, wollte Eve wissen.

      „Es ist nicht gut, ihm zu zeigen, dass man zu viel weiß“, flüsterte Tante Caro. „Entweder ist das alles gar nicht wahr, oder die Gerüchte stimmen. Aber wenn sie stimmen, dann kann es lebensgefährlich sein, sich Lord Stoneborough in den Weg zu stellen.“

       Kapitel 3

      Ronan begab sich zu dem langen Buffet, welches am anderen Ende des Raumes aufgebaut war. Diese Miss Henderson war eine glänzende Schauspielerin. Ganz die jungfräuliche Unschuld. Wenn er nicht genau wüsste, was für eine liederliche Person sie in Wirklichkeit war, hätte er ihr die gelungene Komödie sogar abgenommen. Kein Wunder, dass sein unerfahrener Bruder ihr in die Falle getappt war. Wie sehr musste es ihn zerbrochen haben, plötzlich ihr wahres Gesicht kennenzulernen. Groll kochte in ihm hoch und er ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Er musste sich zusammenreißen. Niemand hier sollte ihm seine innere Erregung ansehen. So öffnete er die Fäuste und setzte ein leichtes Lächeln auf. Ja, auch er war ein guter Schauspieler.

      „Was darf es sein, Sir?“, fragte das Mädchen am Erfrischungsstand mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen.

       Noch eine Schauspielerin hier.

      „Drei Glas Punsch bitte!“

      „Gerne, MyLord. – Hier bitte schön. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?“

      „Danke. Das ist auch schon alles“, antwortete Ronan höflich und schenkte dem Mädchen sein strahlendstes

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