Sally - Magierin wider Willen. Edgar Sigmanek
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Tränen standen in Sallys Augen. Wie sollte sie denn gegen eine böse Zauberin ankommen? Schon der Gedanke an den Zahnarzt trieb ihr Schweißperlen auf die Stirn und nun sollte sie gegen ein Wesen kämpfen, dass ihr weit überlegen war und sie wahrscheinlich mit einem Handstreich vernichten konnte.
Aber es war die einzige Hoffnung, wieder nach Hause zu gelangen. Somit willigte sie ein:
“Also gut, ich bin zwar keine große Magierin, wie ihr immer behauptet, aber ich will euch gerne bei eurem Kampf gegen Saldera helfen.”
Zufrieden nickte ihr Montanella zu.
“Wir sollten uns nun die weitere Vorgehensweise überlegen”, sagte sie. “Saldera schöpft ihre Kraft aus den Seelen derer, die sie verhext hat und in ihren dunklen Verliesen gefangen hält. Irgendwie müssen wir versuchen, diese Gefangenen zu befreien. Das Problem daran ist nur, dass sie die Anwesenheit von Elfen schon mehrere Meilen entfernt spürt. Hier bist du unsere Hoffung. Du hast schon einmal ihre Helfer überrascht, es sollte dir noch einmal gelingen. Mit deiner Hilfe können wir in den Palast kommen um die Seelen der Gefangenen zu befreien.”
Der Gedanke daran, in Salderas Schloss eindringen zu müssen, brachte Sallys Herz zum rasen. Ein dicker Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet und sie brachte kein Wort hervor. Die anderen sahen dies als Zustimmung.
“So sei es denn”, sprach Elmona. “Ziofotta wird dich bis zum Tal der verlorenen Seelen begleiten. Von da an wirst du auf dich allein gestellt sein. Ihr werdet noch heute aufbrechen.”
Elmona hatte mit so einer Bestimmtheit gesprochen, dass Sally gar nicht wagte, zu widersprechen. Die Ratsmitglieder erhoben sich und strömten der Ausgangstür zu. Nur Elmona und Montanella blieben zurück.
“Wir werden dich natürlich noch mit dem Notwendigsten ausstatten, aber helfen werden wir dir nicht können. Du hast ja erlebt, wie Saldera auf mich Jagd gemacht macht. Sie würde uns sehr schnell aufspüren und vernichten. Dann wäre alles umsonst gewesen.”
Sie verließ den Raum, um wenig später mit allerlei merkwürdigen Dingen wiederzukommen.
“Ich habe dir hier einige Sachen mitgebracht, die du sicher gut gebrauchen kannst.”
Elmona legte ein Sammelsurium von Dingen auf den runden Tisch.
“Da wäre zunächst einmal diese Schachtel. Gib gut auf sie Acht, denn sie versorgt dich ständig mit Essen. Solltest du sie verlieren, würdest du Gefahr laufen zu verhungern, denn es gibt eine Vielzahl von Pflanzen die giftig, den Essbaren aber täuschend ähnlich sind. Dann dieser Kristall, wenn du einmal nicht mehr weißt wo du bist, nimm ihn in deine rechte Hand, schließe die Augen und stell dir vor, er wäre ein Fenster, durch das du schaust. Du wirst dich dann selber aus einer Vogelperspektive sehen und den gewünschten Weg finden.
Als weiteres habe ich hier diese Garnrolle. So unscheinbar sie auch wirkt, sie besteht aus einem Material, das selbst mein lieber Drache nicht zerreißen könnte. Solltest du einmal etwas brauchen, um dich abzuseilen, benutze das Garn, es wird dir sicheren Halt geben.
Dann haben wir hier noch diese zwei Stäbe der Feuerpflanze. Reibst du sie aneinander, wird die Reibestelle glühend heiß und du kannst dir damit ein Feuer machen.
Und dann haben wir da noch diese kleine Holzpfeife. Pfeifst du hinein, wird es mein Drache hören und zu dir kommen. Der Ton ist für uns kaum hörbar, wird aber von Drachen über große Entfernungen hin wahrgenommen.”
Staunend betrachtete Sally die Sachen, die da vor ihr ausgebreitet lagen.
