Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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zu mir selbst. Ich hatte nie einen solchen Ausweis verlangt, doch nun besaß ich einen. Ein Stück Plastik, was mich als Ehefrau von Alexander kennzeichnete. Nun gut, es hatte mich sehr erfreut, allerdings fehlte mir die dazugehörige Hochzeit. Als Frau hatte ich jahrelang davon geträumt und es war etwas wertvolles, was ich nun einfach so übergangen hatte. Allerdings hatte ich auch den Tod selbst übersprungen, doch während ich eine Hochzeit einfach nachholen könnte, würde ich den erneuten Tod mir auf keinen Fall wünschen. Viel zu verführerisch war ein unsterbliches Leben mit einem Mann und einer Familie, die ich so lieb gewonnen hatte. Und vielleicht bot sich ja noch die Gelegenheit die Traumhochzeit nachzuholen!?

      All die vergangenen Wochen liefen wie ein Film vor mir ab. Trotzdem kam es mir vor, als wenn alles nur an einem einzigen Tag passiert wäre. Ich hatte den Hang zur Zeit vollends verloren. Er glitt einem durch die Finger wie Sand, der sich stets seinen Weg suchte.

      Als ich mich streckte, um den oberen Bereich der Wand zu erreichen, tropfte es von der Farbrolle direkt in mein Gesicht. Wütend zitterte meine Hand und ich blähte meine Wangen verärgert auf. Meine Nerven waren bis zum Bersten gespannt. Ich musste mich enorm beherrschen nicht die Kontrolle zu verlieren. Steif wie ein Stock verharrte ich in den Position und rang nach Beherrschung. Bald würde diese Arbeit ein Ende haben und ich schwor mir, nie wieder einen Pinsel oder gar eine Farbrolle in die Hand zu nehmen. Beim nächsten Mal würde ich die Malermeister, die Alexander mir bereits zu Anfang vorgeschlagen hatte, einfach in Anspruch nehmen!

       Tropf!

      Danke, noch einmal! Allmählich hatte ich es satt! Schnell zog ich die Farbrolle wieder herunter, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. In einer Kurzschlussreaktion schmiss ich sie mit voller Wucht in den Farbtopf. Überlistet von meiner eigenen Kraft spritzte die Farbe wie eine Fontäne nach oben. An der Decke prallte der Strahl ab und platzte wie der Inhalt eines Wasserballons heraus. Ein kurzer Regenschauer grüner Flüssigkeit erfasste den Raum und legte sich über einfach alles, was sich ihm in den Weg stellte. Ein kleiner Teil fiel wieder in den Eimer zurück und wühlte die Farbe auf wie eine Meeresbrandung. In einer Woge schwappte das Grün heraus und verteilte sich voller Inbrunst über die Plastikplane. Das leise Knistern und Knirschen des Plastiks, weil die Masse sich ihren Weg suchte, brachte mich fast zur Weißglut.

      Wie ein begossener Pudel stand ich da und sah meine letzte Hoffnung einigermaßen gut aus dieser Sache heraus zukommen, an mir vorbei ziehen. Die imaginären Wurzeln gruben sich durch die Plastikplane in den Parkettboden und krallten sich fest. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder zu mir kam.

      ››AH!‹‹, kreischte ich wie eine Furie und sah mich einer allgegenwärtigen Sauerei konfrontiert, die meine blanke Zerstörungswut kitzelte. Alles, aber wirklich alles, war versaut. Meine bisherige Arbeit war so derartig befleckt, dass man sie nur noch abkratzen konnte. Die Decke, die nie gestrichen werden sollte, sah aus wie ein Schlachtfeld und selbst der schöne Meeresausblick durch die Fenster war von einer klebrigen Masse besetzt worden. Vorwurfsvoll schien mich das Grün aus allen Himmelsrichtungen zu mustern und regelrecht auszulachen. Das war jetzt zu viel! Meine Lider fielen über die Augen und formten kleine Schlitze. Das lodernde Feuer drohte die Haut zu verzehren. Wie Feuersteine gruben sie sich hervor und besetzten meine Augen. In dieser Sekunde glaubte ich, es noch niemals so intensiv zu spüren bekommen zu haben. Früher hatte ich die katzenhaften Vampirsaugen gehasst, mittlerweile waren sie zu einer Normalität mutiert. Sie unterstrichen jegliches Gefühl eines Vampirs und wenn man gerade so wie ich kurz vor der großen Explosion stand, glühten sie wie unbändiges Feuer.

