Die verbannte Braut. Cathy McAllister
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Noch immer kannte sie den Grund für ihre Entführung nicht. Wenn er sie einfach nur schänden wollte, hätte er es längst getan. Sie hatte es ihm ja nun wahrlich nicht schwer gemacht. Nein! Es musste etwas anderes sein, was er im Schilde führte. Aber warum? Sie kannte ihn nicht. Hatte ihn auf dieser Soirée das erste Mal gesehen. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, ob er nicht vielleicht Henrietta gewollt hatte. Immerhin glaubte er anscheinend immer noch, sie wäre ihre Cousine. Natürlich! Warum war sie nicht gleich darauf gekommen. War Henrietta eine Geliebte von ihm? Nein! Unmöglich, dass er dann immer noch nicht gemerkt hätte, dass er die Falsche entführt hatte. Sie konnte mit ihrer Maskerade vielleicht ihre halb blinde Tante und Leute, die sie nicht kannten, hinters Licht führen, aber sicher keinen Mann wie Ronan. Es musste etwas anderes sein, was er mit ihr vorhatte.
Als sie am Abend an einem heruntergekommenen Gasthaus anhielten, brachte einer von Ronans Männern sie zu einer kleinen Kammer unter dem Dach des Hauses.
„Wo ist …?“
„Ihr schlaft hier“, unterbrach sie der Mann. „Ich wache vor Eurer Tür. Versucht keine Dummheiten!“
Verwirrt stand Eve in der Mitte der kleinen Kammer und starrte auf die verschlossene Tür, durch die Ronans Mann soeben verschwunden war. Was war das nun schon wieder? Sollte das bedeuten, dass sie hier in dieser Kammer allein schlafen würde? Entgegen aller Vernunft gefiel ihr der Gedanke überhaupt nicht. Sie hatte Ronan schon seit dem Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Warum nur mied er sie plötzlich? Langsam wurde die ganze Sache immer merkwürdiger. Dabei hatte sie sich erhofft, mit ihm darüber reden zu können, dass er sie offensichtlich verwechselt hatte. Sie war sich sicher, dass er sie freilassen würde, wenn er erst merkte, dass er die Falsche entführt hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie von irgendeinem Wert für ihn sein könnte. Ihre Eltern waren zwar gut situiert, doch bei weitem nicht so reich und angesehen, wie Henriettas Eltern. Immerhin war ihr Vater der Baron von Levisther.
Doch nun sah es so aus, dass sie vor dem Morgen nicht dazu kommen würde, mit ihrem Entführer zu reden. Wenn überhaupt.
Frustriert blickte sie aus dem Fenster auf die Straße hinab. Es war nur eine kleine Ortschaft und zu dieser Stunde waren nur noch wenige Leute unterwegs. Plötzlich hörte sie eine Frauenstimme und ein männliches Lachen, welches ihr verdammt bekannt vorkam. Dann sah sie Ronan um die Ecke schlendern, eine Blondine im Arm. Das Gewerbe der Dame war offensichtlich. Nicht nur wegen ihrer auffälligen Kleidung und dem dicken Make-up, dass sie trug, sondern auch an der unziemlichen Art, wie sie sich an Ronan schmiegte. Ein Stachel der Eifersucht bohrte sich tief in Eves Herz und sie schnappte empört nach Luft. Deswegen hatte er kein Interesse, mit ihr in einem Raum zu schlafen. Er wollte sich lieber mit einer Hure vergnügen. Dieser Bastard!
