Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder. Wilma Burk
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Babahu überlegte nicht lange. „Gut, dann lasst uns alles so machen, wie wir es besprochen haben. Ich kümmere mich jetzt um Dennis.“
„Pass auf, dass du mit dem Eis des Sees dabei nicht in Berührung kommst“, rief ihm Jojotu noch nach. Aber Babahu hörte es nicht mehr. Er war bereits aus dem Haus und in einen Nachbargarten zu Dennis geschwebt.
Der hatte hier gerade einen großen Schneemann gebaut. Noch musste sich der Eisluchs, der bei ihm war, in einiger Entfernung von ihm aufhalten, weil all seine böse Gedanken und Taten noch nicht dazu ausreichten, dass er näher an ihn heranrücken konnte. Zudem war er auch unaufmerksam, lauschte lieber, was nebenan im Haus der Katzenmutter geschah. So konnte Babahu leicht an ihm vorbei zu Dennis gelangen und ihm eingeben, zum See zu gehen, um von dort Schilf als Besen für seinen Schneemann zu holen.
Erst als es für ihn zu spät war, bemerkte der Eisluchs Babahu. Wütend drohte er mit seinem Eispickel und schlug mit seinem Schwanz auf, als wollte er ihm folgen. Aber er konnte ja Dennis nicht verlassen, so lachte Babahu nur höhnisch zurück und machte, dass er wegkam.
Am See traf er mit Satano zusammen. Lange brauchten sie nicht auf Dennis zu warten. Wie Babahu es ihm eingegeben hatte, näherte er sich dem See. In einiger Entfernung folgte ihm der Eisluchs und beobachtete misstrauisch die Magihexer. Babahu grinste und tat gelangweilt.
Dennis lief derweil am Ufer entlang. Er suchte sich die beste Stelle mit dem höchsten Schilf aus. Dann betrat er das Eis auf dem See. Vorsichtig ging er Schritt für Schritt immer tiefer in das Schilf hinein.
Satano mit seinem Dreizack schwebte über ihm. Der Eisluchs fluchte. Er konnte sich aber nicht mehr zwischen die Magihexer und Dennis drängen, die waren schon zu dicht bei ihm. Babahu frohlockte. Als Dennis sich weit genug vom Ufer entfernt hatte, glitt Satano hinunter und stieß seinen Dreizack vor den Füßen des Jungen in das Eis. Erst mit einem Knall, dann mit kräftigem Knirschen brach es unter ihm auseinander. Dennis schrie, griff wie wild um sich und fand keinen Halt. Stück um Stück brach das Eis weg. Er sank immer tiefer.
„Babahu, beeile dich!“, drängte Satano.
„Ja doch!“ So schnell es ging schleppte Babahu einen Balken heran, der für ihn fast zu schwer war. Mit einem Sprung wollte ihm der Eisluchs den Weg versperren. Zu spät! Babahu war schnell vorbei. Ungehindert glitt er zu dem Jungen und ließ den Balken fallen.
Sofort klammerte sich Dennis daran. „Hilfe!“, schrie er, „Hilfe!“ Doch niemand hörte ihn bei dem Lärm im Haus der Katzenmutter. Das eiskalte Wasser klebte seine Kleidung am Körper fest. Er fror entsetzlich. Krampfhaft umklammerte er den Balken, von dem er nicht wusste, woher er plötzlich gekommen war. Jeder Versuch, sich daran selbst herauszuziehen und zu befreien, misslang ihm. Er konnte nichts tun, als sich über Wasser zu halten. Bald waren ihm die Glieder so kalt, dass er sie kaum noch spürte. Die Hände drohten, ihm von dem Balken abzurutschen.
„Wo bleibt die Katzenmutter! Warum schickt Jojotu sie nicht?“ Satano glitt unruhig um Dennis herum.
Abwartend saß der Eisluchs im Schilf. Ihm wäre es recht, wenn Dennis ertrinken würde. Vielleicht reichten dessen böse Streiche bereits, um ihn danach zu einem grauen Eistropfen werden zu lassen, den er mitnehmen könnte in sein eisiges Reich. „Euer Plan geht wohl nicht auf?“, höhnte er.
„Mach dir keine Hoffnung! Du erbeutest Dennis nicht“, zischte Babahu wütend zurück.
Doch Satano mahnte ungeduldig: „Wir werden ihm heraushelfen müssen, wenn die Katzenmutter nicht bald kommt?“
Da knackten Zweige auf dem Weg zum See. Wie es ihr Jojotu eingegeben hatte, näherte sich die alte Frau, ohne selbst zu wissen, warum. Es hatte sie nur aus dem Haus getrieben, irgendwohin. Sie konnte es nicht mehr ertragen, ohnmächtig mit anzusehen, was mit ihren Lieblingen geschah. Sie hatte sich ihr Tuch umgelegt, es fest um die Schultern gezogen und war einfach hinausgegangen in die Kälte. Weinend hatte sie ihren Garten verlassen und kam nun zum kleinen See.