      Doch es war nicht allein die Tatsache, dass ich zu dumm war eine Farbrolle halbwegs zu bedienen, sondern viel mehr die Enttäuschung. So gerne hätte ich dies mit Alex zusammen gemacht, aber ich hatte mal wieder nicht warten können. Viel zu groß war der Wunsch nach Veränderung in diesem Zimmer gewesen und nicht ein Gedanke hatte dem Vollmond gegolten, der mich bald wieder von ihm trennen sollte. Der bittere Geschmack von Traurigkeit packte mich wie ein Schlangenbiss ins Herz. Kalt wie ein Eiswürfel zog sich das Gift durch den Körper. Ich vermisste ihn. Allerdings wollte ich diesem Gefühl keinen Raum lassen. Der Seelenbiss drohte mich zu zerfressen; jedes Mal aufs Neue. Vor Monaten war mir das nie so bewusst geworden, viel zu aufgewühlt war mein Verstand gewesen, als dass er sich so etwas hingeben konnte. Jetzt jedoch, wo ich zur Ruhe gekommen war, lies er mich nicht mehr los und zeigte sich bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot.

      Traurig senkte ich den Blick und legte den Kopf schief. In diesem Bruchteil einer Sekunde wollte ich ihm vergeben; den kleinen Streit vergessen. Schließlich war ich dem Übermut Untertan geworden und das wo ich hätte mich nur in Geduld üben müssen. Übermorgen wäre auch noch ein Tag gewesen es gemeinsam mit ihm anzugehen. Meine erstarrten Muskeln wurden weich und mein Mund begann zu zittern, doch da …

       Tropf!

      … tropfte es erneut von der Decke auf mein Haar herunter. Prompt wischte die Farbe mein Verständnis fort und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Mein ganzer Körper erzitterte unter einem Kampf der Selbstbeherrschung. Ich musste mir ganz schnell Luft zum Atmen verschaffen, sonst würde ich platzen, da war ich mir ziemlich sicher.

      Der Boden vibrierte als ich mich wie ein stampfendes Nashorn zum Rundbalkon bewegte. Weit beugte ich mich vor und schrie so laut wie es meine Kehle ertragen konnte: ››Wenn du nach Hause kommst, kannst du was erleben!‹‹

      Mein Hals pochte, als sich die unerträgliche Wallung meiner Empfindung langsam lichtete.

      Die ersten Anzeichen der Dämmerung hatten eingesetzt und legten sich wie ein Decke über das Land. Ein helles Rot verschmolz mit dem Meer, was direkt vor dem großen Haus den Horizont einnahm. Die salzige Brise griff nach meinem Haar und spielte darin. Die letzten Möwen krähten dem Abend entgegen und suchten ihre Schlafplätze auf.

      Nur wenige Meter vom Gebäude erhoben sich die ersten Bäume des Waldes empor. Ich wusste genau, dass er irgendwo in ihnen umherstreifte. Schließlich war seine Verwandlung noch fern, denn die Nacht war noch nicht angebrochen.

      Mein Gemüt beruhigte sich ein wenig und die letzte Empörung wurde von einem tiefen, salzigen Atemzug davon gespült.

      Als ich meine Hände von dem Balkonsims nahm, zeigten sich meine anklagenden, grünen Fingerabdrücke auf dem Stein und meine Lippen wurden gewaltsam aufeinander gepresst. Schnell ging ich zurück in das Zimmer und erfasste das Schlachtfeld.

      Ich hatte gerade mal die Hälfte geschafft und legte den Kopf kritisch schief. Die unbearbeitete Seite war gesprenkelt und wirkte mehr wie Kinderzimmerwände. Nachdenklich wechselte ich Blicke zwischen ihnen und dem Farbtopf, der in seiner klebrigen Masse stand. Jetzt wo ich mich etwas gefangen hatte, sollte ich da nicht wieder weiter machen?

      Ich zuckte mit den Schultern. Sollte er doch den Rest machen, warum eigentlich immer ich? Begeistert über meine glorreiche Idee nickte ich und zog meinen Blaumann aus. Dabei fielen mir die vielen Kleckse und Farbtupfer auf meiner Haut auf. Ich musste ein schreckliches Bild abgeben und wollte dies schnellstens ändern. Die Unterwäsche nur mit einem langen T-Shirt bedeckt tänzelte ich über den Boden; schön um das Grün herum. An der Tür angekommen lauschte ich und sandte meine Schallwellen aus. Anscheinend war niemand da.

      Auf dem Flur suchte ich rasch das Bad auf und schloss die Tür ab. Das Zimmer beherbergte alles was ich brauchte. Eine Dusche, eine große Badewanne, einen großen Spiegel mit Schrank dahinter und ein Regal mit frischen Handtüchern. Neben der Dusche hingen zwei weiße Bademäntel für Alexander und mich. Seitdem ich hier eingezogen war, hatte ich dem Bad Leben eingehaucht und ein bisschen Dekoration in das eintönige Weiß gebracht. Eine Pflanze stand vor dem Fenster und auf einem hohen Ständer waren rote Kerzen postiert. Es war ein Ort der Geborgenheit.

      Im Spiegel guckte mich, ganz im Gegenteil zur Umgebung, ein grünes Monster an. Die blonden Haare verwüstet

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