***
Ronan hatte sich nach seiner schönen Gefangenen verzehrt, seit er sie von der Soirée entführt hatte. Seine Lenden hatten ihm den ganzen Tag keine Ruhe gegeben. Auch jetzt, wo er schweißgebadet in dem schmalen Bett lag und an die Decke starrte, fühlte er sich nicht erleichtert. Die Hure war vor einigen Minuten aus seinem Zimmer verschwunden, zufrieden mit ihrer Bezahlung. Ronan hatte zwei Mal mit ihr geschlafen, doch es hatte sich irgendwie falsch angefühlt. Er war körperlich ausgelaugt und der schmerzliche Druck in seinen Lenden war fort, doch trotzdem wanderten seine Gedanken immer wieder zu seiner Gefangenen. Er konnte sich nicht erklären, warum er so auf sie reagierte. Er verachtete sie und doch konnte er kaum die Finger von ihr lassen, wenn er in ihrer Nähe war.
Verdammt! Reiß dich zusammen!
Was war nur an dieser Frau, dass erst sein Bruder, und nun er selbst ihr verfallen war? Und das, wider aller Vernunft und des Wissens um ihren wahren Charakter. Allein der Gedanke an ihre leidenschaftliche Reaktion auf seine Küsse und seine Berührungen ließ ihn schon wieder hart werden. Er ballte die Hände zu Fäusten. Was zur Hölle war nur los mit ihm? Gerade erst hatte er zwei Mal mit einer Frau geschlafen und sein Körper gab noch immer keine Ruhe? Dieses Frauenzimmer musste eine Hexe sein. Er hatte schon unzählige Frauen gehabt und nie hatte es eine Frau geschafft, ihn derart in den Bann zu ziehen, dass er nicht mehr Herr war über seinen Leib und seine Gedanken. Vielleicht würde es endlich aufhören, wenn er sie bestiegen hatte. Sobald er die Hochzeitsnacht vollzogen hatte, würde er sie auf seinen Landsitz verbannen und er würde das Weite suchen. Vergessen waren all die wunderbaren Rachepläne. Er wollte nur noch eines. Sie so schnell wie möglich aus seinem System bekommen.
Kapitel 6
Eve stöhnte. Sie lag in Ronans Armen und hatte die Augen geschlossen.
„Ich sterbe“, jammerte sie.
Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so elend gefühlt. Sobald sie dieses elende Schiff bestiegen hatten, war es auch schon losgegangen und sie hatte sich pausenlos übergeben müssen.
„So schnell stirbt es sich nicht“, sagte Ronan und strich ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. „Es ist nur eine kurze Überfahrt. Bald sind wir da.“
Eve würgte und Ronan half ihr, sich erneut in einen Eimer zu übergeben. Ihr Magen war bereits leer. Es war nur noch Magensäure, was sie ausspuckte und ihre Kehle brannte furchtbar.
„Besser?“
Eve schüttelte schwach den Kopf.
„Bald hast du es geschafft. Es ist nicht mehr weit.“
„Nein. Ich werde … sicher … vorher ster-ben.“
Es klopfte an die Tür der Kabine.
„Wir sind in Kürze da, Sir. Geht es der Lady besser?“, ertönte die Stimme des Kapitäns.
„Es geht schon. Vielen Dank!“, antwortete Ronan.
„Dann geh ich mal wieder an Deck. Wie gesagt, wir legen in etwa einer viertel Stunde an.“
Damit entfernte sich der Kapitän wieder und Eve warf Ronan einen bösen Blick zu.
„Wie könnt ... Ihr behaupten, … mir ginge … es gut?“
„Du hast doch gehört. Wir sind gleich da. Jetzt sei ein gutes Mädchen und reiß dich zusammen, ja? Eine viertel Stunde, dann hast du es überstanden.“
Sie waren den zweiten Tag in Frankreich unterwegs. Noch immer mied Ronan ihre Nähe, wo immer er konnte. Seit er sie auf der Überfahrt gepflegt hatte, hatte er sie nicht mehr berührt. Eve konnte sich über seine Motive keinen Reim machen. Die Kutsche schaukelte über die Landstraße. Eve dachte an ihre Familie. Sicher hatte man ihre Eltern bereits über ihr Verschwinden informiert. Sie würden sich große Sorgen machen. Vermutlich rechneten sie mit dem Schlimmsten. Würde sie ihre Familie