Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder. Wilma Burk
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„Schaut, wie ich fliegen kann!“, rief er den Magihexern zu, als sie in die Nähe der Höhlen kamen.
Doch die schauten nur flüchtig auf. Sie standen beieinander und blickten ins Tal hinunter, wo unzählige Koboldiner zum Lebensfluss strebten.
Was ist da los? Warum müssen so viele zur Erde?“, fragte Jojotu noch erstaunt, da spürte auch er, dass er dabei gebraucht wurde und sich mit den Koboldinern auf den Weg machen musste. Und zu ihm gesellten sich sogar noch Satano, der Quäler, Asgeida, der Ausgleichende, Ermano, der Ermahner, und Babahu, der Schabernack.
„So viele? Was ist das für eine Aufgabe, die uns auf der Erde erwartet?“, wunderte sich Babahu.
„Dann kommt! Je eher wir dort sind, umso eher wissen wir es“, erwiderte Satano und streckte sich zum Abflug. Die andern folgten ihm.
Nur Jojotu konnte sich nicht strecken. Broncho schrie: „Nein! Du darfst mich nicht wieder allein lassen!“ und klammerte sich an ihm fest.
„Ich muss! Es ist meine Aufgabe.“ Jojotu versuchte, sich von ihm zu lösen.
Zufido sah es und schwebte sofort heran. „Ich bleibe bei dir“, sprach er beruhigend auf Broncho ein und zog ihn weg von Jojotu.
„Du bist aber nicht Mama Jo.“ Broncho ließ Jojotu nicht los und wollte Zufido abwehren.
Doch der hielt ihn fest „Ich kann mit dir das Fliegen weiterüben. Wenn Jojotu das nächste Mal zurückkommt, fliegst du ihm vielleicht bereits wirklich entgegen“, lockte er ihn.
„Meinst du?“ Ein fragender Blick von Broncho zu Zufido genügte, dass sich Jojotu von ihm lösen und den andern folgen konnte auf dem Weg zur winterlichen Erde.
Als Broncho das sah, rief er weinend: „Warum nimmst du mich nicht mit?“, dabei drängte er sich bereits an Zufido.
Während alle ihnen nachsahen, überlegte Bemasus, der Bremser: „Das muss eine besonders schwere Aufgabe sein, wenn gleich so viele von uns zu Erde gerufen werden.“
„Das hat bestimmt etwas mit den Eisluchsen zu tun“, vermutete Atanus, der Antreiber.
„... und mit Tieren. Ist das richtig?“, fragte Maliputti, der für einen Moment vergaß, dass er sich in der Nähe von Broncho befand.
„Sicher wird es auch mit Tieren etwas zu tun haben. Dafür sind die Koboldiner ja zuständig?“, bestätigte Malipu. Dann rief er den davonschwebenden Magihexern nach: „Seid vorsichtig! Bleibt vom Eis der Flüsse und Seen weg!“
Der Winter auf der Erde war eine Zeit, in der es dort nicht ungefährlich für die Magihexer war. Schnee konnte ihnen zwar nichts anhaben, doch vor dem Eis der Flüsse und Seen mussten sie sich hüten. Damit durften sie nicht in Berührung kommen, sonst würden sie erstarren und auf der Erde verdampfen, wenn sie nicht rechtzeitig nach Magihexanien gebracht werden konnten. Das wusste aber jeder von ihnen, daran mussten sie nicht erinnert werden. Doch Malipu war stets erst froh, wenn seine Magihexer aus dem winterlichen Teil der Erde unbeschadet zurückkehrten.
Die Koboldiner und Magihexer erkannten bald, worum es bei dieser Aufgabe ging als sie auf eine schneebedeckte Landschaft zu flogen.
Viel zu viele Katzen
Am Rande einer Stadt gab es einen kleinen See, um den sich viele hübsche Gärten mit einzelnen Häusern drängten. Manche davon waren einfach, andere anspruchsvoll. Hier lebte eine alte Frau einsam und allein im kleinsten Haus einer Straße. Niemand sah nach ihr. Wer kannte noch ihren Namen? „Katzenmutter“ nannte man sie.
