Tod auf den Gleisen. Elisa Scheer

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Tod auf den Gleisen - Elisa Scheer

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dachte kurz selbstzufrieden daran, dass sie bei 1,75 m nur sechzig Kilo auf die Waage brachte.

      Sollte man der Trautenwolf eine Diät empfehlen? Oder war das unverschämt?

      Auf dem Weg nach Hause sinnierte sie über die Frage und kam zu dem Ergebnis, dass ein Tipp leider wirklich unverschämt wäre. Sie würde sich ja auch für ungebetene Ratschläge herzlich bedanken – siehe Lichwitz.

      Was sollte sie heute Abend essen? Die Frage passte so gut zu ihren Gedanken über Diäten (für die Trautenwolf), dass sie an der Ecke Düsseldorfer und Rheinlandstraße richtig zusammenschrak, als jemand sie grüßte. Sie führte mit Vera Zeitz, ihrer Geographie-Fachbetreuerin, ein kurzes Gespräch über die Qualität der Supermärkte in der Gegend, über fair trade und Discounter (die Doro nicht leiden konnte) und verabschiedete sich dann mit den besten Wünschen für einen schönen Feierabend.

      Jetzt reichte es aber mit den Kollegen! Nichts wie nach Hause und ab aufs Sofa! Und sie würde einfach diesen Salat essen, den sie heute Mittag gekauft hatte. Morgen hatte sie ja einen langen Tag, also war jetzt Entspannung angesagt! Sie schaute auf die Uhr – oops, Viertel nach sechs? Sie wollte doch ins Kino, The Big Sleep anschauen.

      Nein, da drückte sie sich jetzt nicht. Außerdem brauchte man ja auch mal ein bisschen Spannung im Leben, und woher sollte die schon kommen, wenn nicht aus klassischen Kriminalfilmen? Im echten Leben passierte so etwas ja doch nicht. Den Salat konnte sie hinterher immer noch essen.

      Mittwoch, 17.10. 2012

      Immer noch müde betrat sie das Lehrerzimmer ziemlich knapp vor Unterrichtsbeginn.

      Der Kinofilm, der lange Dienstag mit der Exkursion, von der sie erst gegen acht Uhr abends nach Leisenberg zurückgekommen waren, das Geschichtsex (die erste Frage hatte sie schon durch – nicht ganz so gut, wie sie erwartet hatte, aber doch recht ordentlich)… heute Abend würde sie aber mal früh ins Bett gehen und so richtig ausschlafen!

      Hastig packte sie aus und ein und enteilte in die 9 d. Dort konnte sie, nachdem das Gejammer über ein gemeines! hundsgemeines!! echt ätzendes!!! Englisch-Ex abgeebbt war, mit dem Stoff weitermachen und fast alles erreichen, was sie sich als Ergebnis vorgenommen hatte. Beim Verlassen des Klassenzimmers stieß sie fast mit der Steinleitner zusammen, die aus der 9 c getreten war. „Oh, Entschuldigung!“

      „Aber bitte!“, begütigte die Steinleitner und strich sich ihren grauen Flanellrock glatt. Mitten in der Bewegung erstarrte sie aber: „Jetzt schauen Sie sich das mal an!“ Doro folgte ihrem Blick, sah aber nichts Aufregenderes als eine stark überschminkte Achtklässlerin im karierten Supermini kombiniert mit Bergstiefeln und einem Tanktop, für das es eigentlich schon zu kalt war.

      „Naja“, sagte Doro nachsichtig, „Geschmack ist eben noch Glücksache. Solange sie sich in diesem Fähnchen nicht erkältet… das Grässlichste sind ja wohl diese klobigen Stiefel. Fand ich in dem Alter aber auch ganz toll.“

      „Aber Sie verstehen nicht!“ Die Steinleitner sah Doro ehrlich entsetzt an. „Es geht doch nicht um bloße Ästhetik!“

      „Nein?“

      „Das ist doch gefährlich!“

      „Ach so, Sie meinen, das könnte irgendwelche Kerle auf falsche Gedanken bringen? Ja, das ist natürlich auch möglich“, musste Doro zugeben.

