Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange

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Die Faehlings - eine Lübecker Familie - Eckhard Lange

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Kilikien ertrunken, Herzog Heinrich verbannt. Das nutzte Graf Adolf von Holstein – der dritte dieses Namens – um vor Lubeke zu ziehen. Zwar hatte der Kaiser ihm die Vogtei übertragen und auch einen Teil der Einkünfte daraus, aber nun forderte er alles, wollte als Stadtherr anerkannt werden.

      Das wollte der Rat gerne verhindern, man fürchtete die eiserne Faust des Grafen. So vertrat Dietmar die Ansicht, sich an König Knut zu wenden, den dänischen Herrscher. Er lag im Streit mit Adolf, und vor allem – er gebot über die Städte und Länder rings um die Ostsee, mit denen man schließlich Handel treiben wollte. Dietmar stellte also den Antrag, Rat und Bürgerschaft mögen Knut die Stadtherrschaft antragen. Doch Jannes sprach dagegen: Hatte nicht Barbarossa erst kürzlich die kaiserlichen Privilegien in feierlicher Urkunde bestätigt, war nicht der römische Kaiser damit Stadtherr und Lubeke eine Stadt des Reiches? Und war man nicht dem Sohn und Nachfolger des Kaisers gemäß den Eiden Treue schuldig, so wie man einst zum Herzog gehalten hatte in schwerer Stunde? Noch war der neue Kaiser Heinrich im Süden beschäftigt, doch was würde geschehen, wenn er seine Macht gefestigt hätte? Und die Ratmänner folgten Jannes, nur wenige stimmten für Dietmars Vorschlag.

      Das alles lag nun ein volles Jahrzehnt zurück, und wieder sah die Welt ringsum anders aus: Der König der Dänen hatte Krieg geführt gegen Adolf, und der Graf war geschlagen, Knut hatte die Grafschaft Holstein unterworfen und seinem Reich ebenso einverleibt wie vorher schon die wendischen Fürstentümer von Mecklenburg bis Pommern, nannte sich gar „König der Wenden“. Einzig Lubeke war noch nicht in seinem Besitz, der die Stadt nun von allen Seiten umgab.

      Im August waren viele Kaufleute aufgebrochen, um wie jedes Jahr nach Schonen zu segeln. Dort erschienen die Heringsschwärme, um zu laichen, und die Fischer auf Schonen fingen Tag für Tag diesen Fisch, als Fastenspeise überall im Reich begehrt. Längst handelten die Lubeker nicht nur mit Luxuswaren, ihre Schiffe transportierten Faß um Faß das Lüneburger Salz gen Norden, um dort den Hering aufzukaufen und weiterzuverhandeln. So hatte die Gemeinschaft der Schonenfahrer im dänischen Skanör eine eigene Vitte, um vor Ort den Fisch auszunehmen und zu salzen.

      Das schien dem König eine günstige Gelegenheit, nun auch nach Lubeke zu greifen. Während sein Bruder Waldemar mit seinem Heer durch Holstein zog, ließ der König die lübischen Schiffe in Skanör beschlagnahmen und die Kaufleute und Schiffer in Haft nehmen. Mit diesem Faustpfand konnte er ruhig abwarten, wie man in Lubeke reagieren würde. Die Nachricht traf die eilig zusammengerufenen Ratmänner wie ein Schlag: Mochte es auch Unrecht sein, was die Dänen dort trieben, es gab niemand, der der Stadt beistehen würde, der Männer und Schiffe befreien könnte. Und Waldemars Heer marschierte weiter nach Süden.

      Wieder war es Dietmar, der den anderen vorschlug, sich freiwillig dem Dänen zu unterwerfen. Und diesmal widersprach niemand. Jeder der Kaufleute lebte vom Handel auf der Ostsee, aller Reichtum der Stadt beruhte darauf, ungehindert das Meer zu befahren und auf den Messen an seinen Küsten Waren zu kaufen und zu verkaufen. Und jetzt waren die See und ihre Küsten, waren alle Messeplätze in der Hand der Dänen, nur deren König könnte ihnen jetzt die Privilegien gewähren, die sie brauchten, könnte sie schützen und fördern. So beschloß der Rat einstimmig, Boten an Herzog Waldemar zu senden, der sein Heerlager bei Mölln aufgeschlagen hatte. Dietmar und Brun Wittentorp wurden gewählt, dem Herzog die ehrerbietigen Grüße der Stadt zu überbringen und seinem Bruder, dem König, die Stadtherrschaft anzutragen und ihn dorthin einzuladen, um sich huldigen zu lassen.

