Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder. Wilma Burk

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Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder - Wilma Burk

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der wohligen Wärme des Hauses befand, begannen ihm die Knie zu schlottern und die Zähne zu klappern. Mit großen Augen sah er auf das Treiben der Männer, die in ihrem Eifer, auch noch die letzte Katze zu fangen, von Zimmer zu Zimmer jagten und ihn gar nicht wahrnahmen. Wie viele Katzen jammerten schon erbärmlich in den Säcken?

      Der Katzenmutter drehte sich ihr Herz um, sie konnte nicht hinsehen, aber was konnte sie dagegen tun, sie, die doch eigentlich schwach und alt war. Ohne auf irgendjemand weiter zu achten, zog sie dem Jungen die nassen Sachen vom Leib, nahm zwei Decken und wickelte ihn darin ein. Sie rubbelte ihm kurz Arme und Beine, ehe sie in die Küche ging, um Wasser für einen heißen Tee aufzusetzen. Dennis ließ alles mit sich geschehen. Die Glieder schmerzten ihm, sobald Wärme in seine Adern zurückkehrte. Bibbernd hockte er am Ofen.

      Plötzlich stand sein Vater in der Tür. Eine Katze, die er gefangen hatte, hielt er im Fell gepackt. Zutiefst erschrocken blickte er auf seinen Sohn. „Was ist mit dir geschehen? Hat dir die Alte etwas getan?“, fragte er drohend.

      „Nein, Papa“, wehrte Dennis ab.

      „Warum bist du hier? Wo sind deine Sachen? Weshalb bist du in Decken gehüllt?“ Fassungslos verharrte er an der Tür, noch immer die zappelnde Katze in der Hand.

      „Ich war am See ... bin ins Eis eingebrochen ... konnte nicht mehr heraus. Die Katzenmutter hat mich rausgeholt“, beichtete er und begann zu weinen.

      „Du warst am See und bist ins Eis eingebrochen?“

      „Ja! Fast schon untergegangen. Wenn sie nicht ...“

      „Die Alte hat dich gerettet? Ganz allein?“ Fassungslos ließ er die Katze fallen und weglaufen. „Wieso hat sie das getan?“ Unsicher sah er sich um, auf das Treiben der andern und hörte das jämmerliche Klagen der Tiere.

      „Ich hab wieder eine!“, rief einer der Nachbarn aus dem Nebenzimmer.

      Wortlos ließ der Vater die Katzenmutter an sich vorbeigehen.

      Die tat so, als wären er und die andern nicht da. Sie wurde gebraucht, das zählte für sie. Vorsichtig trug sie ein Glas mit Kräuterschnaps zu Dennis. „Hier trink das! Es wird dir helfen“, sagte sie und flößte es ihm ein.

      Dennis schluckte. Es brannte und biss ihm in der Kehle. Er schüttelte sich und holte tief Luft. Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Das Zittern ließ nach, während sie wieder unbeirrt, als wäre sie allein mit ihm, seine Glieder massierte.

      Nachdenklich blickte der Vater zu ihr, wie sie sich um seinen Sohn kümmerte, als gäbe es nichts Wichtigeres für sie, als hätte er ihr nie das Leben schwer gemacht. Dabei waren die Nachbarn und er gerade dabei, ihr das Liebste zu nehmen, was sie noch hatte: Herrenlose Katzen, die ihre Hilfe brauchten. Lästig war sie ihnen damit geworden, so, wie vielleicht jede dieser Katzen irgendeinem Menschen lästig geworden war und darum ausgesetzt wurde. Was taten sie ihr nur an? War das wirklich nötig? „Hört auf damit! Es ist genug!“, rief er den Nachbarn zu.

      Einer nach dem andern kam und fragte verwundert: „Warum?“ – „Was ist los?“

      Als sie erfahren hatten, was geschehen war, wollten sie es nicht glauben. „Was denn, den schweren Jungen soll sie ganz allein aus dem zugefrorenen See ...?“ Sie zweifelten es an.

      „Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber es ist so. Kommt, wir müssen die Katzen wieder aus den Säcken lassen. Es muss eine andere Lösung geben“, redete der Vater auf die Nachbarn ein.

      „Aber ...“, wollte Herr Ritter noch murrend einwenden. Doch er wurde überstimmt. Schon öffnete der Erste einen Sack. Die Katze schoss fauchend heraus und verkroch sich. Die Lieblingskatze der Katzenmutter lief gleich zu ihr und schmiegte sich dicht an sie.