Jeden Nachmittag pünktlich um vier Uhr stand sie in ihrem Garten und rief: „Miez, Miez, Miez!“ Es war Futterzeit. Dann kamen sie von allen Seiten heran, die braunen, die schwarzen, die weißen und die gefleckten Katzen, sie sprangen über Zäune oder krochen darunter durch. Wie viele waren es? Wusste es die alte Frau noch?
Zuerst war es ein Nachbar gewesen, der ihr eine herrenlose Katze gebracht hatte, dann noch einer und noch einer. So wurden es immer mehr, bis die Nachbarn die umherstreunenden Katzen nur noch als Plage empfanden.
Da war wohl niemand mehr, der auf die alte Frau gut zu sprechen war, weder die Müllers noch die Meyers, auch nicht Frau Ludwig oder die Familie Becker, schon gar nicht der unmittelbare Nachbar, Herr Ritter „Die Alte ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf“, sagten sie und: „Man sollte ihr die vielen Katzen wegnehmen.“
Besonders Herr Ritter tat sich damit hervor, ihr anzudrohen, er werde jede Katze fangen und im Tierheim abgeben, die noch einmal in seinen Garten käme. Doch bisher hatte er es nicht getan.
Die Kinder in der Straße, die längst hörten, wie abfällig die Erwachsenen über sie sprachen, plärrten ihr bald hinterher: „Katzenhexe“. Es machte ihnen Spaß, sie zu ärgern. Besonders schlimm war es im Winter, wenn der kleine See zugefroren war, wenn Schnee lag, dann war das Haus der Katzenmutter und ihre Katzen ein willkommenes Ziel für Schneebälle. Die donnerten nur so gegen ihre Fensterscheiben. „Da drin ist alles voller Katzendreck!“, schrieen sie und: „Die Alte stinkt!“ Dabei hielten sie sich ihre Nasen zu. Der Schlimmste von allen war der Dennis Becker, gerade zehn Jahre alt. Er war bemüht, den andern Kindern der Straße mit neuen bösartigen Einfällen zu imponieren.
Die Nachbarn sagten nichts dazu, rügten die Kinder nicht einmal oder ermahnten sie. Sie wünschten und hofften, die Katzenmutter würde es bald leid sein und aus ihrer Straße wegziehen. „Sie stört“, sagten sie, „Sie passt nicht hierher.“
Längst lagen die Eisluchse, die böse Menschen erbeuten wollen, auf der Lauer. Bei so viel Missgunst mussten diese Menschen für sie doch zur leichten Beute werden. Nur noch ein paar Bösartigkeiten fehlten, dann könnte kein Magihexer mehr an sie herankommen und sie ihnen streitig machen. Am Ende ihres Lebens würden diese Menschen zu Eistropfen werden und sie könnten sie für alle Ewigkeit mitnehmen in ihr eisiges Reich am Nordpol.
Sie jubelten, als einer der Nachbarn, vielleicht Herr Müller oder Herr Meyer, Gift in seinem Garten auslegte. Sofort rückte einer der Eisluchse dicht an ihn heran und rieb sich frohlockend die Pfoten.
Schon bald danach schleppte sich mühsam eine Katze mit Schaum vorm Maul zur Katzenmutter. Entsetzt wickelte sie das sich vor Schmerzen windende Tier in eine Decke, legte es auf ihren kleinen Handkarren, kratzte ihr Erspartes zusammen und lief so schnell sie konnte zum Tierarzt. Der aber konnte nicht mehr helfen, die Katze starb qualvoll.
Weinend, mit ihrem leeren Handkarren, lief die Katzenmutter nach Hause durch die Straße, in der die Nachbarn schweigend hinter den Fenstern standen.
Keiner fand ein Wort der Empörung oder des Bedauerns für sie. „Eine Katze weniger“, freute sich sogar einer.
Plopp, gleich saß ein Eisluchs bei ihm, wie bei dem, der das Gift ausgelegt hatte. Die andern warteten sprungbereit nur darauf, dass ein weiterer Nachbar einen bösen Wunsch äußerte. Nein, die Magihexer brauchten nicht erst zu kommen, bei diesen Menschen würden sie nichts mehr ausrichten können, dafür wollten die Eisluchse sorgen.
Doch noch ehe sie sich versahen, waren die Magihexer da und mit ihnen die Koboldiner. Die kümmerten sich sofort um die Katzen und sorgten dafür, dass keine mehr