      *

      Margareta, Dietmars jüngste Schwester, hatte sich schon zweimal erfolgreich dagegen gewehrt, verheiratet zu werden. Sie hatte nicht nur die zierliche Gestalt ihrer Mutter, sondern auch deren festen Willen und deren Wissbegier geerbt. Alf, ihr Vater, hatte in der Tochter immer auch seine geliebte Duscha gesehen, und so hatte er nicht nur ihrem Willen nachgegeben, sondern auch ihre Wissbegier zu stillen versucht: Das Johanniskloster, das er so gefördert hatte und in dem er dann auch seine letzten Lebensjahre verbrachte, war nicht nur mit Mönchen besetzt. Schon kurz nach seiner Gründung war ihm ein Frauenkonvent angeschlossen worden, auch wenn manche in der Stadt es als unschicklich empfanden, dass die Brüder mit Nonnen hinter den gleichen Klostermauern wohnten, wenn auch natürlich in getrennten Klausuren. Die frommen Schwestern nun erteilten den Töchtern aus den angesehenen Familien auch Unterricht, und sobald die kleine Margareta das nötige Alter erricht hatte, gab sie der Vater den Nonnen in ihre Obhut, damit sie dort Lesen und Schreiben erlernte, ohne sie allerdings für das geistliche Leben zu bestimmen.

      So bekam das Mädchen nicht nur Stift und Wachstäfelchen, sondern bald auch Bücher in die Hand. Die Schwestern besaßen das Legendenbuch der Hrosvith von Gandersheim, und durch einen glücklichen Umstand sogar die „Causae et Curae“ der vor kurzem verstorbenen Magistra Hildegard, deren Visionen weithin berühmt waren. Abt Arnold hatte es aus Brunswik mitgebracht und den Nonnen überlassen, damit diese die Heilkunst für die Stadt ausüben konnten. Margareta lernte also Latein, um dieses Werk studieren zu können, und so mischte sich in ihrem vortrefflichen Gedächtnis all jene Erfahrung, die sie bei ihrer Großmutter Vesna gesammelt hatte, mit dem Wissen der Priörin von Rupertsberg.

      Das Mädchen hatte nicht nur die beiden ihr angetragenen Ehebündnisse abgewiesen, denn ihr schien alle körperliche Liebe unkeusch und sündig, sie drängte den Vater auch, sie endgültig im Kloster zu belassen, und als Alf Faehling dort als Laienbruder eintrat, legte auch seine Tochter die Profeß ab. Katharina und Dietmar waren in Vertretung des Vaters bei der feierlichen Messe anwesend, und auch wenn dem weltlich denkenden Kaufmann die klösterliche Welt fern war, so freute er sich doch für seine Schwester, denn nun konnte sie sich ganz dem Studium der Heilkunst widmen. „Sie ist ganz wie ihre Mutter,“ sagte er zu Katharina, „alles will sie ergründen, den vielen Geheimnissen nachspüren, die die Natur uns bietet.“ „Aber sie wird es nicht leicht haben,“ gab seine Frau zu bedenken, „ihr wacher Geist wird sich nicht gerne den strengen Regeln eines solchen Lebens unterwerfen.“ Doch Katharina sollte nicht Recht behalten: Ihre junge Schwägerin gab sich mit ernsthaftem Eifer all den Übungen und Gebeten hin, die die Regel des heiligen Benedikt verlangte, und bald übertrug man ihr das Amt der Novizenmeisterin.

      Das alles war inzwischen bereits sieben Jahre her. Dietmar hatte seine Schwester schon lange nicht mehr gesehen, Männer hatten keinen Zutritt zur Klausur. Nur einmal, als die älteste Tochter schwer krank darniederlag und Katharina sich keinen Rat mehr wusste, war es Margareta erlaubt worden, ans Krankenbett der Nichte zu eilen und ihr die nötige Medizin zu bringen. So konnte auch Dietmar, bei aller Sorge um die Tochter, doch zugleich seine Schwester noch einmal von ferne grüßen.

      Nun aber, während er sich zur Reise zu Herzog Waldemar rüstete, erreichte ihn eine andere Nachricht: Der Konvent der Nonnen von St.Johannis hatte, nach Zustimmung des Bischofs und auch von Abt Arnold, Margareta zur neuen Priörin gewählt. Und der Bruder war zum feierliche Hochamt geladen. So verschob er die Abreise um zwei Tage, Brun Wittentorp allerdings brach schon vorher auf, war der Bürgermeister doch hochbetagt und kränklich und plante deshalb, den beschwerlichen Ritt häufiger zu unterbrechen. Dietmar würde ihn also noch vor seiner Ankunft in Mölln einholen können.

      *

      Brun und Dietmar erreichten das dänische Heerlager und wurden zu Herzog Waldemar geführt, der sie höflich willkommen hieß. Brun bat ihn, seinem Bruder, dem König von Dänemark, den Gruß von Rat und Bürgerschaft der Stadt Lubeke zu überbringen und ihm die Herrschaft über diesen Ort anzutragen. Der Herzog lobte diesen weisen Beschluß und versprach, alsbald einen Boten zu König Knut zu senden. Über irgendwelche Privilegien wurde hier nicht verhandelt, einmal, weil dies Sache des Königs gewesen wäre, zum anderen, weil alle davon ausgingen, dass auch ein neuer Stadtherr das Bisherige bestätigen würde – schon aus eigenem Interesse. Auch von einer kaiserlichen Stadtherrschaft wurde nicht geredet – wer sollte sie auch ausüben, solange der Welfe Otto und der Staufer Rudolf um die Krone stritten.

      Als König Knut im folgenden Jahr feierlich in Lubeke einzog, war aus der Stadt des Reiches endgültig eine königliche Stadt geworden,

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