      „Liebes, da bist du ja wieder“, sagte sie, hörte auf, Dennis die Glieder zu massieren, drückte die Katze an sich und streichelte sie liebevoll. Unsicher blickte sie zu den Männern hinüber, als würde sie erst jetzt begreifen, dass sie da waren. Doch sie sagte kein Wort zu ihnen, sondern wandte sich gleich wieder Dennis zu. „Das Wasser kocht bestimmt schon. Ich werde dir einen heißen Tee machen.“

      Dennis wurde rot - er konnte wieder rot werden. Nun schämte er sich bei ihrer Fürsorge für all die Streiche, die er ihr jemals angetan hatte.

      Auch der Vater bedankte sich verlegen. „Das ist nicht nötig. Ich werde Dennis jetzt nach Hause zu seiner Mutter bringen“, sagte er.

      „Und was wird mit den viel zu vielen Katzen?“, fragte Herr Ritter grollend, nachdem die Letzte frei gelassen war.

      „Das wird sich finden“, meinte einer.

      Bis auf Herrn Ritter war keiner mehr bereit, der Katzenmutter weh zu tun und ihr die Katzen mit Gewalt wegzunehmen. Mitleid für die alte Frau erfasste sie.

      Wütend schlugen die Eisluchse mit ihren Schwänzen auf den Boden. Einer nach dem andern musste von den Männern zurückweichen und auf Distanz zu ihnen gehen. Mitleid war das Letzte, was einer empfinden durfte, der ihnen gehörte. Nur dicht bei Herrn Ritter blieb noch einer.

      Asgeida überlegte nicht lange. Er erkannte seine Chance. Ehe ein Eisluchs einen Sprung nach vorn tun konnte, um ihn daran zu hindern, glitt er flink zum Nachbarn Meyer hin. Blitzschnell blies er ihm mit seiner Gedankenkraft ins Ohr, dass sie doch versuchen könnten, für etliche der Katzen ein neues Zuhause zu finden. Wütend schlug danach ein Eisluchs mit seiner Tatze nach ihm, als er zurückschweben wollte, und ihm dabei sehr nahe kam. Doch er traf ihn nicht. So sehr er auch fauchte und drohend seinen Eispickel schwang, flink glitt Asgeida an ihm vorbei.

      Der Nachbar Meyer aber schlug sich an die Stirn und sagte: „Warum sind wir darauf nicht schon längst gekommen?“

      „Worauf?“ Verständnislos sahen die andern ihn an.

      Herr Meyer beachtete sie nicht, sondern wandte sich gleich an die Katzenmutter. „Warum müssen es so viele Katzen sein, reicht es Ihnen nicht, wenn es weniger sind?“

      Verwundert blickte sie auf. „Ich habe mir die alle nicht ausgesucht. Soll ich sie verhungern lassen, wenn sie mir zulaufen? Oder wäre einem von Ihnen lieber gewesen, ich hätte die Katze nicht angenommen, die er mir gebracht hat?“, fragte sie und wischte sich die nun aufsteigenden Tränen aus den Augen.

      Erstaunt sah einer zum andern. Dieser oder jener schlug sogar die Augen nieder.

      Weinend saß die alte Frau vor ihnen.

      Hilflos blickte Dennis mit hochrotem Kopf aus seinen Decken. Auch ihm rollten Tränen über das Gesicht.

      Ein seltsames Schweigen erfüllte den Raum. Nur das Mauzen der verschreckten Katzen war zu hören, die sich eilig verkrochen, bis Herr Becker zur Katzenmutter ging und ihr die Hand auf die Schulter legte. „Es tut mir leid, was geschehen ist. Wir werden gemeinsam nach einer Lösung suchen“, sagte er.

      „... und eine finden“, rief Herr Meyer. Sofort unterbreitete er den Vorschlag – den Asgeida ihm eingegeben hatte - über eine Annonce in der Zeitung dafür zu sorgen, dass einige der Katzen ein neues Zuhause finden könnten.

      Dagegen hatte die Katzenmutter nichts einzuwenden, wenn es ihnen dort nur gutging. „Ich habe nie so viele Katzen gewollt“, sagte sie. „Nur zwei oder drei möchte ich behalten.“

      Das gestand man ihr gerne zu, wenn es nur nicht viel zu viele wären.

      Ja,

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