      „Die Mädchen wissen ja gar nicht, was sie da riskieren“, ereiferte sich die Steinleitner förmlich. „Sie geraten ganz schnell an die falschen Männer und in ein Milieu, aus dem sie nie mehr herausfinden.“

      „Ist das nicht ein bisschen extrem? Ich meine, nicht jeder Teenie, der sich etwas – hm – frivol kleidet, landet doch gleich auf dem Strich!“

      „Aber der erste Schritt ist getan. Die Schulleitung sieht das Problem nicht, ich habe ja schon einmal angeregt, eine Schuluniform oder doch wenigstens Mindeststandards einzuführen…“

      „Sie meinen, verbindliche Rocklängen, nie ärmellos und so ähnlich? Das klingt ja direkt nach den Vorgaben für Michelle Obama, erinnern Sie sich?“

      „Was? Nein – ja, vielleicht. Aber so etwas würde doch dem Schutz der Mädchen dienen! Ich verstehe Dr. Eisler wirklich nicht.“ Sie seufzte tief auf.

      „Ist es nicht gefährlicher, dass diese dummen Hühnchen alle ihre persönlichen Daten im Internet ausplaudern? Da sind die Pädophilen heutzutage wahrscheinlich viel eher auf der Pirsch“, wandte Doro ein.

      Die Steinleitner seufzte erneut. „Ja, vielleicht. Aber ein solcher Aufzug ist doch auch gefährlich! Es laufen so viele üble Typen da draußen herum…“

      Doro gab ihr Recht, war aber nicht wirklich überzeugt. Die Steinleitner hatte ja schon etwas Altjüngferliches… Angst vor Männern? Zu viel Blödsinn im Fernsehen gesehen? Es gab ja furchtbar reißerisches Zeug auf den dämlicheren Kanälen…

      Eine liebe Frau, aber anscheinend mit einer fixen Idee. Außerdem liefen so viele Teenies wie kleine Nutten herum, dass das schiere Überangebot einen Perversen eigentlich entmutigen oder doch wenigstens verwirren musste - oder brachte das manche erst auf dumme Gedanken?

      Sie verabschiedete sich mit dem Hinweis auf das Ende der kleinen Pause und zog in Gedanken versunken in ihren Deutschkurs.

      Als sie in der sechsten Stunde ins Lehrerzimmer zurückkehrte, fand sie eine nachgerade vertraute Situation vor: Die Mendel heulte, die vereinzelt herumsitzenden Kollegen schauten betont nicht hin und gaben sich beschäftigt, um nicht als Kronzeugen für die brutale Ausbeutung der armen Christine Mendel durch eine verständnislose Schulleitung angerufen zu werden.

      Auch Doro begab sich geschäftig auf ihren Platz und begann dort sofort, zielstrebig in ihrer Tasche zu kramen. Wie die Schüler, wenn der Lehrer sagte: „Wen könnte ich denn heute mal ausfragen…“

      Sie verbiss sich ein Grinsen, konnte aber nicht mehr an sich halten, als Carlos ihr quer durch den Raum zuzwinkerte, und prustete kurz. Hastig riss sie ein Taschentuch heraus und vergrub die Nase darin – vielleicht ging das Prusten ja als verunglückter Nieser durch?

      Ein vorsichtiger Blick zur Mendel: Nein, die starrte entrüstet zu ihr herüber.

      Hastig gab sich Doro wieder immens beschäftigt, klickte mit dem Rotstift, zog Listen näher zu sich heran und durchwühlte eine Mappe.

      Die Mendel jaulte auf: „Ich lass mich doch nicht verarschen!“

      „Frau Mendel, könnten Sie jetzt bitte mal damit aufhören, uns mit ihren Befindlichkeiten zu belästigen? Machen Sie Ihre Arbeit wie alle anderen auch und jammern Sie nicht so viel!“ Das war die Bittl, und Recht hatte sie!

      Doro sah nun offen zu, feige, denn jetzt hatte die Mendel naturgemäß ein anderes Ziel für ihre Aggressionen.

      „Was – was fällt Ihnen denn ein? Wer – wer sind Sie denn überhaupt?“

      „Ich heiße Petra Bittl und ich arbeite seit zwölf Jahren hier. Übrigens ohne ein einziges Mal zu jammern oder gar im Lehrerzimmer in Tränen auszubrechen. Das geht nämlich durchaus!“

      „Na, einmal hast du schon gejammert“, merkte die Echterding an. „Weißt du noch, 2008, wo praktisch alle krank waren und der Bernd dir in einer Woche elf Vertretungen reingewürgt hat?“

      Die

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