Zuerst erreichten sie die Hilferufe von Dennis in ihrem Kummer nicht. Aber dann – was war das? Die Stimme eines Kindes! Ihre Tränen versiegten. Suchend lief sie am Ufer entlang, nur von dem Wunsch beseelt, dem Kind zu helfen. Endlich entdeckte sie ihn, den hilflosen Jungen, gefangen zwischen dem Schilf im Eis, zitternd mit blauen Lippen. Sie erkannte, lange würde er sich nicht mehr über Wasser halten können. Sie hatte keine Zeit, Hilfe zu holen. Sie selbst musste versuchen, ihn zu retten, sie ganz allein. Suchend sah sie sich um, erblickte ein langes Brett, das Babahu dazu bereits hingelegt hatte, und überlegte nicht lange. Vorsichtig schob sie es auf das Eis, bis zu dem Balken, an dem sich Dennis festhielt. Langsam kroch sie darauf voran, ohne daran zu denken, dass auch sie in das Eis einbrechen könnte. Vor Anstrengung begannen ihr alle Glieder zu zittern. Sollte ihre Kraft nicht ausreichen? Sie verhielt einen Moment. „Pack das Brett! Zieh dich daran hoch!“, rief sie Dennis zu. Doch sie blickte nur in vor Angst geweitete Augen, sah ihn ein Stück vom Balken abrutschen und tiefer ins Eis sinken. Mühsam, mit ihren alten Gliedern flach auf dem Brett liegend, zog sie sich weiter vorwärts.
Jetzt war es Zeit für Babahu, ihr viel Kraft einzugeben. Geschwind glitt er dicht zu ihr heran. Tief musste er sich hinunterbeugen, um ihr dazu ins Ohr zu blasen. Beinahe hätte er dabei selbst das Eis berührt.
„Pass auf!“, rief entsetzt Satano.
Geschwind schwebte Babahu hoch.
Danach sahen beide gespannt zu, wie sich die Katzenmutter vorsichtig bis zum Ende des Brettes vorschob. „Gib mir deine Hand!“, forderte sie Dennis auf. Doch der starrte sie nur angstvoll an und ließ den Balken nicht los. Sie stöhnte und rückte ein Stück vor, über das Brett hinaus.
„Das geht nicht gut! Das schafft sie nie!“ Satano wollte vorschnellen, um ihr zu helfen.
„Warte!“, Babahu hielt ihn zurück.
Der Eisluchs lachte. „Passt nur auf, dass euch nicht beide ertrinken!“
„Darauf kannst du lange warten“, antwortete Babahu, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
„Wieso bist du so sicher?“ Satano fiel es schwer, ruhig zu bleiben.
„Ich habe ihr mehr Kraft eingeblasen, als sie jemals in jungen Jahren hatte“, versicherte Babahu.
„Trotzdem! Ich wünschte, wir hätten uns darauf nicht eingelassen“, meinte Satano.
„Da, schau! Du wirst bald anders denken. Jetzt hat sie ihn erreicht und kann ihn fassen. Sie wird es schaffen. Du wirst es sehen!“ Aufgeregt vor Spannung quoll Babahu hin und her.
Fest hatte die Katzenmutter Dennis gepackt. Mit ungeheurer Kraft musste sie ihn vom Balken lösen. Sofort klammerte er sich an sie und hätte sie beinahe hinuntergezogen. Mit letzter Anstrengung rutschte sie zurück und zog ihn dabei Stück für Stück heraus, bis er vor Kälte steif und zitternd auf dem Brett lag. Sie dachte dabei nicht darüber nach, woher sie die Kraft nahm. Sie war nur von dem Wunsch beseelt, Dennis, dieses Kind, vor dem Ertrinken zu bewahren, egal, was er ihr jemals angetan hatte.
Vorsichtig kroch sie zurück und zog ihn mit sich, bis sie das sichere Ufer erreicht hatte. Erschöpft verharrte sie einen Moment. „Du kannst mich jetzt loslassen und aufstehen“, forderte sie Dennis auf, der noch immer ihre Hand festhielt. Mühsam richtete sie sich auf und half ihm hoch. Vorsichtig führte sie ihn, der steif und zitternd kaum laufen konnte, in seiner triefenden und gefrierenden Kleidung, zurück, durch ihren Garten und in ihr Haus.
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