“Ich habe noch nie so wundersame Sachen gesehen”, antwortete Sally und nahm den Kristall in die Hand um ihn von allen Seiten zu betrachten. Er schillerte in allen Farben des Regenbogens und tief in seinem Innern glomm ein schwaches Fünkchen. Sally schloss die Hand um den Kristall und spürte eine leichte Wärme. Das Fünkchen schwoll an zu einem leichten Glimmen. Dann schloss Sally die Augen und konzentrierte sich auf den Stein. Das Glimmen verstärkte sich zu einem Leuchten und die Wärme in Ihrer Hand nahm spürbar zu. Erste Umrisse ließen sich erahnen. Erst Schatten, dann deutlicher werdend der Palast Elmonas. Das Licht im Innern des Kristalls begann zu pulsieren. Gleichzeitig veränderte sich das Bild vor Sallys innerem Auge. Der Palast wurde immer kleiner und sie bewegte sich in einem rasenden Tempo über Wiesen und Wälder hinweg, überquerte mühelos Schluchten und Berge, bis schließlich in der Ferne ein anderer Palast auftauchte. Es war ein großer Palast mit zwölf kleinen Türmen, die sechseckige spitze Dächer hatten und einem großen dreizehnten Turm in der Mitte des Palastes, auf dessen Dach sich ein riesiger Kristall befand, der ebenfalls in einem hellen Licht pulsierte.
Dann wurde der Blick auf einen Balkon frei, auf dem eine Person in schwarzem Umhang stand. Sie starrte Sally entgegen, die Hände in Richtung des großen Kristalls gerichtet. Sally war jetzt ganz dicht an der Person dran und starrte in hasserfüllte Augen. Plötzlich drangen Worte zu ihr durch, leise aber deutlich wahrnehmbar.
“Du hast dich gegen mich erhoben, dafür wirst du büßen! Ich werde dich zermalmen wie ein Gerstenkorn und deine Seele wird meine Kraft ins Unermessliche steigen lassen. Es gibt keinen Ort, an dem du dich verstecken kannst, ich werde dich überall finden. Reich mir deine Hand und ich werde deine Qualen verkürzen.”
Gehorsam streckte Sally langsam die Hände in Richtung der bösen Saldera aus.
Dann wurde sie wie in einer Achterbahn durchgerüttelt und öffnete erschrocken die Augen.
“Mach die Augen auf! Komm zurück! Du darfst ihr nicht gehorchen!”
Das Bild der Saldera war verschwunden und vor ihr stand Elmona und rüttelte sie an den Schultern.
“Das war knapp!”, sagte Elmona mit schreckgeweiteten Augen. “Ich glaubte schon, wir hätten dich verloren. Was ist nur passiert? Was hast du gesehen?”
“Ich habe erst deinen Palast aus großer Höhe gesehen und bin dann über die Ebene geflogen, über Wälder und Flüsse, bis ich schließlich zu einem großen Schloss kam. Dort hat eine schwarz gekleidete Person versucht, mich zu sich zu holen.”
“Aber das ist unmöglich! Das ist vorher noch nie jemandem gelungen. Noch nie ist es jemandem gelungen, mit Hilfe des Steines durch die Gegend zu reisen, geschweige denn die Gespräche anderer zu hören.”
Fassungslos starrte Elmona sie an.
“Aber sie hat ja gar nicht zu mir gesprochen. Ich meine, sie hat nicht wirklich ihren Mund bewegt, ich habe ihre Stimme direkt in mir gehört.”
“Dann musst du eine besondere Gabe haben, eine Gabe, die sonst niemand hier hat. Das macht es aber auch für dich besonders gefährlich. Du solltest die dir anvertrauten Gegenstände so wenig wie möglich benutzen. Augenscheinlich ziehst du die Aufmerksamkeit Salderas an, wenn du dich der Zauber bedienst.”
“Aber wenn sie mich überall ausfindig machen kann, wie soll ich mich ihr dann unbemerkt nähern?”
Resignierend ließ Sally die Schultern hängen, den Tränen nah.
“Ein Nachteil kann sich durchaus zum Vorteil wandeln, wenn man es versteht, richtig damit umzugehen” antwortete Elmona.
“Ich verstehe nicht, was du damit meinst”, sagte Sally immer noch zweifelnd,